Nicht Rubbeln, sondern nur noch die Zahnbürste an den Zähnen vorbeiführen – die Ultraschallzahnbürste verspricht schonende Reinigung der Zähne. Ein Test zeigt: das Sauberkeitsgefühl ist gut, aber die Prozedur dauert lange.

Stuttgart - Es ist ein verregneter Morgen, als ich das erste Mal eine Revolution in den Händen halte. Sehr unscheinbar ist sie: klein und weiß mit Borsten. Aber Revolutionen scheinen ja oft erst ganz harmlos. Dieses Ding aber soll einen Wandel in meinem Mund hervorrufen. Kein Putzen, kein Bürsten und keine Reibung seien nötig, verspricht der Hersteller. Dafür: „effektive Beseitigung von Bakterien, Zahnstein und Plaque auf und zwischen den Zähnen, auf dem Zahnfleisch und tief in Zahnfleischtaschen und bis zu 12 Stunden frischer Atem“. Außerdem sollen die Zähne mit der Zeit weißer werden und Zahnfleischentzündungen besser heilen.

 

Ich bin skeptisch und frage mich, ob und wie das wohl geht. Ob es funktioniert, wird sich zeigen. Wie es funktioniert, steht in der Gebrauchsanweisung: durch Ultraschall. „Alter Hut, hab ich auch zu Hause“, wird der eine oder andere jetzt sagen. Ich bin mir da nicht so sicher. Denn Schallzahnbürsten, ja die gibt es. Diese arbeiten aber nach wie vor mit Reibung; nur die Bürstenköpfe bewegen sich viel schneller als bei herkömmlichen elektrischen Zahnbürsten, nämlich mit bis zu 30 000 Schwingungen pro Minute. Und die Ultraschallzahnbürste? Die arbeitet mit bis zu 96 Millionen Schwingungen pro Minute, was eine Reibung unnötig macht, was wiederum den Zahnschmelz schont.

„Mit der richtigen Technik ist die Plaqueentfernung bei allen Zahnbürsten gleich – egal ob Hand-, elektrische oder Ultraschallzahnbürste“, erklärt Peter Gängler von der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke. Er hat eine Studie zur Ultraschallzahnbürste durchgeführt und sieht in dieser Technik einen klaren Vorteil: „Alle anderen Zahnbürsten arbeiten mechanisch. Das heißt, wenn man diese Zahnbürsten mit Zahnpasta kombiniert, hat man relativ hohe Abrasionskörper. Und die machen auf Dauer die Zähne kaputt.“ Das könne, so Peter Gängler, mit einer Ultraschallzahnbürste vermieden werden, weil sie vollständig non-abrasiv arbeite. Einfach gesagt: sie schleift nichts vom Zahn ab. Sein Kollege Stefan Zimmer von der gleichen Universität sieht das anders: „Ich kann mir die Wirksamkeit einer Ultraschallzahnbürste nicht vorstellen, weil die sehr flexiblen Borsten einer Zahnbürste gar nicht im Stande sind, die hochfrequenten Bewegungen des Zahnbürstenkopfes weiterzuleiten.“

Der erste Selbstversuch überzeugt nicht

Was denn nun? Ich muss also selber weiter testen. Zurück in mein Badezimmer: in der Gebrauchsanweisung steht, ich solle die mitgelieferte Spezialzahnpasta auf meine Zahnbürste geben, diese anschalten, die Paste damit im Mund verteilen und sie dann nur noch locker an meine Zähne halten. Mache ich. Fünf bis zehn Sekunden an einer Stelle, dann zu den nächsten Zähnen.

Ich spüle aus und denke: Na ja! Meine Zähne fühlen sich zwar sauber an, aber nicht revolutionär, bombastisch, superkalifragilistischexpialigetisch, wie Mary Poppins singen würde.

Am Abend des verregneten Tages bekommt die Zahnbürste eine weitere Chance. Dieses Mal nehme ich ein bisschen mehr Zahnpasta und bleibe viel länger an einer Stelle. Und siehe da, jetzt denke ich, dass selbst Schlittschuhfahrer auf meinen Zähnen ausrutschen würden.

Am nächsten Morgen das Gleiche. Und das frische Gefühl im Mund hält wirklich, wirklich lange an. Der Grund dafür ist wohl, dass die Zahnpasta durch die Ultraschallschwingungen Mikrobläschen bildet, die, laut Hersteller, überallhin gelangen – sogar in die Zahnzwischenräume und die Zahnfleischtaschen.

Nun ja, Zahnfleischtaschen plagen mich nicht, aber was nicht ist, könnte ja ohne die Zahnbürste noch werden. Fest steht, dass ich sehr viel Zahnpasta und sehr viel Zeit zum Zähneputzen brauche. Zwischen sechs und zehn Minuten sitze ich da, um dieses saubere Gefühl im Mund zu bekommen. Eigentlich muss ich dabei nur rumsitzen und ab und zu die Zahnbürste weiterschieben. Trotzdem: wenn ich es morgens eilig habe oder abends sehr müde bin, werde ich weiterhin zur normalen Zahnbürste greifen. Würde ich nur zwei, drei Minuten mit der Ultraschallzahnbürste putzen, könnte ich es, so mein Eindruck, auch gleich lassen. In dieser Zeit haben sich zumindest in meinem Mund nicht genügend Bläschen entwickelt. Diese entstehen übrigens, anders als der Hersteller sagt, auch mit ganz normaler Zahnpasta. Und dass der Zahnschmelz komplett verschont bleibt, überzeugt mich letztlich wirklich. (Die Ultraschallzahnbürsten von Emmi-Dent kosten ab 99,90 Euro.)