Noch spannender als die Brechung des Balztanzrituals ist die Suche nach Allens Platzhaltern im Film. Die Reifung des Komikers drückte sich in seinen Alter-EgoFiguren aus, die er als Regisseur und Hauptdarsteller auf die Leinwand brachte. Allen hat Szene um Szene die Figur erfunden, die wir als Woody Allen kennen, und bald war die Frage, ob er die Distanz zwischen Künstler und Werk aufrecht erhalten konnte und wollte.

 

In seinen späteren Filmen, in denen Allen nicht mehr immer selbst die Rolle des Liebe Suchenden oder vor Liebe Flüchtenden spielte, mussten die Darsteller oft dagegen ankämpfen, eine Allen-Karikatur abzugeben, eine in Körpermaß, Habitus und Anmutung unpassende Urlaubsvertretung. Das Spätwerk Allens ist also dann am stärksten, wenn es nicht mit der Standardfigur belastet wird, die er selbst so lange gespielt hat. In „Magic in the Moonlight“ tauchen nun zwei Figuren auf, die Allen hätte spielen können, aber keine ist eine komplette Allen-Kopie.

Firths Stanley ist der Mann, der in eine komplizierte Gefühlslage gerät, aber er ist selbstbewusster, erfolgreicher, stolzer, maskuliner als die gewohnte Allen-Figur. Simon McBurneys Howard ist die andere Allen-Variante, der wieseligere, weniger imposante, randständigere Mann, mit dem Bedürfnis, die Welt eher zu kommentieren als zu gestalten, aber auch er erweist sich als viel kontrollierter.

Nun folgt die Enttäuschung

Wie Allen diese Alternativentwürfe vertrauter Figuren in Position bringt, kann Hoffnung auf ein originelles Spätwerk, wenn nicht einen Schlüsselfilm machen. Aber dann folgt die Enttäuschung: Allen frisst sich fest im Nicht-vor-nicht-zurück von Stanleys Fasziniertsein von Sophie. Er reizt die komfortable Weltabgeschiedenheit des Schauplatzes bis zur Putzigkeit aus.

Er bewegt die Figuren mit dösiger Ruhe durch Ränke, die Howard Hawks und andere Meister der Screwball-Comedy zu quirliger Konfliktentfaltung genutzt hätten. Und er fährt die intellektuelle Freude an der Suche nach der Wahrheit hinter der Täuschung im gleichen Maße zurück, wie er unspezifischen Jammer durch die Bilder wabern lässt: ach, warum können die Menschen nicht einfacher zueinander finden?

„Magic in the Moonlight“ scheint anfangs einer der interessanteren späten Allen-Filme zu werden, weil keinesfalls das Happy Ending durch jede Szenen schimmert. Firths Stanley ist auch ein arroganter, miesepetriger, misanthropischer Klotz, und Sophie möglicherweise eine perfide Parasitin. Im Vokabular einer anderen Kino-Ära spiegelt sich da etwas, was Allen in Komödien wie „Der Stadtneurotiker“ (1977) anhand von Psychomacken, Ticks und Überspanntheiten seiner Psychoanalysejunkies darstellte, die BeinaheUnmöglichkeit, romantisch beglückende Partnerschaften zu entwickeln.

Woody Allen gibt es zweimal

Noch spannender als die Brechung des Balztanzrituals ist die Suche nach Allens Platzhaltern im Film. Die Reifung des Komikers drückte sich in seinen Alter-EgoFiguren aus, die er als Regisseur und Hauptdarsteller auf die Leinwand brachte. Allen hat Szene um Szene die Figur erfunden, die wir als Woody Allen kennen, und bald war die Frage, ob er die Distanz zwischen Künstler und Werk aufrecht erhalten konnte und wollte.

In seinen späteren Filmen, in denen Allen nicht mehr immer selbst die Rolle des Liebe Suchenden oder vor Liebe Flüchtenden spielte, mussten die Darsteller oft dagegen ankämpfen, eine Allen-Karikatur abzugeben, eine in Körpermaß, Habitus und Anmutung unpassende Urlaubsvertretung. Das Spätwerk Allens ist also dann am stärksten, wenn es nicht mit der Standardfigur belastet wird, die er selbst so lange gespielt hat. In „Magic in the Moonlight“ tauchen nun zwei Figuren auf, die Allen hätte spielen können, aber keine ist eine komplette Allen-Kopie.

Firths Stanley ist der Mann, der in eine komplizierte Gefühlslage gerät, aber er ist selbstbewusster, erfolgreicher, stolzer, maskuliner als die gewohnte Allen-Figur. Simon McBurneys Howard ist die andere Allen-Variante, der wieseligere, weniger imposante, randständigere Mann, mit dem Bedürfnis, die Welt eher zu kommentieren als zu gestalten, aber auch er erweist sich als viel kontrollierter.

Nun folgt die Enttäuschung

Wie Allen diese Alternativentwürfe vertrauter Figuren in Position bringt, kann Hoffnung auf ein originelles Spätwerk, wenn nicht einen Schlüsselfilm machen. Aber dann folgt die Enttäuschung: Allen frisst sich fest im Nicht-vor-nicht-zurück von Stanleys Fasziniertsein von Sophie. Er reizt die komfortable Weltabgeschiedenheit des Schauplatzes bis zur Putzigkeit aus.

Er bewegt die Figuren mit dösiger Ruhe durch Ränke, die Howard Hawks und andere Meister der Screwball-Comedy zu quirliger Konfliktentfaltung genutzt hätten. Und er fährt die intellektuelle Freude an der Suche nach der Wahrheit hinter der Täuschung im gleichen Maße zurück, wie er unspezifischen Jammer durch die Bilder wabern lässt: ach, warum können die Menschen nicht einfacher zueinander finden?

Mit einer Schlussvolte kommt er zwar auf das Thema zurück, dass alles überall und jederzeit Lug und Trug ist, dass das Schicksal uns mit Zaubertrick um Zaubertrick prüft. Aber bis dahin hat er eine Regel verletzt, die Stanley und Houdini verinnerlicht hatten: die Show muss beständig so faszinierend sein, dass die Menschen das Getäuschtwerden lieben.

Magic in the Moonlight. USA 2014. Regie: Woody Allen. Mit Colin Firth, Emma Stone, Simon McBurney, Jacki Weaver. 98 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.