Wie überstehen Trauernde das Fest? Ein Workshop soll dabei helfen, über die Feiertage zu kommen.

Leonberg - Mit der Familie feiern oder doch lieber allein? Wie bisher oder doch ganz anders? Wenn Menschen einen geliebten Angehörigen verlieren, dann wiegt das in der festlichen Adventszeit und zum Fest der Liebe noch viel schwerer. Sind doch mit dieser Zeit oft ganz besondere Erinnerungen verbunden. „Das erste Mal Weihnachten – ohne dich“: Unter diesem Titel wollen die evangelische Klinikseelsorge und das Hospiz Leonberg Trauernden helfen.

 

Gemeinsam bieten sie am Samstag, 1. Dezember, einen Trauerworkshop an. In einer kleinen Gruppe will die Sozialpädagogin und Trauerbegleiterin Dorothea Breger mit den Teilnehmern das kommende Fest vorbereiten. „Die Trauernden können hier in einem geschützten Raum sozusagen trockenschwimmen“, sagt Daniela John, die Leiterin des ambulanten Hospizdienstes und zertifizierte Trauerbegleiterin.

Leitfaden für Weihnachten

„Gemeinsam wird ein individueller Leitfaden erarbeitet für Weihnachten“, meint die Klinikseelsorgerin Katrin Lücking-Löw. Im Zentrum stehen die Fragen: Wie will ich das jetzt machen, wo alles anders ist? Was ist mir wichtig an diesem Fest? Was will ich erhalten? „Jeder darf reden, muss aber nicht. Manchmal hilft es schon, anderen zuzuhören. Dabei reift der eigene Entschluss“, erzählt Lücking-Löw.

Seit Juni bieten Hospiz und Klinikseelsorge auch Trauergruppen für Erwachsene an. Im Januar startet eine neue. In einer geschlossenen Runde erhalten Trauernde Hilfe, den Tod eines nahen Angehörigen zu verarbeiten. Das Angebot findet an sieben bis acht Abenden statt und wird von Daniela John und Katrin Lücking-Löw geleitet, die sich beide zu Trauerbegleiterinnen weitergebildet haben. „Hospiz steht für qualifizierte Begleitung auf allen Ebenen“, betont die Pfarrerin.

Wie lange der Verlust her ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Die Rückmeldung aus vorangegangenen Gruppen zeigt, dass es den Teilnehmern guttut, sich bewusst wieder Zeit für die Trauer zu nehmen“, berichtet Lücking-Löw. Zu oft heißt es heutzutage: „Schau nach vorn. Kümmere dich wieder um dich selbst.“

„Viele sind unsicher, ob sie normal sind“

Freunde und Familie wüssten oft nicht mehr, wie sie mit Menschen umgehen sollen, die gerade einen Verlust erlitten haben. „Viele kommen zu uns und sind unsicher, ob sie normal sind“, sagt sie. Jeder dürfe aber seinen ganz eigenen Weg gehen.

Denn Trauer sei ein Prozess. „Sie gehört zum Leben dazu und ist keine Krankheit“, sagt Daniela John. Und nicht jeder Trauernde brauche eine psychologische Betreuung. „Es gibt die Depression als Phase der Trauer. Auch das Gefühl, nachsterben zu wollen, ist gerade bei älteren Menschen ganz normal“, fügt Lücking-Löw hinzu. Die Forschung zeige, dass Menschen, die sich nicht mit ihrer Trauer auseinandersetzen, ein erhöhtes Risiko für Krankheiten haben.

Anmeldung
Bis zum Dienstag, 27. November, bei Daniela John, Telefon 0 71 52 / 3 35 52 04. E-Mail an daniela.john@hospiz-leonberg.de. Die Anmeldung für die Trauergruppe läuft noch bis Mitte Dezember. Beide Angebote sind kostenfrei. Es wird aber um eine Spende für das Hospiz gebeten.