Die städtische Wohnungsnotfallhilfe ist seit Jahren überlastet. Nun sollen wenigstens 20 weitere Fürsorgewohnungen dazukommen. Auch in der Winternotübernachtung ist die Lage angespannt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - In der städtischen Wohnungsnotfallhilfe klemmt es an allen Ecken und Enden. Um in der Winternotübernachtung in der bevorstehenden kalten Jahreszeit ein bisschen Spielraum zu haben, hat man zu den beiden Unterkünften in Stuttgart-Mitte und im Osten noch eine dritte in Sillenbuch, die bei Bedarf belegt werden kann. Und die Fürsorgeunterkünfte für Haushalte, die aus ihrer Wohnung geklagt worden sind, werden von 450 auf 470 erhöht.

 

Genau 111 Plätze hat die Stadt in der Winternotübernachtung, 61 in dem Gebäude an der Hauptstätter Straße, 50 in der Villastraße. Aber längst sind die beiden Immobilien das ganze Jahr über belegt, so groß ist der Andrang. Ein beträchtlicher Teil der Menschen, die dort Unterschlupf suchen, stammt aus Ländern Südosteuropas oder aus Südeuropa. Dennoch geht Sozialamtsleiter Stefan Spatz Stand jetzt davon aus, dass die Zahl der Plätze auch in diesem Winter reichen wird. „Aber entspannt sind wir nicht“, gibt er zu. „Wir wissen ja nicht, wie der Winter werden wird.“

Aus der Wohnung geklagt

Für den Fall der Fälle hat die Stadt aber noch eine weitere Immobilie für diesen Zweck in petto, eine ehemalige Flüchtlingsunterkunft an der Gorch-Fock-Straße in Sillenbuch, die in der warmen Jahreszeit nicht belegt ist. „Die haben wir schon mal flott machen lassen“, sagt Spatz. „Dann müssten wir das schaffen.“

Ein weiteres Problemthema in der Wohnungsnotfallhilfe: die zu geringe Zahl von sogenannten Fürsorgeunterkünften. Diese sind dazu da, Familien mit Kindern oder auch bedürftige Alleinerziehende, Menschen mit einer Behinderung oder Ältere aufzunehmen, die schon länger in Stuttgart leben und aus ihrer Wohnung geklagt worden sind. Die Gründe sind unterschiedlich, mal haben die Betroffenen die Miete nicht bezahlt oder sie sind, wie es Stefan Spatz nennt, „nicht wohnfähig“. Oder der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Jedenfalls müssen die Menschen zügig an anderer Stelle untergebracht werden.

Zahl der Plätze wieder erhöht

In den 1990er Jahren hatte die Stadt noch 472 solcher Fürsorgewohnungen, die man dann auf 410 reduziert hat. „Die Situation war damals besser“, sagt der Sozialamtsleiter. Das ist heute grundlegend anders. Inzwischen hat man zwar wieder 450 Wohnungen, aber wegen des starken Wohnungsmangels und dem völlig verstopften System der Wohnungsnotfallhilfe reichen diese längst nicht mehr. Obwohl es der Sozialverwaltung laut Stefan Spatz jedes Jahr gelingt, bis zu 30 Haushalte wieder in private Mietwohnungen zu bringen.

Um wenigstens eine gewisse Verbesserung der Lage zu erreichen, soll die Zahl der Fürsorgeunterkünfte nun nochmals um 20 erhöht werden, um zehn noch in diesem, um weitere zehn im nächsten Jahr. Leisten soll das die städtische Wohnungsgesellschaft SWSG, die schon das vorhandene Kontingent von 450 Wohnungen betreut. Man werde „neue Wohnungen zukaufen oder entsprechende Wohnungen, die durch Fluktuation zur Verfügung stehen, für den genannten Zweck umwidmen“, sagt eine Sprecherin. Zählt man zu den genannten Wohnungen und Unterbringungsplätzen noch die Gruppe derer, die in sogenannten Sozialhotels – das sind meist heruntergekommene Hotels und Pensionen – leben, kommt man auf immerhin rund 2200 Personen, die von der Stadt ihm Rahmen der ordnungsrechtlichen Unterbringung einquartiert sind.