Wolfgang Joop ist ein gewitzter Entertainer und ein Mann von Welt mit Anstand, Gefühl und einem klugen Kopf. Simone Höhn gratuliert ihm zum anstehende siebzigsten Geburtstag.

Potsdam - Bislang war es Karl Lagerfeld, der nicht nur mit modischen Kunstwerken, sondern auch mit telegener Eloquenz brillierte. Mit seinem galoppierenden Schnellsprech und seiner trockenen Schlagfertigkeit weiß er das Publikum zu unterhalten.

 

Ein bisschen in Lagerfelds Windschatten – sowohl modisch als auch medial – steht seit eh und je Wolfgang Joop, der am 18. November siebzig Jahre alt wird. Zumindest medial geschieht dies zu Unrecht wie wir seit der letzten Staffel von „Germany’s next Topmodel“ wissen. Wo man sich zunächst fragte, warum sich der große deutsche Couturier für dieses Format hergibt, wünschte man sich drei Folgen später, er möge doch bitte viel öfter im Fernsehen auftreten.

Er umgibt sich bewusst mit einer Star-Aura

Amüsant und sprachgewandt, kantig und gebildet – mit entwaffnend ehrlichen Statements und einem respektvollen Umgang mit den Models ließ er seine Jurykollegen Heidi Klum und Thomas Hayo noch schnöder aussehen als sie es eh schon sind.

Im Begründer der legendären Luxusmarke Joop! und dem jetzigen Labelchef von Wunderkind steckt ein gewitzter Entertainer, ein Mann von Welt mit Anstand, Gefühl und einem klugen Kopf. „Wenn ich mich in der Öffentlichkeit sehe, im Fernsehen, in Magazinen, erkenne ich den Versuch, eine Pose, eine Haltung einzunehmen, die ich eigentlich überholt finde“, hat Wolfgang Joop einmal über sich gesagt. „Aber ich behalte sie bei, weil sie funktioniert, weil Leute wie mich offenbar eine gewisse Star-Aura umgeben muss.“ Vor fünf Jahren ist seine Autobiografie „Wunderkind. 14467 Potsdam“ erschienen. Die Co-Autorin und gute Bekannte von Wolfgang Joop, Inga Griese, beschrieb ihn damals in einem Artikel für „Die Welt“: „Hochsensibel und rebellisch zugleich ist sein Wesen, immer auf der Suche nach Anerkennung und Spiegelung, dabei unbedingt treu und anständig.“

Der Modemacher erfand sich 2001 noch einmal neu

Wolfgang Joop, 1944 in Potsdam geboren, hat seine Bestimmung spät gefunden. Er wuchs auf dem Bauernhof der Großeltern am Park von Sanssouci auf, bis die Familie 1954 nach Braunschweig übersiedelte, wo sein Vater als Chefredakteur eines Kulturmagazins arbeitete.

Auf dessen Wunsch studierte Joop später zunächst Werbepsychologie. Es folgte das Studium der Kunsterziehung, die Arbeit als Restaurator, Moderedakteur und Schauspieler bevor er 1982 seine kreative Energie in das Unternehmen Joop! steckte. Der Erfolg kam prompt und sicherte ihm den Platz im Dreigestirn der deutschen Modedesigner – Karl Lagerfeld, Jil Sander, Wolfgang Joop. Nach einem Zerwürfnis mit dem Miteigentümer verkaufte er jedoch 2001 seine letzten Anteile und fing noch einmal von vorne an.

Absichtslos, charmant, ein bisschen sexy

Mit dem 2003 in Potsdam geborenen Unternehmen Wunderkind schuf sich Joop sein Baby. „Die Wunderkind-DNA war immer etwas bobo, also bohemian-bourgeois. Absichtslos, charmant, ein bisschen sexy.“ So beschreibt Wolfgang Joop selbst den Stil des Labels. Für ihn ist Mode eine Haltung zum Leben, nicht mehr und nicht weniger. Die hat er sich schon früh angeeignet, damals im Internat als er unter Selbstzweifeln litt unter all den reichen Mitschülern. Bis er zu der Erkenntnis kam: „Es ist nicht wichtig, was du anhast. Es ist wichtig, wie du dich damit hinstellst.“