Die drei Blogger Lisa Wolf, Felix Bahlinger und Alexander Grimme aus dem Kreis Böblingen beweisen, dass man nicht aus Berlin kommen muss, um Erfolg im Netz zu haben.

Böblingen - Lisa Wolf aus Böblingen bloggt über Mode- und Kosmetiktipps – weil es ihr Spaß macht und eines Tages zum Beruf werden soll. Felix Bahlinger aus der gleichen Stadt gehört mittlerweile zur Spitze der deutschsprachigen Technik-Youtuber. Und Alexander Grimme aus Leonberg hat es mit dem öffentlich zelebrierten Verzicht auf Kohlehydrate zu einer Gemeinde von 800.000 Fans auf Facebook gebracht.

 

Modetipps von Lisa Wolf

Ist man selbstverliebt, wenn man einen Fashionblog führt? Wenn man sich perfekt in Szene setzt, inszeniert, retuschiert? Lisa Wolf findet das nicht. „Im Gegenteil, ich bin schüchtern. Und das mehr, als mir manchmal lieb ist“, sagt die Bloggerin aus Böblingen. Lisa Wolf hat nach dem Abitur angefangen zu bloggen, als viele ihrer Freundinnen wegzogen. Seit etwa dreieinhalb Jahren schreibt sie in ihrem „Wolf-Club“ über Mode- und Beauty-Themen. Sie zeigt ihre Outfits und stellt Kosmetikprodukte vor. Auch deshalb habe ihr Blog nichts mit Selbstverliebtheit zu tun. „Ich schreibe ja nicht über mich, sondern über Produkte und Trends“, sagt die 25-Jährige.

Mit ihren Artikeln, die im Schnitt 1000 Leser erreichen, hat sie sich auf Kosmetika aus der Drogerie spezialisiert. Produkte, die Studentinnen mit begrenztem Budget wie sie selbst nutzen. Selbst gesetzte Bedingung bei ihren Blogeinträgen ist, dass sie jenen Lippenstift oder dieses Puder auch ihrer Freundin empfehlen würde. Positiver Nebeneffekt: Lisa Wolf hat einen Platz für ihre Fotos gefunden. „Ich habe schon immer viel fotografiert, wusste aber nicht, wohin mit dem Material“, sagt sie. Sich gegen die vielen anderen Fashion- und Beauty-Blogs abzusetzen, versuche sie nicht. „Ich habe keine Konkurrenzgedanken, keine Strategie“, sagt Wolf. Es ist ihr Hobby, das Spaß machen soll. Alles andere käme nicht infrage. Geld verdient sie mit ihrem Hobby nicht, ab und zu bekommt sie Produkte zugeschickt, die sie dann vorstellt.

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Das „bisschen Bloggen“ geht nicht nebenbei. „Viele verstehen nicht, wie viel Arbeit in so einem Post steckt“, sagt sie. Das Schreiben, Fotografieren, Bearbeiten dauert bei ihr zwischen fünf und zehn Stunden pro Eintrag. Letztendlich macht sie es auch nicht nur zum Spaß, der Blog ist auch ein berufliches Portfolio. Sie ist Studentin der Kommunikationswissenschaft und kann sich nach dem Bachelor eine Karriere im Bereich Blogger Relations vorstellen. Einen beruflichen Erfolg konnte sie bereits verbuchen. Seit Februar ist sie offizielle Bloggerin des Einkaufszentrums Mercaden, betreut dort die Social-Media-Kanäle, ist in Kontakt mit den Mietern und setzt eigene Ideen um. Ihr schönstes Erlebnis bisher war die Einladung zur Fashion-Week in Berlin. „Es war ein tolles Gefühl, als ich die Einladung mit meinem Namen in den Händen gehalten habe“, sagt Lisa Wolf.

Star der Technikszene: Felix Bahlinger

Felix Bahlinger hat aus Langeweile Gold gemacht. Der 23-Jährige gehört mit mehr als 400 000 Abonnenten zur Spitze der deutschsprachigen Technik-Youtuber und kann gut davon leben. Angefangen hat seine Karriere im Elternhaus in Böblingen. „Ich wusste nicht, was ich nach der Schule machen soll, also habe ich das mit Youtube einfach mal probiert“, sagt Bahlinger. Mit Papas Kamera begann er Videos über Apps, wie die Programme für Smartphones genannt werden, zu drehen, weil er sie selbst gern schaute. Mittlerweile ist die Auswahl größer, sind die Videos professioneller.

Als „Felixba“ stellt er beispielsweise das neue iPhone vor oder erklärt, wie man mit wenig Geld gute Videos drehen kann. Auf seinem zweiten Kanal, der „Rumpelkiste“, geht es um Reisen und Abenteuer. Bahlinger nimmt die Zuschauer mit nach New York oder Indien. Gedreht wird mit professioneller Ausrüstung, die Projekte sind aufwendiger, dauern auch mal über mehrere Monate. Eines sei aber gleich geblieben. Die Liebe und Leidenschaft zum Filmemachen. „Ich könnte sehr einfach Videos machen, die eine hohe Reichweite haben und höhere Gewinne erzielen“, sagt Bahlinger. Damit wäre er aber nicht zufrieden, er will sich verbessern und treu bleiben.

