Seit November steht Ex-Bundespräsident Wulff wegen Vorteilsannahme vor Gericht. Weil sich die Vorwürfe aus Sicht des Vorsitzenden Richters auch am neunten Verhandlungstag nicht erhärteten, stellt er ein schnelles Ende des Verfahrens in Aussicht.

Seit November steht Ex-Bundespräsident Wulff wegen Vorteilsannahme vor Gericht. Weil sich die Vorwürfe aus Sicht des Vorsitzenden Richters auch am neunten Verhandlungstag nicht erhärteten, stellt er ein schnelles Ende des Verfahrens in Aussicht.

 

Hannover - Der Korruptionsprozess gegen den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff geht deutlich früher zu Ende als ursprünglich geplant. Nach dem neuen Zeitplan soll spätestens am 21. Januar im Landgericht Hannover das Urteil gesprochen werden. Der Vorsitzende Richter Frank Rosenow kündigte am Donnerstag zudem an, in der kommenden Woche die Beweisaufnahme zu schließen.

In einem Zwischenfazit hatte das Gericht kurz vor Weihnachten eine Einstellung des Verfahrens angeregt, weil bis dahin nicht belegbar war, dass Wulff sich der Vorteilsannahme schuldig gemacht habe. Rechtsexperten sahen darin ein starkes Indiz für einen sich anbahnenden Freispruch. Sowohl Anklage als auch Verteidigung beharrten auf einem Urteil in der Sache.

„Die Vernehmung heute hat nichts richtig Überraschendes ergeben“, sagte Rosenow am Donnerstag nach der Befragung des polizeilichen Ermittlungschefs. Ursprünglich waren Verhandlungstermine bis in den April vorgesehen.

Wulffs Rechtsanwälte wollen Freispruch

Aus Sicht von Wulffs Rechtsanwälten kommt nur ein Freispruch für ihren Mandanten infrage. Sie boten am Donnerstag an, am 9. Januar bereits ihr Plädoyer zu halten. Zudem wollen sich die Verfahrensbeteiligten auf einen weiteren - wahrscheinlich letzten - Verhandlungstermin vor dem 22. Januar einigen.

Wulff muss sich seit Mitte November verantworten, weil der mitangeklagte Filmunternehmer David Groenewold einen Teil der Kosten für den gemeinsamen Oktoberfest-Besuch 2008 übernommen hatte. Im Gegenzug soll sich Wulff für ein Filmprojekt seines Freundes bei der Siemens-Spitze stark gemacht haben. Insgesamt geht es um rund 720 Euro für Hotel und Essen.

Nach Wulffs Aussage erfuhr er erst Anfang 2012, dass Groenewold einen Teil seiner Hotelkosten übernommen hatte. Mitarbeiter der Luxusherberge „Bayerischer Hof“ bestätigten, dass Wulff die Kostenübernahme beim Auschecken nicht habe erfahren müssen. Die Staatsanwaltschaft geht dennoch weiterhin davon aus, dass Wulff sich wissentlich einladen ließ. Als wahrscheinlich letzter Zeuge soll am 9. Januar ein zweiter leitender Polizeibeamter befragt werden.