Nicht nur VfB-Trainer Bruno Labbadia hat es getan, auch Giovanni Trapattoni, Klaus Augenthaler und Rudi Völler haben bereits öffentlich ihrer Wut freien Lauf gelassen. Und damit viele Zuschauer erheitert. Die besten Wutreden im Überblick.

Stuttgart - In Deutschland wird ja in diesen Tagen viel über „Reden“ gesprochen. Zum Beispiel am Sonntagabend zur besten Sendezeit bei „Günther Jauch“ in der ARD. Es saß dort Peer Steinbrück Rede und Antwort. Der ist SPD-Kanzlerkandidat und hat lange nach dem Motto gelebt: „Schweigen ist Silber, Reden ist Gold.“ Und so ging es in der Talkshow viel um dessen Reden, die er sich ziemlich fürstlich bezahlen ließ. Otto Normalzuhörer erstaunt es ja, wie viel Geld man mit Reden verdienen kann, und wie viel es sich mancher kosten lässt, Sätze aus berufenem Mund zu hören. Aber egal.

 

Ebenfalls am Sonntagabend hielt jedenfalls Bruno Labbadia eine hörenswerte Rede (Video von der Pressekonferenz). Für die musste man nichts bezahlen. Wutreden sind kostenlos. Und unbezahlbar, den Unterhaltungswert betreffend. Reden ist Gold, vor allem Brandreden.

Die Nachrichtenagentur „dapd“ hat deshalb flugs den Namen „Labbatoni“ für den Stuttgarter Trainer kreiert und über den Ticker gesendet – was natürlich eine Anspielung auf Giovanni Trapattoni ist, der in diesem Metier noch immer das bis heute unerreichte rhetorische Glanzlicht gesetzt hat: Es ist die Mutter aller Wutreden in der Fußball-Bundesliga.

Giovanni Trapattonis "Flasche Leer": Die Mutter aller Wutreden

Am 10. März 1998 tritt der Trainer des FC Bayern München vor die Presse. Vor zwei Tagen hat der FC Bayern in Schalke verloren. Es ist ein Auftritt, der Kult wird, seine Formulierungen finden Eingang in die deutsche Sprache, als Trap-Deutsch. 210 Sekunden für die Ewigkeit. „Struuunz! Was erlaube Struunz“, und „Ein Trainer ist nicht ein Idiot“ oder „Diese Spieler mussen zeigen mich, und mussen zeigen die Fans, mussen alleine die Spiele gewinnen. Musse alleine die Spiele gewinnen. Ich bin mude, habe immer die Schulde“, radebrecht er und verabschiedet sich mit: „Ich habe fertig.“

Rudi Völler rastet aus

Kurz, laut, deftig.

So ist die Wutrede, wobei kurz nicht zwingend sein muss. Rudi Völler etwa ließ seinem Ärger acht Minuten freien Lauf und beglückte die Fernsehzuschauer mit einem fulminanten Auftritt und einer bemerkenswerten Häufung von Kraftausdrücken.

Am 6. September 2003 bekommt der ARD-Mann Waldemar Hartmann den Zorn des damaligen DFB-Teamchefs ab, der sich von Gerhard Delling und Günter Netzer ungerecht behandelt fühlt. „Delling, das ist eine Sauerei, was der sagt. Die Geschichte mit dem Tiefpunkt, und noch mal ein Tiefpunkt. Da gibt’s noch mal einen niedrigen Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören.“ Und weiter. „Der Scheiß, der da immer gelabert wird. Da sollten sich alle wirklich mal Gedanken machen, ob wir in der Zukunft so weiter machen können. Immer diese Geschichte, alles in den Dreck ziehen, alles runter ziehen.“ Als Hartmann betont, dass er doch keine Schärfe rein bringe, sorgt Völler dafür, dass der „Waldi“ seither überall nur noch der „Weizen-Waldi“ ist. „Ja, du nicht. Du sitzt hier bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizen getrunken und bist schön locker.“ Waldemar Hartmann bekam danach einen Werbevertrag bei „Paulaner“.

Thomas Doll ärgert sich über Respektlosigkeit

Gut fünf Minuten nimmt sich Thomas Doll am 23. April 2008 Zeit, um den Journalisten mal die Meinung zu geigen. Doll ist damals Trainer bei Borussia Dortmund, medial wird über seine mögliche Ablösung spekuliert. Doll diktiert auf der Pressekonferenz unter anderem folgendes in die Blöcke: „Mich permanent an die Wand zu nageln, das ist so was von respektlos. Uns geht doch allen der Arsch hier auf Grundeis! Da lach ich mir doch den Arsch ab!“

Klaus Augenthaler schafft die Wutrede ohne Kraftausdrücke

Die kreativste Brandrede hält Klaus Augentaler als Trainer des VfL Wolfsburg am 10. Mai 2007. Eine ohne Emotion, ohne Fäkalausdrücke, und zwischen den Zeilen doch voller Wut. Ein Meisterwerk des Frage-Antwort-Spiels. Chirurgisch präzise, und von kaum zu übertreffender Kälte gegenüber dem Publikum. „Guten Tag! Es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich, die Antworten gebe ich auch.“ Danach befragt Klaus Augenthaler knapp Klaus Augenthaler zur Stimmung im Team, zur Taktik, zum Gegner, zu der Drucksituation und gibt sich Auskunft. „Dankeschön!“ Nach 43 Sekunden ist der einmalige Dialog-Monolog Geschichte.

Uli Hoeneß kritisiert die FC-Bayern-Fans

Oft ist die Presse ja der Adressat einer Wutrede, aber auch den gemeinen Fan kann es mal treffen. Am 13. November 2007 erbost sich Uli Hoeneß auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern über Kritik der Fans an angeblich schlechter Stimmung im Stadion: „Das ist eine populistische Scheiße“. Und: „Die Scheißstimmung, für die seid ihr doch zuständig und nicht wir. Es kann nicht sein, dass wir uns den Arsch aufreißen und dann so kritisiert werden. Was glaubt ihr denn, wer ihr seid?“,

Aber zurück zu Bruno Labbadia: Rückendeckung bekommt der von Wolfsburg Coach Felix Magath: „Es wird wirklich respektlos mit den Trainern umgegangen.“