Als Freizeitbeschäftigung hat es begonnen. Vor einigen Jahren nahm er sich vor, seinen Kanal so erfolgreich wie möglich zu machen. „Ich habe gemerkt, dass ich am besten arbeite, wenn ich für mich selbst arbeite“, sagt er. Neben Filmen für seinen Kanal nimmt er auch Aufträge an und setzt Filmprojekte für Firmen um, zum Beispiel für einen Festplatten-Hersteller. Der Erfolg hat auch Schattenseiten: Negative Kommentare bleiben nicht aus. Es kam schon vor, dass Menschen unter Bahlingers Namen Testprodukte bestellten und sich die betroffene Firma dann verärgert bei ihm meldete, weil die Produkte nicht zurückkamen. Für Bahlinger, der mittlerweile im Ruhrgebiet lebt, offenbar kein Drama: „Ich kann mich nicht im Internet bewegen, ohne auch negative Erfahrungen zu machen.“ Für ihn gibt es viele positive Momente. Was er lange nicht vergessen wird, ist seine Indienreise im letzten Jahr. „Wir haben nachts in einem überfüllten, rustikalen Zug in einer Masse an Menschen unsere Videos geschnitten. So ein Gefühl hatte ich bisher nie“, erzählt er.

Ein Blog ohne Kohlenhydrate von Alexander Grimme

Im Gegensatz zu Lisa Wolf und Felix Bahlinger sieht man das Gesicht von Alexander Grimme aus Leonberg kaum im Internet. Er postet zwar mehrmals täglich auf Facebook, seinem Blog und Instagram. Bei ihm steht aber etwas anderes im Vordergrund: Essen mit wenig Kohlenhydraten, auf Englisch „low carb“. Er postet Rezepte für Gerichte und gibt Tipps zur Ernährungsumstellung. „Essen ohne Kohlenhydrate“ war nicht wirklich geplant, legte aber eine rasante Entwicklung hin. Der Blog hat auf Facebook 800 000 Fans und gehört zu den Spitzenreitern unter den deutschsprachigen Low-carb-Seiten. Eher durch Zufall hat er einen Trend erkannt und sich diese Entdeckung zunutze gemacht.

Alexander Grimme steckte grade in einer Ernährungsumstellung, als er die Facebook-Seite „Essen ohne Kohlenhydrate“ anlegte – und wieder vergaß. „Als ich nach etwa einem Monat wieder draufgeschaut habe, hatte die Seite knapp 300 Fans“, sagt der 30-Jährige. Nur mit einem Logo bestückt hatte sie viele Menschen angezogen. Er witterte den Trend: „Ich habe sofort die Domain gekauft und in einer Nachtschicht einen Blog gebastelt.“ Er postete das, was er noch an Bildern und Rezepten auf dem Handy hatte. „Ich habe mich sowieso viel mit dem Thema beschäftigt und viel gekocht“, sagt er. Seine Taktik ging auf, die Klicks stiegen schneller und immer weiter. Als die Facebook-Seite nach kurzer Zeit zwischen 40 000 und 50 000 Fans lag, gestaltete er ein Fotobuch mit Rezepten – ein Prototyp, eher zum Ausprobieren. Auf seiner Facebook-Seite seien „dann alle durchgedreht“. Er veröffentlichte es im Selbstverlag. Was folgte: zwei Bücher im Goldmann-Verlag. Platz 1 der Amazon-Bestsellerliste, ein eigener Online-Shop.

Neben Büchern verkauft Alexander Grimme mittlerweile rund 50 Produkte, alle passend zu seinem Thema. Kokosmehl zum Beispiel oder eine Low-carb-Pfannkuchen-Mischung. Den Großteil der Arbeit macht der Mediengestalter selbst: Kommentare beantworten, die Buchhaltung für den Shop, das Posten neuer Inhalte. Eine Bekannte hilft ihm bei der Rezept-Recherche, kocht und dreht Videos für den Youtube-Kanal. Für die Filmaufnahmen hat sich Grimme eine Kochinsel in einem Büro eingerichtet.

In die Unternehmergeschichte sei er „so reingerutscht“, als Blogger habe er sich nie richtig gesehen. Das soll sich bald ändern. Der 30-Jährige will auf dem Blog nun auch selbst mehr in den Vordergrund treten, was er früher nicht gewollt habe. „Ich glaube, dass es förderlich für die Seite ist“, sagt er. Mit dem schnellen Erfolg habe er zwar nie gerechnet, ihn aber ebenso schnell so angenommen: Es gibt härtere Schicksale.