Der VfB Stuttgart wollte sich mit einem jungen sympathischen Trainer wieder zu einem Großen der Liga entwickeln. Aus diesem Plan wird nun nichts mehr. Und das ist die größte Niederlage, die der Club in den vergangenen Monaten erlitten hat, kommentiert Dirk Preiß.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Acht Pflichtspiele, nur ein Sieg – und zuletzt Leistungen, die nicht Anlass gaben, den Klassenverbleib als ausgemachte Sache anzusehen. Diese Zahlen und Fakten, dazu dieses Gefühl beim Blick auf die absolvierten Spiele – das Aus von Hannes Wolf beim VfB Stuttgart klingt nach einer logischen Folge. Und nach den Gesetzen der erbarmungslosen, streng nach Erfolgswahrscheinlickeiten ausgerichteten Branche. Dabei wollte der VfB genau diese nicht mehr bedienen. Dennoch musste nun der Trainer gehen.

 

Der sympathische Jung-Coach, der Aufstiegsheld, das Trainertalent ist damit Geschichte beim Club aus Cannstatt – und man stellt sich mal wieder die Frage: Musste es so weit kommen? Hat der Verein wirklich alles getan, diesen Trainer, der qua seines Alters Unterstützung brauchte, auch bestmöglich zu flankieren?

Der Club wollte unabhängiger sein von den Launen der Branche

Im Club werden sie sagen: Auf jeden Fall. Michael Reschke, der Sportvorstand, sah sich stets in der Rolle des väterlichen Beraters. Und noch zum Ende der noch laufenden Transferperiode hat Wolf einen seiner Zöglinge als Neuzugang bekommen: Jacob Bruun Larsen, den talentierten Dänen aus Dortmund. Andererseits hat Reschke das gemeinsame Wirken durch zweideutige Aussagen angreifbar gemacht, die zuletzt angeblich gemeinsam entwickelten Spielideen führten ebenso wenig zum Erfolg wie die Versuche davor, und der Kader wirkte zuletzt auch nicht gerade wie ein mutiger Haufen, der allen Widerständen trotzt. Vom einst mit Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf eingeschlagenen Weg sehen die Fans den VfB ohnehin bereits seit langem abgekommen. Und nach der Ausgliederung im vergangenen Juni unter dem Motto „Ja zum Erfolg“ hätten sich Viele den Club schon unabhängiger gewünscht von den Launen der Branche.

Ein trauriges Bild

Nun aber macht der Aufsteiger den nächsten Schnitt. Nach allem, was man hört, war es Wolf selbst, der die eigene Überzeugung anzweifelte, das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Als Mann der brillanten Kniffe hat er sich – im Gegensatz zu manch anderem Jung-Coach – ohnehin nie ausgezeichnet. Dazu der Eindruck des erneut überschaubaren Auftritts gegen Schalke 04 und die vielen verpassten Chancen, sich im Kampf gegen den Abstieg Luft zu verschaffen – da war die Trennung vollzogen.

All die Beteuerungen, gemeinsam die Zukunft zu gestalten, sich gemeinsam wieder zu einem Granden der Liga zu entwickeln spielten plötzlich keine Rolle mehr. Und ein Club, der noch vor wenigen Wochen als einer mit einem klaren Plan galt, steht nach drei Spielen der Rückrunde mit einer vermeintlich harmlosen Truppe und ohne Trainer da. Wer sich an die euphorische Aufstiegsfeier im Mai 2017 erinnert, für den ist das ein trauriges Bild. Und für den VfB Stuttgart und seine so selbstbewusste Führungscrew ist es, egal was nun passiert, eine krachende Niederlage – die bitterste der vergangenen Monate.