Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Und dann erzählt Willi Weber, wie er es sich mit anderen Journalisten verscherzt hat. „Bei mir sind im Jahr 350 Anfragen für ein Schumacher-Interview eingegangen, nur 20 Zusagen habe ich gegeben, damit sich der Michel auf die Formel 1 konzentrieren kann. Die Folge war, dass 330 Journalisten nicht besonders gut auf mich zu sprechen waren. Das hatte Folgen. Wenn ich in Artikeln nur als raffgierig bezeichnet wurde, empfand ich das schon als positiv.“

 

Seit 2010 ist Willi Weber nicht mehr offiziell für Michael Schumacher am Start. „Wir haben gesagt: mehr geht nicht. Wir waren froh und traurig zugleich, als wir beschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen.“

Dann wollte Willi Weber das Leben genießen, mehr Zeit mit seiner Frau und der Tochter verbringen und Lachse in Alaska angeln. Doch ganz schnell kam ihm die Erkenntnis: „Ich brauche keinen Urlaub. Ich bin ein Tier, ein Arbeitstier.“ Bis 2011 betreute er den Fahrer Nico Hülkenberg, verabschiedete sich dann aber endgültig aus der Formel 1. „Ich besuche auch keine Rennen mehr. Wenn du in der Boxengasse oder im Fahrerlager bist, stehst du grundsätzlich im Weg rum. Mich haben diese vielen unnötigen Leute in der Formel 1 immer genervt.“

Endstation Marienplatz

Endstation Marienplatz, aber Weber (Jahrgang 1942) kommt immer besser in Fahrt. „Wissen Sie, dass ich Buddhist bin? Meditieren, die andere Wange hinhalten und so. Mit der Umsetzung habe ich allerdings noch Schwierigkeiten.“ Willi Weber lacht. Er lacht oft – wenn er bei einem Espresso im Café Kaiserbau, wo das Zahnradbahngespräch in die Verlängerung geht, von seinen Anfängen als Geschäftsmann erzählt. Nach dem Krieg half er als kleiner Junge in Regensburg seinem Vater, Armeeuniformen zu verkaufen. Er war für die Goldbemalung der Knöpfe zuständig. Mit 16 verließ er das Elternhaus – „ich hatte ein schwieriges Verhältnis zu meinem Vater“ – und landete in Stuttgart. Zunächst machte er eine Hotelfachlehre und zog dann in der Schlossstraße einen Gebrauchtwagenhandel auf. Später betrieb er Gastronomie im großen Stil. Unter seiner Leitung stand unter anderem das Fernsehturm-Restaurant und die Andechser-Lokalkette. Bis Michael Schumacher um die Ecke bog.

Zeit mit Schumacher war ein einziger Höhepunkt

In seinem Formel-3-Rennstall gab Weber dem mittellosen Michel eine Chance, managte ihn fortan. Normalerweise müssen Rennfahrer Geld mitbringen, um sich in ein Cockpit einzukaufen. In diesem Fall lief es andersrum. Als Stuttgarter Großgastronom hatte Weber schon eine ganze Menge verdient und legte sein Geld in Schumacher an. Das sollte sich auszahlen.

„Im Grunde war die Zeit mit Michel ein einziger Höhepunkt“, sagt Willi Weber. Schumacher stieg zur deutschen Sportikone auf und mit ihm Weber, der in der Branche den Beinamen „Mister 20 Prozent“ erhielt. Er kassierte ein Fünftel von den Einnahmen seines Schützlings und machte nicht nur Michael Schumacher zu einer Marke, sondern auch sich selbst.

„Geld macht glücklich“, sagt Willi Weber, „mich jedenfalls, weil es mir Freiheit gibt.“ Ziemlich viel Freiheit, bei Schumachers enormen Gesamteinkünften. „Aber bitte auch an die Steuerabzüge denken“, sagt Weber. Und: „Ich schäme mich nicht dafür, viel Geld verdient zu haben. Dazu hat jeder die Möglichkeit. Ich habe die nötigen Ideen dazu.“ Und dann erzählt er vom berühmten Schumacher-Käppi: „Zuvor hatten die Fahrer nur Werbung auf der Brust. Die wurde auf Fotos dann aber oft abgeschnitten. Dieses Problem gab es mit der Mütze nicht mehr. Wer schneidet denn einem Fahrer schon den halben Kopf ab?“ Und dann kommt der nächste echte Weber: „Bevor ich kam, da dachten die Leute doch, Merchandising wäre etwas zum Essen.“ Willi Weber schaut und erkennt: Der Gag saß. Was seine gute Laune noch ein bisschen besser macht. Doch der Dämpfer kommt sogleich. Wendepunkt Degerloch: fertigmachen zur Talfahrt. Es geht in Richtung Tiefpunkte.

Neider gibt es viele

„Es gibt zwei Arten von Menschen, schlechte und ganz schlechte“, sagt Willi Weber. Zur zweiten Kategorie zählt er jene, die ihm den Erfolg neiden oder ihm böse Absichten unterstellen. „Und von denen gibt es viele.“ Weber nennt sie „Aliens“. Jene zum Beispiel, die behauptet haben, er sei Bordellbetreiber gewesen. Blödsinn, sagt Weber. „Ich habe vor viele Jahren versucht, unser Wohnhaus in Böblingen zu verkaufen, ich fand aber nur einen Mieter. Und der hat einen Saunaclub eröffnet. Soll er doch, habe ich mir gedacht.“ So viel zum Thema „Rotlicht-Willi“.

