Der siebenmalige Weltmeister Xande Ribeiro (34) zeigt auf Einladung eines guten Bekannten im Fellbacher Kong’s Gym, mit welchen Techniken er Ende Mai den globalen Titel im Brazilian Jiu-Jitsu
errungen hat.

Fellbach - In weißen, blauen und schwarzen JiuJitsu-Anzügen haben sich rund 50 Kampfsportler kreisförmig auf der grauen Matte versammelt. Gespannt verfolgen sie jede Bewegung der beiden Athleten in ihrer Mitte. Einer der Protagonisten ist Alexandre Couceiro Ribeiro, den alle nur Xande Ribeiro nennen. Der siebenmalige Weltmeister gilt als lebende Legende der Kampfsportart Brazilian Jiu-Jitsu und hat am Samstag ein Seminar in Fellbach gegeben.

 

Nach dem Reglement vieler Kampfkünste befindet der Champion sich jetzt allerdings in einer ausweglosen Situation. Auf dem Rücken liegend mit einem Gegner zwischen den Beinen sollte aus Laiensicht die Niederlage nur noch eine Formalie sein. Nicht so in der sich von Brasilien aus um die Welt verbreitenden Griffkunst: „Brazilian Jiu-Jitsu ist Bodenkampf“, hat Xande Ribeiro zuvor dem Reporter erklärt. Im Gegensatz zur japanischen Variante sind Schläge und Tritte verboten, selbst die auf den Boden führenden Würfe sind im Vergleich zum Judo oft unspektakulär.

„Ich liebe Würger“, sagt Xande Ribeiro

Inzwischen arbeitet sich der 34-Jährige Zug um Zug unter seinem Übungsgegner hervor. „Das Ziel ist, aus der Unterlage nach oben zu kommen und den Rücken des Gegners zu beherrschen, um dann einen Würger anzubringen“, erklärt Oliver Maier. Der 43-Jährige ist Diplom-Informatiker und Chef der Fellbacher Kampfsportschule Kong’s Gym, dem Ort des Seminars.

2006 hat der damals in München lebende Kampfsportler Kontakt zu Xande Ribeiro aufgenommen – und eine enge Verbindung entstand. „Wir haben dann sechs Wochen lang jeden Tag zusammen trainiert“, sagt Oliver Maier. Einige Zeit später folgte der erste Besuch von Xande Ribeiro in Fellbach. Immerhin ist Deutschland das erste Land in Europa, in dem seine Stilart des Brazilian Jiu-Jitsu heimisch wurde.

Den Rücken seines Opponenten hat Xande Ribeiro jetzt erreicht und einen Würgegriff angesetzt. „Ich liebe Würger“, sagt der 98 Kilogramm schwere Modellathlet lächelnd und erklärt seinen aus ganz Süddeutschland angereisten Schülern genau, worauf es dabei ankommt.

Weltmeister im Schwergewicht und Dozent

Ende Mai dieses Jahres hat er anlässlich der Weltmeisterschaften im amerikanischen Long Beach einige seiner in Fellbach demonstrierten Techniken besonders erfolgreich eingesetzt und den Titel im Schwergewicht gewonnen. Aktuell laboriert der in der Urwald-Metropole Manaus geborene Kampfsportler an einer Leistenverletzung. Die nächsten Wettkämpfe sind jedoch bereits fest eingeplant. Nach den panamerikanischen Meisterschaften im März folgt Mitte April ein Ausflug nach Abu Dhabi. Während Erstere den sportlichen Ruhm mehren, sorgen die von einem Scheich gesponsorten Profi-Weltmeisterschaften für finanziellen Erfolg. „Die Amateur-WM ist viel bedeutender“, sagt Xande Ribeiro. Allerdings muss auch ein Kampfkünstler seinen Lebensunterhalt finanzieren, was in einer noch jungen Kampfsportart nicht ganz einfach ist. Zwar stammen viele Spitzenkämpfer aus Brasilien, aber „viele von ihnen leben in den USA“, sagt Xande Ribeiro, der selbst nach drei Jahren sein Jurastudium abgebrochen hat und mit seinem Bruder Saulo 2007 in San Diego die Jiu-Jitsu-Universität gegründet hat.

Inzwischen ist er weltweit unterwegs, um für seinen Lieblingssport zu werben. Der nach ihm benannte Stil „Ribeiro Jiu-Jitsu“ hat mehrere Tausend Anhänger. Auf seinem Weg nach Fellbach legte Xande Ribeiro deswegen einen kleinen Umweg über die rumänische Hauptstadt Bukarest ein. Begonnen hat er seine fünfteilige Seminarserie in Moskau. Bereits in wenigen Tagen startet eine weitere Tour durch die USA. Xande Ribeiro ist also ein echter Weltreisender in Sachen Kampfsport, dessen Bewegungen nicht nur im Fellbacher Kong’s Gym ganz genau beobachtet werden.