Einfach schön schreiben: In der Stadtteilbibliothek in Vaihingen hat Miriam Häfele einen Workshop über Handlettering gegeben.

Vaihingen -

 

Wer, sagen wir, fantasievoll und ästhetisch ansprechend Glückwunschkarten gestalten will, der sollte auch der Schrift Aufmerksamkeit widmen, denn eine Sauklaue entstellt die schönste Karte. Handlettering nennt sich die Kunst, eine schöne Schriftart zu finden.

Am vergangenen Samstag haben sich Gestaltungswillige zu einem Handletteringworkshop in der Vaihinger Stadtteilbibliothek getroffen. „Handlettering ist eine handgemachte Schrift, ganz ohne Elektronik. Es gibt eine beinahe unendliche Vielfalt und auf jeden Fall ein individuelles Ergebnis. Jeder darf seinen eigenen Stil entwickeln,” sagte die Kursleiterin Miriam Häfele. Auch verschiedene Schriftarten dürften in einem Wort kombiniert werden. Es gebe kein Richtig und kein Falsch, man zeichne nicht nur auf weißem, sondern auch auf buntem Papier, auf Karton oder auch auf Holz.

Häfeles Berufsleben dreht sich um Buchstaben. Sie ist diplomierte Bibliothekarin, die aber in Teilzeit arbeitet, um ihren Beruf mit dem Studium des Kommunikations-Designs zu vereinbaren. Ein Teilgebiet des Studiums ist die Typografie.

Eine Art des Zeichnens

Die ältere Schwester des Handlettering nennt man Kalligrafie, und nahezu jede Schriftkultur hat darin große Meister ihres Fachs. „Kalligrafie folgt relativ strengen Regeln mit festgelegten Formen. Die Arbeit mit Feder oder Pinsel erfordert die Beherrschung des Werkzeugs,“ sagte Miriam Häfele. Beim Handlettering handele es sich dagegen um eine Art des Zeichnens. Die Formen könnten zuerst mit Bleistift vorgezeichnet werden. Mit dem Radiergummi könne man Fehler jederzeit beseitigen und dann mit dem Stift ausbügeln. „Der Stift sollte weder zu weich, noch zu hart sein, am besten sind die Stärken HB oder B.“

Ihren Kursteilnehmern hat sie eine ganze Menge Vorlagen mitgebracht. Schriftzüge aus Zeitungen und Zeitschriften aus aller Welt und ein Buch über Handlettering: „Wenn ich in meinen Urlauben auf schöne Schriftzüge stoße, dann bringe ich sie mit oder mache Fotos davon,“ sagte sie. Die Schwelle für Handlettering sei eindeutig niederer als für Kalligrafie und beschere ein schnelles Erfolgserlebnis: „Deshalb eignet es sich auch gut für Jugendliche. Diese lassen in meinen Kursen erstaunlicherweise ihre Handys aus. Nur wenn ihnen die Ideen ausgehen, fragen Sie brav, ob sie sich online Anregungen suchen dürften.“ Nach ihren Bleistiftskizzen durften die Teilnehmer ihre Werke mit Artist Pens, wasserfesten Tusche-Stiften in unterschiedlichen Farben und in Schwarz, nachzeichnen.

Von den Möglichkeiten fasziniert

Was reizt die Teilnehmer am Vaihinger Workshop am analogen Umgang mit den Buchstaben? „Ich schreibe sehr gerne und mache schon länger Kalligrafie. Mit dem Handlettering will ich mich von den strengen Regeln befreien,“ sagte Ruth Roller, die Vorlesepatin der Bibliothek.

Eine 21-Jährige, die namentlich nicht genannt werden will, sagte: „Ich bastle gerne Geburtstagskarten. Da ist es ganz toll, wenn man von jemandem die Schriftmöglichkeiten erklärt bekommt.” Und eine 14-jährige Jugendliche erläutert: „Ich finde es faszinierend, mit unterschiedlichen Schriften zu spielen.“