In der letzten Finalrunde der Württemberger Weinmeisterschaft unserer Zeitung stehen die besten Rotweine ab elf Euro zur Wahl. Bei all den Superlativen haben die Leserinnen und Leser eine besonders schwere Wahl.

Lokales: Matthias Ring (mri)

„Man muss jedes Jahr nehmen, wie es ist“, sagt Michael Kinzinger vom Berghof in Enzweihingen. Nun, wie es scheint, haben Württembergs Wengerter das Jahr 2018 besonders dankbar angenommen, denn die Weine der letzten Endrunde der Weinmeisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sind fast ausnahmslos diesen Jahrgangs. Weil sie in der Preiskategorie ab elf Euro sind, die nach oben keine Grenzen kennt, handelt es sich um die „mutmaßlich besten Rotweine Württembergs“, die dieses heiße Jahr hervorgebracht hat, sagt Holger Gayer, Geschäftsführender Redakteur unserer Zeitung und Moderator der Weinprobe.

 

Aus dem Mischbetrieb ist ein Weingut entstanden

Unter den sechs Finalisten sind alte Bekannte, aber als Novize ist eben auch der Berghof Kinzinger dabei, der erst seit 2012 ein richtiges Weingut ist. Zwar wurden früher schon im landwirtschaftlichen Mischbetrieb auch mal zwei, drei Weine gemacht. Aber erst mit Michael Kinzinger, der im Weingut Bernhard Ellwanger und bei Rainer Wachtstetter gelernt hat, wurden die Weichen neu gestellt. Dies hat auch zum 2018er Klosterberg Lemberger geführt, der im „Eichelmann“-Weinführer mit 90 Punkten bewertet wird und somit zu den besten in Deutschland zählt. Kinzinger vergisst dennoch nicht die Basis mit einfachen Weinen und sagt: „Ich lasse keinen vom Hof, der nicht zufrieden ist.“

Die besten Lemberger auf der ganzen Welt

Michael Weier, der mit unseren Weinkolumnisten und dem Direktor der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg Dieter Blankenhorn in einer Blindprobe die Finalisten bestimmt hat, ist um Superlative für diese Runde nicht verlegen. In der von Regisseur Ingo Dalcolmo festgehalten Laudatio sagt er über jenen Rainer Wachtstetter aus Pfaffenhofen, bei dem Michael Kinzinger gelernt hat: „Er gehört zu den allerbesten Lemberger-Machern in Deutschland, also auf der ganzen Welt“ – heißt diese Württemberger Rebsorte bei den Österreichern doch Blaufränkisch. Wachtstetter war bereits in allen Farben der Meisterschaft vertreten. Nun will er es mit einem Spitzenberg Lemberger Großes Gewächs wissen, spricht aber in aller Bescheidenheit von „kontrolliertem Nichtstun“ und „perfekten Trauben, die man nur begleiten muss“.

Schon morgens um acht durch den Keller probieren

Was dieses Begleiten im Keller bedeutet, erzählen Matthias Mayerle vom Weingut Mayerle in Geradstetten, im Wettbewerb mit einem Zweigelt, und Yvonne Ellwanger vom Weingut Bernhard Ellwanger in Großheppach, das die Cuvée Kreation CMX eingereicht hat. Der eine probiert sich mit seiner Frau Nina Mayerle regelmäßig von Fass zu Fass, die andere mit ihrem Bruder Sven Ellwanger, am besten morgens um acht. Beide sagen, dass man sich trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten am Ende einig werde, welcher Wein wann gut sei. Im Teamwerk Esslingen probiert man sich nicht in der eigenen Kelter durch, wo nur die Maischegärung stattfindet, sondern in der Zentralgenossenschaft in Möglingen, wo die Weine vom dortigen Kellermeister ausgebaut werden. Zu welch herausragenden Resultaten dies seit der Neuerfindung der Esslinger Weingärtner führt, zeigt der Syrah trocken Esslinger Burg, den der Teamwerk-Vorstand Jochen Clauß mitgebracht hat.

Und doch haben Genossenschaften „immer noch den Ruf, dass sie keine großen Weine hervorbringen können“, sagt Kurt Freudenthaler vom Weinkonvent Dürrenzimmern. Auch einer der großen Kellermeister Württembergs, der sich bald noch einmal neu orientieren will, beweist mit dem Divinus Merlot Barrique das Gegenteil. Bei solch hochkarätigen Weinen haben die Leserinnen und Leser unserer Zeitung nun die schwerste Wahl, ehe am 2. Dezember in der Online-Weinprobe im Pressehaus ihre Sieger in allen vier Kategorien geehrt werden.