Zugesetzt haben Weber auch zwei Gerichtsverfahren, die ihm zusammen eine Strafe in Höhe von rund einer Million Euro eingebracht haben. Es ging um die Schumacher-Mützen-Firma Pole Position Merchandising (PPM), um Untreue und Insolvenzverschleppung. „Üble Geschichte“, sagt Willi Weber, „der damalige Geschäftsführer hat das verbockt, als Gesellschafter habe ich davon nichts mitkriegt, weil ich fast ausschließlich mit dem Michel beschäftigt war. Ich habe ihn wie eine Glucke beschützt. Ich konnte mich nicht um alles kümmern. Nur geglaubt hat man mir nicht. Ich wurde damals bestraft, die Bankmanager, die uns jetzt in die Krise geritten haben, aber nicht. Das ist nicht gerecht.“

Seinen wichtigsten Prozess hat Willi Weber aber nicht verloren. Bei einer Niederlage wäre aus Mister 20 Prozent Mister 10 Prozent geworden. Ende der neunziger Jahre verklagte ihn der Motorsportjournalist Burkhard Nuppeney und forderte die Hälfte aller Einnahmen aus den Schumacher-Geschäften. Eine entsprechende Abmachung bestand zwischen Nuppenney und Weber, als Schumacher noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Das Gericht glaubte dann Weber, der angab, der Vertrag sei gleich wieder aufgelöst worden.

„Ich brauche keinen Urlaub“

Und dann erzählt Willi Weber, wie er es sich mit anderen Journalisten verscherzt hat. „Bei mir sind im Jahr 350 Anfragen für ein Schumacher-Interview eingegangen, nur 20 Zusagen habe ich gegeben, damit sich der Michel auf die Formel 1 konzentrieren kann. Die Folge war, dass 330 Journalisten nicht besonders gut auf mich zu sprechen waren. Das hatte Folgen. Wenn ich in Artikeln nur als raffgierig bezeichnet wurde, empfand ich das schon als positiv.“

Seit 2010 ist Willi Weber nicht mehr offiziell für Michael Schumacher am Start. „Wir haben gesagt: mehr geht nicht. Wir waren froh und traurig zugleich, als wir beschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen.“

Dann wollte Willi Weber das Leben genießen, mehr Zeit mit seiner Frau und der Tochter verbringen und Lachse in Alaska angeln. Doch ganz schnell kam ihm die Erkenntnis: „Ich brauche keinen Urlaub. Ich bin ein Tier, ein Arbeitstier.“ Bis 2011 betreute er den Fahrer Nico Hülkenberg, verabschiedete sich dann aber endgültig aus der Formel 1. „Ich besuche auch keine Rennen mehr. Wenn du in der Boxengasse oder im Fahrerlager bist, stehst du grundsätzlich im Weg rum. Mich haben diese vielen unnötigen Leute in der Formel 1 immer genervt.“

Endstation Marienplatz

Endstation Marienplatz, aber Weber (Jahrgang 1942) kommt immer besser in Fahrt. „Wissen Sie, dass ich Buddhist bin? Meditieren, die andere Wange hinhalten und so. Mit der Umsetzung habe ich allerdings noch Schwierigkeiten.“ Willi Weber lacht. Er lacht oft – wenn er bei einem Espresso im Café Kaiserbau, wo das Zahnradbahngespräch in die Verlängerung geht, von seinen Anfängen als Geschäftsmann erzählt. Nach dem Krieg half er als kleiner Junge in Regensburg seinem Vater, Armeeuniformen zu verkaufen. Er war für die Goldbemalung der Knöpfe zuständig. Mit 16 verließ er das Elternhaus – „ich hatte ein schwieriges Verhältnis zu meinem Vater“ – und landete in Stuttgart. Zunächst machte er eine Hotelfachlehre und zog dann in der Schlossstraße einen Gebrauchtwagenhandel auf. Später betrieb er Gastronomie im großen Stil. Unter seiner Leitung stand unter anderem das Fernsehturm-Restaurant und die Andechser-Lokalkette. Bis Michael Schumacher um die Ecke bog.

„Dem Michel habe ich gerade erst einen Sponsorenvertrag mit einem Hersteller für Navigationssysteme beschafft“, sagt Weber. Zu den alten Konditionen? „Es bleibt dabei, unter 20 Prozent gehe ich nicht aus dem Haus.“ Jetzt muss Willi Weber zurück. Das nächste Geschäft ruft. „Ich bin mit 50 Prozent an der Entwicklung und Herstellung der wieder verschließbaren Konservendose beteiligt. Daran haben sich viele Tüftler Jahrzehnte vergeblich versucht. Wir bringen die Dose nächstes Jahr auf den Markt“, sagt Willi Weber und verabschiedet sich: „Vielen Dank für das Gespräch, jederzeit wieder.“