Sein Großvater Ferdinand Porsche konstruierte einst den legendären Käfer, sein Vater Ferry Porsche baute die Sportwagenproduktion in Stuttgart auf. Es ist deren Erbe, das Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Porsche-Aufsichtsrats, bewahren will. Heute wird er 70.

Stuttgart - W olfgang Porsche feiert am Freitag seinen 70. Geburtstag. Doch von Ruhestand kann keine Rede sein. In der vorigen Woche hat er eine anstrengende achtstündige Hauptversammlung der Porsche Automobil Holding SE ohne Zeichen von Müdigkeit geleitet und sich vom Vormittag bis zum Abend durch aggressive Aktionärsfragen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nach dem Aktionärstreffen ist er für weitere fünf Jahre zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden. Wolfgang Porsche empfindet es als seine Verpflichtung, das Erbe des Familienclans zu bewahren. Sein Großvater Ferdinand Porsche konstruierte einst den legendären Käfer, sein Vater Ferry Porsche baute die Sportwagenproduktion in Stuttgart auf. Die Biografie seines Vaters trägt den Titel „Autos sind mein Leben“. Gilt dieses Motto auch für den Sohn? „Die Leidenschaft meines Vaters für das Automobil hat mich angesteckt. Ich bin ein Automann, auch wenn ich kein Techniker, sondern Kaufmann bin“, sagt Wolfgang Porsche.

 

Sein Selbstverständnis als Bewahrer der Familientradition zeigt sich auch darin, dass Wolfgang Porsche den Hof Schüttgut im österreichischen Zell am See übernommen hat, der der Stammsitz der Familie ist. Dort steht auch die Grabkapelle der Familie. „Ich empfinde es als Verpflichtung, dass das Schüttgut gepflegt und weitergeführt wird“, meint Wolfgang Porsche, der zwar in Stuttgart geboren, aber dann zunächst auf dem Gut aufgewachsen ist. Die Porsches flohen vor dem Krieg ins Salzburger Land. Dort habe er die ersten sieben Jahre gelebt, gemeinsam mit seinen drei Brüdern, mit Cousins und Cousine. „Dort gab es Hühner, Schweine, Kühe und Ziegen. Für uns Kinder war das ein Paradies“, schwärmt Porsche. Der Milliardär, der geschätzt etwa 12,5 Prozent der Stammaktien der Stuttgarter Porsche Holding hält und auf seinem österreichischen Bauernhof 200 Rinder hat, bezeichnet sich heute etwas kokett als „Nebenerwerbsbauer“. Er sieht sich als „schwäbischen Österreicher“, wohnt in Salzburg und Zell am See, ist aber mehrmals im Monat „sehr gerne“ in Stuttgart.

Seine Berufskarriere startete bei Daimler

Anders als seine älteren Brüder Ferdinand Alexander und Hans Peter sowie sein Cousin Ferdinand Piëch und dessen Bruder Hans Michel stieg Wolfgang Porsche nicht beruflich im väterlichen Unternehmen ein. Er studierte an der Hochschule für Welthandel in Wien, als es in Stuttgart zum „Erbfolgestreit“ kam, weil es „zu viele kleine und große Chefs gab“, wie Ferdinand Piëch in seiner Biografie schrieb. Bei einem Krisentreffen im Sommer 1971 entschied Ferry Porsche, dass alle Porsches und Piëchs aus dem operativen Geschäft ausscheiden und stattdessen familienfremde Mitglieder die Führungsaufgaben übernehmen sollten. Ferry Porsche übernahm die Spitze des Aufsichtsrats.

Wolfgang Porsche stieg nach diesen Familienquerelen 1976 bei Daimler ein, übernahm Aufgaben im Vertrieb und im Management von Beteiligungen, baute zugleich eine Importfirma für Yamaha-Motorräder in Österreich auf, ein Studienkollege wurde dort Geschäftsführer. 1981 schied er jedoch bei Daimler aus. „Der damalige Konzernchef Joachim Zahn hat mich gefördert. Ich hatte ein zeitliches Problem“, begründet Porsche diesen Verzicht auf eine Karriere beim Konzern mit dem Stern. „Denn ab 1978 gehörte ich auch dem Porsche-Aufsichtsrat an und unterstützte meinen Vater bei seiner Arbeit. Darum hatte er mich gebeten.“

Wolfgang Porsche kümmerte sich fortan in zahlreichen Gremien, Ausschüssen und Aufsichtsräten um die vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten des PS-Clans, wurde schließlich als Nachfolger seines Vaters Sprecher des Porsche-Familienstamms. Sein Pendant beim anderen Zweig der Familie ist Hans Michel Piëch, der Bruder Ferdinands. In dieser Rolle braucht es viel diplomatisches Fingerspitzengefühl und Vermittlungsgeschick. Dies passt zu dem vierfachen Vater, der ein Mann der leisen Töne und immer für einen lustigen Spruch gut ist, der in schwierigen Situationen entkrampfend wirken kann.

Gemeinsam mit Wiedeking verlor er den Kampf gegen Piëch

Alles andere als lustig indes war die Lage, in die der Moderator im Übernahmekampf zwischen Porsche und VW geriet. Wolfgang Porsche stärkte Vorstandschef Wendelin Wiedeking den Rücken, verlor gemeinsam mit dem Westfalen den Machtkampf mit VW-Aufsichtsratschef Piëch und stand dann am 23. Juli 2009 im Zuffenhausener Fabrikhof im Regen, wo er mit tränenerstickter Stimme den Arbeitern versprach: „Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen.“

Heute ist dies Industriegeschichte. Die juristischen Nachwirkungen sind indes längst noch nicht bewältigt. Anleger, die in der Übernahmeschlacht viel Geld verloren haben, verlangen Schadenersatz in Milliardenhöhe, und die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Wolfgang Porsche. Es wird geprüft, ob er womöglich Beihilfe zur Manipulation der Handels mit VW-Aktien geleistet hat. Porsche weist solche Vorwürfe entschieden zurück.

Kämpfer für die Marke Porsche

Der Stuttgarter Autobauer Porsche ist heute Teil von VW, die Porsches und Piëchs sind über die Porsche Holding mit einer knappen Mehrheit der Stammaktien der dominierende Ankeraktionär des Wolfsburger Konzerns. Für Wolfgang Porsche hat sich durch diese Neuordnung jedoch nicht viel geändert. „Mein Herz schlägt natürlich vor allem für die Marke Porsche“, bekennt der Aufsichtsratschef. Er habe damals im Juli 2009 gesagt, er werde immer darauf achten, dass Porsche Porsche bleibe. Dies gelte weiterhin und sei für den Stuttgarter Autobauer ebenso wichtig wie für den VW-Konzern. „Denn nur so bleibt die Marke wertvoll.“ Dies sehe VW-Chef Martin Winterkorn genauso. „Deshalb mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft von Porsche“, versichert der Jubilar.