Er weiß, wann die Stars Heißhunger haben oder auf Diät sind: Der Österreicher Wolfgang Puck bekocht die Hollywoodprominenz bei der Oscar-Verleihung. Kein Wunder, dass er auch die Sonderwünsche von Jack Nicholson kennt.

Hollywood - Wenn man in die Küche von Wolfgang Puck gelangen will, führt der Weg über den wohl bekanntesten roten Teppich der Welt. Im zweiten Stock des berühmten Kodak Theatre in Los Angeles laufen die Vorbereitungen am Herd des österreichischen Kochs dieser Tage auf Hochtouren. Zum 19. Mal richtet Puck den Governors Ball aus, bei dem die Filmprominenz nach der Oscar-Verleihung zum Schlemmen zusammenkommt. Gemeinsam mit Hunderten von Helfern bereitet Wolfgang Puck das Menü für gut 1500 hungrige Hollywoodmäuler zu.

 

Der gebürtige Kärntner ist der Star unter den Köchen in Hollywood und bekannt dafür, einfache Zutaten zu leicht exzentrisch anmutenden Speisen zu kreieren – die sich auch auf dem Oscar-Menü wieder finden. Mehr als 50 verschiedene Gerichte werden in der Oscar-Nacht aufgetischt: neben Meerestieren und Kobe-Rind serviert Wolfgang Puck Räucherlachs auf Crème Fraîche in Form der Oscar-Statue, Kartöffelchen mit Kaviar in Goldfolie und Trüffelmakaroni. 1300 Austern, 600 Hummer und fünf Kilo Kaviar sind bestellt. „Es ist ein Luxusessen, mit mehr als zwölf Gängen“, sagt Puck. „Also, wenn der Brad Pitt oder der George Clooney wirklich Hunger haben, dann können sie gleich zwei Stunden essen.“

Der Mann hat tausend Rezepte im Kopf, auch die Extrawürste

Vegetarier müssen auf nichts verzichten: Für sie gibt es Risotto mit schwarzen Trüffeln oder mit Maronen gefüllte Tortellini. Bei dem üppigen, dreiseitigen Menü könnte man denken, Wolfgang Puck verbringt ganze Monate damit, dieses eine wichtige Dinner zusammenzustellen, tatsächlich ist es aber nicht mehr als ein kleines Brainstorming: „Ich brauche dafür immer nur ungefähr eine Stunde. Ich habe ein Repertoire von mehr als tausend Rezepten im Kopf. Von daher fällt mir ein solches Essen nicht schwer.“

Aber wenn 1500 Superstars zum Essen zusammenkommen, gibt es natürlich spezielle Wünsche. Doch ein echter Oscar-Koch ist auch darauf vorbereitet: „Ich hab 300 Köche in zwei verschiedenen Küchen da“, sagt Wolfgang Puck. „Davon stehen allein zehn Köche bereit für Sonderwünsche.“ Nach fast 20 Jahren als Oscar-Koch weiß Puck mittlerweile auch, welcher Hollywoodstar eine Extrawurst gebraten haben will: „Danny DeVito möchte Hummer, für Jack Nicholson habe ich immer ein gegrilltes Hähnchen vorbereitet, und Barbra Streisand, die liebt mein Pilz-Risotto“, erzählt der 63-Jährige. Streisand und DeVito sind übrigens auch bekannt dafür, für zwei zu essen. In der Oscar-Nacht werden Schlankheitskuren sowieso auf Eis gelegt. „Die Diäten werden ein paar Wochen vorher gemacht“, sagt Puck. Nach der Zeremonie hätten die Leute Hunger. Diejenigen, die bei der Verleihung leer ausgehen, können ihren Kummer wegtrinken: 1500 Flaschen Champagner stehen kalt – macht im Durchschnitt eine Flasche pro Gast.

Auch in Hollywood gibt es regionale Küche

Auch bei mehr als 1000 Gästen legt Wolfgang Puck Wert auf Frische und lokale Produkte. Die Zutaten für das Oscar-Menü kommen größtenteils von Bauern aus der Umgebung von Los Angeles. Das meiste wird erst am Sonntag zubereitet. Der Stress und die Hektik, der an diesem Abend in seiner Küche herrscht, lässt sich der gelassene Österreicher nicht anmerken. Dabei lief nicht immer alles glatt: Als Puck 2002 im Kodak Theatre den Governors Ball ausgerichtet hat, sind kurz vorher der Strom und das Gas ausgefallen. „Die Küche war komplett dunkel, und wir hatten erst die Hälfte der 800 Steaks fertig. Und ich hab meinen Elektriker nicht finden können, weil ihn die Security nicht durchgelassen hat“, sagt er. „Es hat vielleicht 15 Minuten gedauert, bis ich ihn gefunden habe – und das waren wahrscheinlich die längsten 15 Minuten meines Lebens.“

Bei Wolfgang Pucks Dinner darf übrigens jeder Gast einen Oscar mit nach Hause nehmen – oder gleich vor Ort vertilgen: Als Nachtisch werden bis Sonntag noch 4000 Schokoladen-Oscars mit sieben Kilogramm essbarem Goldstaub bestäubt. Sollte der eine oder andere Nominierte also keinen Preis gewinnen, dann kann er sich zumindest den Magen mit kleinen Gold-Oscars vollschlagen.