Auch nach ihrem Parteiaustritt will Sibel Yüksel im Rathaus mitgestalten. Für einen Ausschusssitz braucht sie Hilfe. Von welcher Fraktion kommt diese?

Sibel Yüksel, bis vor wenigen Tagen die Vorsitzende der fünfköpfigen FDP-Fraktion im Stuttgarter Rathaus, sucht Anschluss. Als Einzelstadträtin ohne Parteibuch will sie eine Zählgemeinschaft mit etablierten Fraktionen bilden, um ihren Sitz im beschließenden Verwaltungsausschuss (VA) behalten zu können. Doch wer knüpft das Band zu ihr?

 

Keine Geringschätzung liberaler Werte

Den Liberalen, die sie nach 23 Jahren verlassen hat, bot sie die Zählgemeinschaft an. Mit dem Andocken wäre ihr Sitz gesichert. Zwar sieht sie einen „Rechtsruck“ in der Partei. Sie sei aber nicht der zitierten Auffassung, dass es in der FDP eine „Geringschätzung liberaler Werte“ gebe, wie unsere Zeitung berichtete. Das müsse korrigiert werden. Bei den ehemaligen FDP-Kollegen, die mit vier Köpfen die Mindestzahl für eine Fraktion stellen, wird Yüksel nicht landen können. „Solange wir eine Fraktion sind, bilden wir keine Zählgemeinschaft“, stellte Fraktionssprecher Matthias Oechner klar: „Das werden wir Sibel rückmelden“.

Bahnt sich Liaison mit der SPD an?

In ihrer Mitteilung zum Austritt hatte die Fachanwältin geschrieben, sie sei „als Sozialliberale Mitglied bei den Freien Demokraten geworden“. Liegt also der Weg zu einer Liaison mit der SPD nahe? Man habe Gesprächsbereitschaft signalisiert und sei „in unverbindlichem Austausch“, sagt deren Fraktionssprecherin Jasmin Meergans. Die angehende Lehrerin mit dem Hauptfach Mathe weiß, dass der SPD mit Yüksel jener Sitz im VA zustünde, den die FDP verliert. Allerdings zeigen Onlinerechner auch, dass Yüksel sich genauso Einfluss sichern könnte, wenn sie bei anderen Fraktionen andockt – was die mit Berechnungen beauftragte Verwaltung bestätigt. Ausziseliert werden müsste womöglich noch die Zuteilung von ein paar Aufsichtsratsposten. Auch bei den Grünen schätzt man Yüksel. Aktuell gebe es aber nichts zu besprechen, so deren Fraktionssprecher Andreas Winter. Träfen Yüksels Avancen unisono auf Ablehnung, würde der vakante Sitz auch den Grünen zufallen.