Dass die Würmbrücke in Weil der Stadt-Hausen auf 2,4 Meter eingeengt wurde, wollen vor allem Handwerker nicht hinnehmen.

Weil der Stadt - Der Ärger in Hausen ist groß. „Wir sind von unserem Heimatort völlig abgeschnitten“, sagt zum Beispiel Peter Kessel. Sein Holzhandel- und Zimmereigeschäft liegt auf der östlichen Seite des kleinen Stadtteils Hausen. Die einzige Verbindung nach Weil der Stadt führt über die historische, von 1777 stammende Würmbrücke.

 

Genau die ist seit gut einer Woche für alle Fahrzeuge gesperrt, die länger als zehn Meter und breiter als 2,40 Meter sind. Peter Kessels Kunden, vor allem Handwerker, haben allesamt Fahrzeuge, die breiter sind. „Das ist ein Kahlschlag“, formuliert es Kessel.

Jahrzehntelanger Wunsch

Dabei war Lastwagen-Verbot für die Hausener Würmbrücke ein jahrzehntelanger Wunsch der Hausener Bevölkerung. Beinahe minütlich wiederholte sich das Schauspiel, wenn sich riesige 40-Tonner über das geschichtsträchtige Bauwerk quälten, meist verbunden mit gefährlichen Verkehrs- oder Wendemanövern. Einer der Kämpfer war daher der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber. Seit einer Woche gilt das Verbot also, und seit einer Woche beschäftigt Schreiber das Thema erneut. „Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie viele Gespräche ich da geführt habe“, berichtet er am Dienstag seinem Gemeinderat. „Die Unternehmen waren bei mir massiv vorstellig.“ Dass er es zusammen mit dem zuständigen Landratsamt geschafft habe, den „Schwerlastverkehr“ auszuschließen, daran will er nicht rütteln. Dass mit der Längen- und Breitenbeschränkung aber auch sämtliche Handwerker, Getränkelieferanten, Friedhofsgärtner und Wohnwagenbesitzer ausgeschlossen sind, das war Schreiber offenbar auch nicht bewusst.

Der Weiler Bürgermeister kündigt an, sich für Ausnahmegenehmigungen einzusetzen. „Ich habe gebeten, dass man das großzügig handhabt“, sagt er. Dafür ist allerdings nicht die Weiler Stadtverwaltung, sondern das Böblinger Landratsamt zuständig.

Dort zeigt man sich verhalten. „Die Sperrung der Brücke in Hausen für Lastwagen ist bereits seit Langem ein Wunsch der Stadt Weil der Stadt“, sagt Pressesprecher Dusan Minic. Nur in „gut begründeten Einzelfällen unter strengen Anforderungen“ könne man eine Ausnahmegenehmigung erteilen, kündigt er an.

Ursprünglich war auch der Weiler Bürgermeister davon ausgegangen, dass Hausener Unternehmer eine solche Begründung vorzuweisen hätten. Am Donnerstagnachmittag jedoch bekommt Peter Kessel den Anruf aus dem Landratsamt. Das Verbot sei für seinen Betrieb nicht existenzgefährdend. Einen Umweg von zwölf Kilometern über Tiefenbronn müssen seine Kunden und er stattdessen nehmen.

Für 500 Meter ist ein Umweg von 12 Kilometern nötig

Bernd Laure ist zum Beispiel einer seiner Kunden. Der Zimmerer und Stadtrat der Freien Wähler hat aktuell eine Baustelle in Hausen. „Mein Lieferant ist 500 Meter von der Baustelle entfernt – und dafür soll ich jetzt einen Umweg von zwölf Kilometern nehmen“, schimpft er. 2,45 Meter ist sein Wagen breit, nur fünf Zentimeter breiter als die erlaubten 2,40 Meter.

Auch Peter Kessel schüttelt den Kopf. „Der Grund für das Verbot waren die großen Brummis, nicht die kleinen Lastwagen, von denen noch nie einer die Brücke beschädigt hat.“ Damit spielt er auf den offiziellen Grund für die Sperrung an: der Denkmalschutz. Die Denkmalschutzbehörde Stuttgart hatte mehr Schutz für das Bauwerk von 1777 gefordert, daraufhin hatte das Landratsamt das Länge- und Breitenverbot erlassen.

Eine Gewichtsbeschränkung auf 7,5 Tonnen, wie sie die Handwerker fordern, sei für die über die Brücke führende Landesstraße nicht möglich, auch keine Ausweitung der Beschränkung auf 2,50 Meter. „Die übliche Breite sind 2,20 Meter“, sagt Landratsamts-Sprecher Dusan Minic, „da sind wir schon deutlich darüber hinaus gegangen.“ Auch weist er den Vorwurf zurück, das Landratsamt würde hier wirtschaftsschädlich agieren. „Unsere Straßenverkehrsbehörde muss sich an die rechtlichen Rahmenbedingungen halten.“

Jeder Antrag auf Ausnahme würde einzeln geprüft. „Ein Kriterium könnte zum Beispiel sein, wenn eine Firma zwei Betriebsstätten hat und Schwierigkeiten mit ihrem Betriebsablauf hat“, erklärt Minic.

Auch für den Merklinger Betrieb von Bernd Laure gilt das nicht, auch er hat schon eine Absage bekommen. Sein Lieferant Peter Kessel will das nicht hinnehmen. „Wir werden auf allen kommunalen Ebenen dafür kämpfen, dass sich etwas tut“, kündigt er an. „Die lokalen Gewerbetreibenden waren zu keinem Zeitpunkt in das Verfahren mit eingebunden, das muss sich ändern“, sagt er.