Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Am 16. Dezember überwies die Neckarpri denn auch die erste Kaufpreisrate in Höhe der geplanten Dividende an die Franzosen. Für die knapp 170 Millionen Euro wurde ein Darlehen aufgenommen, erfuhr die Öffentlichkeit durch eine Landtagsanfrage der Grünen. Die hatten die schwarz-gelbe Regierung aufgefordert, die Hauptversammlung um einige Wochen zu verschieben. Begründung: die neue Regierung solle die Chance haben, die Aufsichtsräte des Landes selbst zu nominieren.

Doch Finanzminister Willi Stächele wies die Forderung aus mehreren Gründen zurück. Würde die Ausschüttung um einen Monat verzögert, so ein Einwand, drohe den Großaktionären nicht nur "ein nicht unerheblicher Zinsverlust". Die Folge für die Neckarpri wäre zudem, "dass das für die erste Kaufpreisrate aufgenommene Darlehen nicht planmäßig zurückgeführt werden könnte". Mit anderen Worten: die Dividende für 2010 ist bereits fest verplant.

Langfristige Rechnung hängt von etlichen Faktoren ab


Kann man da, wie Mappus es tat, wirklich von einem bereits verbuchten "Gewinn" sprechen? In der Antwort des Staatsministeriums auf eine entsprechende StZ-Anfrage wird dieser Begriff wohlweislich nicht mehr verwendet. "Rein rechnerisch", heißt es stattdessen, ergebe sich "für die Wirtschaftsplanung im Jahr 2011 ein Überschuss von rund 60 Millionen Euro." Nur deshalb könnten bereits Kreditverpflichtungen zurückgeführt werden. Klar sei zudem, "dass seitens des Landes im Ergebnis keine Steuergelder für die Beteiligung eingesetzt werden müssen".

Ob diese kurzfristige Rechnung auch mittel- und langfristig aufgeht, hängt von etlichen, schwer vorhersehbaren Faktoren ab. Entscheidend ist letztlich, wann und zu welchem Preis das Land die Aktien wieder los wird. Da gehen die Szenarien weit auseinander. Der von den Grünen beauftragte Energieexperte Ben Schlemmermeier befürchtet, das Land habe die Papiere um 900 Millionen Euro zu teuer gekauft - und müsse diesen Verlust beim Verkauf realisieren. Mappus hingegen erinnert gerne daran, der EnBW-Kurs sei schon einmal bei 60 Euro gestanden. Würde er diese Höhe wieder erreichen, könnte das Land nicht nur einen Millionen-, sondern einen Milliardengewinn einstreichen. Doch das wird sich erst in fernerer Zukunft erweisen.