Das Sindelfinger Festival der Illusionen hat einen guten Ruf, sein Echo erreicht auch über die Grenzen Europas hinaus. Anfang Januar tritt wieder die Crème de la Crème der Zauberer auf.

Sindelfingen - Vor der Bühne steht ein kleines Kästchen. Die Gäste schreiben einen Wunsch auf einen Zettel und werfen diesen hinein. Andy Häussler, der Mentalmagier, tritt vor das Publikum. Seine Augen schweifen durch das Publikum, bis er einen Besucher seiner Zaubershow fixiert. Er richtet ein paar Fragen an ihn – bis er herausgefunden hat: „Sie wünschen sich, dass Trump von einem anderen Präsidenten abgelöst wird.“ Häusler, der von sich sagt, dass er Gedanken „lesen“ könne, tritt als Cheforganisator des Festivals der Illusionen mit seinem Programm „Der sechste Sinn“ selbst in der internationalen Zaubershow auf. Zelebriert wird sie vom 4. bis 6. Januar in der Sindelfinger Stadthalle. Zauberkünstler mit Rang und Namen sind dabei.

 

Blitzrechnen gehört zu seiner Spezialität

„Enterbrainment“ nennt der 55-Jährige aus Stuttgart seine Kunst, abgeleitet von Entertainment. Ob und wie er in die Gehirne seiner Gäste hineinschaut, verrät er natürlich nicht. Nur so viel: „Es spielen psychologische Prinzipien eine Rolle, die verbale und nonverbale Kommunikation.“ Lieber schildert er, wie er der Zauberei verfiel. In einem kleinen Zimmertheater sei er mit seinen Eltern als Zwölfjähriger gewesen, wo ihn der Auftritt eines Zauberkünstlers so beeindruckt habe, dass er sich von seinem Taschengeld anschließend einen Zauberkasten gekauft habe.

Mit 14 Jahren stieß Häussler auf Vermittlung seines Vaters, eines Mathematiklehrers, zum Magischen Zirkel Stuttgart. Nach einer zweijährigen Probezeit und einer Aufnahmeprüfung begann seine Zaubererkarriere. Der zweimalige deutsche Meister der Mentalmagie studierte schließlich vier Jahre Mathematik und wurde bald zum weltbesten Mentalisten gekürt. Blitzrechnen gehört zu seiner Spezialität. Sagt man ihm irgendein Datum, kann er Wochentag bestimmen. Beeindruckt von seinen Fähigkeiten, luden ihn schon die Entertainer Jürgen von der Lippe, Harald Schmidt und Thomas Gottschalk in ihre Fernsehshows ein.

Der amtierende Weltmeister tritt auf

Am liebsten steht Häussler aber auf der Bühne in einem pratzelvollen Saal, in dem die Stimmung zu knistern beginnt. Wie in Sindelfingen, vor tausend gespannten Gästen. Zum 22. Mal plant er zusammen mit seinem künstlerischen Leiter Eberhard Riese, dem Präsidenten des Magischen Zirkels Deutschland, das Festival der Illusionen, „das einzige dieser Art in Deutschland“. Den jüngst gekürten Weltmeister aus Spanien, Miguel Munoz, hat er vor Jahren schon eingeladen, wie auch die meisten anderen. Über die Gagen schweigt sich Häusler aus. Das Finanzielle sei nicht allein ausschlaggebend, ob jemand nach Sindelfingen komme, sagt Häussler. „Die Künstler haben einen vollen Terminkalender.“

Munoz jedenfalls wird seine mit Wasser beträufelten Kugeln kreisen lassen, die mal aneinanderhängen und mal nicht und von denen auf einmal welche verschwinden. Der Weltmeister des Jahres 2009, Julius Frack, lässt Orangen an einem Bäumchen wachsen, Autos auf der Bühne erscheinen und Zuschauer vor den Augen des Publikums unsichtbar werden. Der Illusionist Xavier Tapias aus Spanien tritt in der fulminanten Show ebenfalls auf wie der Japaner Yo Kato, der Weltmeister der Manipulation, und der italienische Magier Shezan, der die Bühne in eine Märchenwelt verwandelt. Moderiert wird das Ganze von den Ehrlichen Betrügern aus Österreich, die sich gegenseitig hinters Licht führen.

Und Andy Häussler? Wird er wirklich alle Wünsche erraten? Er habe auch schon einmal daneben gelegen, räumt der Mentalmagier ein. Dann nehme er sich eben einen anderen im Publikum vor.

Stuttgart gilt als Hochburg der Zauberer

Eintrittskarten:
„Der Vorverkauf lief sehr gut an“, sagt der Cheforganisator Andy Häussler. Es gebe aber noch in jeder Kategorie Karten. Sie kosten zwischen 16 und 49 Euro. Für Schüler und Schwerbehinderte gibt es Ermäßigungen. Häussler hat die Preise gegenüber dem Vorjahr um zwei bis drei Euro erhöht. Die Tickets sind unter www.easyticket.de oder unter der Telefonnummer 07 11/ 2 55 55 55 zu bestellen. Die Tageskasse im Stadthallenfoyer öffnet jeweils um 12 Uhr (Telefonnummer 0 70 31/4 91 13 70).

Vorstellungen
: Am Freitag, 4. Januar, sowie am Samstag, 5. Januar, hebt sich der Vorhang jeweils um 20 Uhr, am Sonntag, 6. Januar, um 15 Uhr. Nähere Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.festival-der-illusionen.de.

Zauberbörse:
500 bis 600 Zauberkünstler aus aller Welt treffen sich am Samstag, 5. Januar, von 10 bis 17 Uhr in der Stadthalle zu einer Zauberbörse, die nicht öffentlich ist. Sie kaufen sich Utensilien und tauschen Tricks aus.

Magischer Zirkel:
Der deutschen Organisation der Zauberer gehören insgesamt 3000 Mitglieder an. Eberhard Riese leitet als deren Präsident auch den deutschlandweit größten Magischen Zirkel in Stuttgart mit 101 Zauberern. Stuttgart gilt als deutsche Zaubererhochburg.