Thorsten Strotmann baut kein Zaubertheater in der Stadt. Warum, das erklärt er hier.

Leonberg - Nicht auf sich sitzen lassen wollen die Grünen-Fraktion und die SALZ-Liste im Gemeinderat den Vorwurf, dass ihr Widerstand der Grund für das Scheitern eines Zaubertheaters in Leonberg sein soll. Diese beiden und den Naturschutzbund hatte der Betreiber der „Magic Lounge“ im Stuttgarter Römerkastell, der gebürtige Warmbronner Thorsten Strotmann, explizit als Widersacher seiner Pläne in der Mitteilung angeführt, in der er den Rücktritt von seinem Vorhaben in Leonberg angekündigt hat.

 

„Wir machen nur Projekte, die uns Spaß machen, in Fluss kommen und unternehmerisch sinnvoll sind“, sagt Thorsten Strotmann zu seiner Entscheidung. „Wir werden auch nirgends hingehen, wo wir nicht willkommen sind“, schiebt er nach. Auch der aus seiner Sicht sehr lange Zeitablauf habe zu der Entscheidung beigetragen. „Der Baubeginn im nächsten Frühjahr, selbst im Jahr 2020, ist nicht sichergestellt“, sagt der Magier. Strotmann spricht davon, dass es fünf oder mehr Jahre dauern könnte, bis das Theater in Leonberg eröffnen könnte.

„Alle hätten gerne ein solches Zaubertheater in Leonberg, niemand hat sich dagegen ausgesprochen, doch es stellt sich die Frage, ob es der richtige Ort dafür ist“, sagt Bernd Murschel, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion. „Die Frischluftschneise zuzubauen, ist nicht die Lösung. Schon vor dem Hintergrund, dass wir davor Jahre lang darum gerungen haben, eine sanfte Bebauung in den Riedwiesen zu bekommen“, sagt Murschel im Rückblick.

„Das Areal ist Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet, aber noch wichtiger ist es für frische Luft in Leonberg“, erläutert Murschel die Bedenken der Grünen. Er habe Strotmann darauf hingewiesen, dass eine Änderung des Bebauungsplans erfolgen müsse und alles eine Sache mit unklarem Ausgang sei, sagt Murschel.

Knappe Entscheidung im Gremium

Die nichtöffentliche und geheime Entscheidung im Gemeinderat zugunsten von Strotmann sei recht knapp gewesen, meint Murschel. Da seien wohl auch einige Stadträte verärgert über den Druck gewesen, den Strotmann aufgebaut habe. „Da hieß es, hier oder nirgendwo, jetzt oder nie“, beschreibt es Murschel. Selbst im neuen Gemeinderat, wo die Grünen nun acht Sitze haben und zusammen mit SALZ auf zehn Stadträte kommen, hätten sie gegen die restlichen 22 Gemeinderäte das Vorhaben nicht stoppen können, rechnet der Grünen-Politiker vor.

Auch die Stadtverwaltung, also den Oberbürgermeister Martin Cohn und Baubürgermeister Klaus Brenner, lässt Murschel nicht ungeschoren. „Man hat Strotmann suggeriert, dass es einfach geht, dabei liegt eine Fläche im Überschwemmungsgebiet, auch die Alternative ist nicht besser. Die Verwaltung hätte ihm sagen müssen, das so etwas nicht auf Zuruf geht“, sagt der Grünen-Fraktionschef.

„Was da läuft, ist schon recht surreal. Als ob irgendwer was gegen ein Zaubertheater gehabt hätte“, sagt auch Frank Albrecht von der SALZ. „Egal was der Oberbürgermeister spontan verspricht: Es gibt ein Bebauungsplan-Verfahren, das nicht der Gemeinderat erfunden hat“, meint Albrecht. Das sei halt Gesetz.

„Man kommt in Erklärungsnot“

„Das dauert gerade im Landschaftsschutzgebiet mit allen Einspruchsfristen auch bei 100-prozentiger Einigkeit im Gemeinderat einfach seine Zeit, und immer länger als es den Betroffenen genehm ist“, gibt Albrecht zu Bedenken. Selbst nach dem Umentscheiden vom Biotop zum Landschaftsschutzgebiet, gebe es verschärfte Verfahrensregeln, die nicht an der Stadt hängen. Zudem sei die Fläche bereits Ausgleichsfläche fürs Kino.

„Wenn das Gebäude auf diesem Hügel 16 Meter hoch in den Frischluftstrom ragt, kommt man in Erklärungsnot: das Nebengebäude (ehemals Baby One) wurde damals wegen Zuluft zu fünf Meter tiefem Eingraben gezwungen, sodass eine Zufahrt über die Glemseckstraße unmöglich war“, blickt Frank Albrecht zurück.

„Manche Gemeinderäte fanden das Zaubertheater vielleicht auch nur deswegen gut, weil es ein schicker Türöffner für eine weitere massive Gewerbebebauung der Riedwiesen gewesen wäre“, meint der SALZ-Stadtrat. Da hätte man schwerlich eine Verbotsbegründung finden können, wenn das Gebäude mal gestanden hätte.

Der OB zeigt Verständnis

„Aus unternehmerischer Sicht ist die Entscheidung von Torsten Strotmann angesichts der Option, die sich für ihn nun aufgetan hat, dass er bis zu 15 Jahre im Römerkastell bleiben kann, nachvollziehbar“, sagt der Leonberger Oberbürgermeister Martin Cohn. „Der zeitliche Faktor ist natürlich ein Risiko“, meint der OB.

Dabei sei die Stadt gewillt gewesen, schnell zu reagieren. Für Juli wollte man Gespräche mit der Region Stuttgart ansetzen. „Was uns betrifft, wir hätten unsere Arbeit so schnell wie möglich gemacht“, sagt der Rathauschef. „Fünf Jahre bis zur Eröffnung ist aber weit gegriffen“, bewertet der OB die Aussage Strotmanns. „Schade, er wäre ein weiterer kultureller Leckerbissen als Ergänzung für unser breites Angebot gewesen“, findet Martin Cohn.