Kultur: Tim Schleider (schl)

Am 22. August 2011 verlor ein schwacher VfB mit 0:1 gegen Leverkusen. Ich stolperte aus dem Stadion direkt ins Lichtspielhaus, auf der Suche nach Trost und Zerstreuung mit Woody. Seit Jahren hatte ich keinen seiner Filme im Kino verpasst, die Klassiker auf DVD nachgeholt. An jenem Abend sah ich Midnight in Paris und trotzte vergnügt meinem Déjà-vu.

 

Da waren sie wieder, die Neurotiker und die Ehebrecher. Da war der Protagonist Gil. Er, der sinnkriselnde Schriftsteller, und ich, wir teilten die Sehnsucht nach dem Fernen, angeödet vom vermeintlich Oberflächlichen der Moderne. Der schwärmerische Gil berauscht sich an einer magischen Zeitreise in die Goldenen Zwanziger; ich folgte ihm blind. Seine Erleuchtung nahm ich lächelnd zur Kenntnis. Ein paar Monate später hockte ich in einem fernen, fremden Zimmerlein – nein, nicht in Paris, sondern in Palermo, und feilte an einem Roman. Nachts streunte ich durch wäscheleinenverhangene sizilianische Gassen und fahndete nach Magie. Manchmal kam ich ihr nah. Aber die große Magie, die gibt es nur im Film.