Wenn jemand für uns das US-Kino der vergangenen fünfzig Jahre wirklich zuverlässig am Leben erhalten hat, dann ist es Woody Allen. Am Dienstag wird der Regisseur 80. StZ-Autoren verraten zu diesem Anlass ihre Lieblingsfilme.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Filmkenner reden ja gern über die großen, prägenden Figuren des amerikanischen Kinos, die Meilenstein-Setzer, die Steven Spielbergs, George Lucas’, Peter Jacksons oder Martin Scorseses. Giganten. Dürfen wir mal etwas dagegensetzen? Wenn jemand für uns das US-Kino der vergangenen fünfzig Jahre wirklich zuverlässig am Leben erhalten hat, dann ist es Woody Allen. Drehbücher liefert er seit 1962 („The Laughmaker“), Darsteller ist er seit 1965 („What’s new, Pussycat?“), Regie führt er seit 1969 („Woody, der Unglücksrabe“). Seitdem vergeht praktisch kein Jahr mehr ohne neuen Woody-Allen-Film.

 

Kaum einer dauert länger als neunzig Minuten. Sehr viele werden eingeleitet durch Tafeln in verschnörkelter Schrift zu einem Jazzstück. Häufig wird ganz viel geredet. Gern auch mal durcheinander. Sehr häufig fallen Leute auf die Nase. Ab den frühen Achtzigern aber meist nur noch im übertragenen Sinn („Broadway Danny Rose“, 1984). Überraschend oft geht es um den Tod. Menschen töten und wollen hinterher davonkommen („Verbrechen und andere Kleinigkeiten“, 1990). Menschen merken, dass sie ganz sicher nicht davonkommen („Match Point“, 2005). Natürlich sind nicht alle dieser über fünfzig Werke Meisterwerke. Aber es finden sich so viele Perlen!

24-mal für den Oscar nominiert, viermal „the Winner“ – aber Woody Allen war noch nie bei einer einzigen Oscar-Verleihung. Er ist halt New Yorker. Er ist und bleibt Allen Stewart Konigsberg, der kleine kurz- und doch so weitsichtige, tiefsinnige jüdische Junge aus Brooklyn. Konigsberg – Königsberg: was für eine Vorlage! In Königsberg lebte einst ein wichtiger deutscher Philosoph. Erkenntnis und Ethik, das waren seine beiden großen Themen. Mr. Konigsberg aus Brooklyn holt diese Themen für uns auf die Leinwand. Aber leicht und tanzend. Nicht umsonst sind seine beiden eigenen Leinwandhelden Fred Astaire und Ginger Rogers. Mister Allen – our tribute for you!

(Von Tim Schleider)