Sie arbeitet als Ärztin und als Schauspielerin. Alissa Jung ist also in ihrem Metier während der Dreharbeiten zum ZDF-Film „Die Notärztin“. An vielen Ecken in Stuttgart und der Region tauchte das Filmteam dieser Tage auf.

Stuttgart - Auf das fertige Produkt und die Ausstrahlung im ZDF müssen die TV-Zuschauer noch bis zum kommenden Jahr warten. Ein genauer Sendetermin ist noch nicht festgelegt. Doch für Schauspieler und viele Mitarbeiter hinter den Kulissen ist diese Woche Schlusspunkt mit den Dreharbeiten für „Die Notärztin“. Der 90-minütige Fernsehfilm entsteht weitgehend in Stuttgart.

 

„Man braucht ein hoch motiviertes Team, um das im geplanten Zeitrahmen hinzubekommen. Und solch ein Team hatten wir. Obwohl sich zu Anfang untereinander kaum einer kannte, haben sich dann alle rasch und toll zusammengefunden“, lobte Regisseurin Eva Wolf ihre Mannschaft. Zwischen 40 und 50 Menschen waren vom 12. Juni an während 21 Drehtagen täglich im Einsatz. Für die Regisseurin, die auch das Drehbuch für diesen Stoff geschrieben hatte, war es ein Stück weit Neuland. Die durch diverse TV-Dokumentationen („Intensivstation“, „12 Monate Deutschland“) in der Szene bekannt gewordene Eva Wolf liefert mit „Die Notärztin“ ihr Erstlingswerk im Bereich fiktives Drama.

Altes Bürgerhospital „optimale Kulisse“

Darin spielt Alissa Jung die Ärztin Judith, die Kardiologin werden will und einen Teil ihrer Facharztausbildung in der chronisch unterbesetzten Notaufnahme eines Stuttgarter Krankenhauses absolviert. Als sie während einer besonders harten Schicht einen Fehler begeht, stirbt eine Patientin. Judith ist erschüttert und zweifelt an ihrer Eignung als Ärztin. Doch alle Kollegen und auch ihr Lebensgefährte Mark, gespielt von Torben Liebrecht, raten ihr, einfach weiterzumachen wie bisher. Während eine Untersuchung gegen sie läuft, wird Judith in den Dienst im Notarztwagen versetzt. Das neue Umfeld und die Distanz zum Klinikalltag lassen bei ihr langsam eine andere Sicht auf die Dinge zu. Judith beginnt, ein krankes System zu erkennen, und steht vor der Entscheidung, der Karriere willen weiter mitzuschwimmen oder selbst etwas zu verändern.

„Das ist ja ein topaktuelles, spannendes Thema in der Gesellschaft“, spielt Produzentin Sophia Aldenhoven auf den chronischen Personalnotstand in vielen deutschen Krankenhäusern an. Ein Großteil der Aufnahmen entstand im Bürgerhospital des Klinikums Stuttgart. Das zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzte Krankenhaus bot für die Filmcrew eine „optimale Kulisse, weil wir viele Szenen in einer Notaufnahme zu drehen hatten“, so Aldenhoven. Aber auch rund 15 weitere Außenschauplätze in der Landeshauptstadt sowie ein Krankenhaus in Winnenden wird der Fernsehzuschauer zu Gesicht bekommen. „Wir sind ja viel mit dem Notarzteinsatzwagen unterwegs gewesen“, sagt Wolf dazu. „Dafür dass Eva Wolf erstmals das Genre von der Dokumentation zur Fiction gewechselt hat, hat alles sehr gut geklappt“, zeigt sich ZDF-Redakteurin Eva Klöcker vollauf zufrieden mit dem Ablauf. Der Drehtag am Mittwoch spielte in einem Altenheim in Zuffenhausen.

Hauptadarstellerin ist ausgebildete Ärztin

Hauptdarstellerin Alissa Jung, bekannt durch diverse TV-Produktionen („In aller Freundschaft“, „SOKO 5113“, „Die Bergretter“), bewegt sich bei diesem Film gleich doppelt im gewohnten Metier. Sie ist ausgebildete Ärztin und arbeitet neben dem Schauspielberuf in einer Kinderrettungsstelle in ihrer Heimatstadt Berlin. „Mir hat das Drehbuch sehr gut gefallen, sonst hätte ich die Rolle auch gar nicht angenommen“, so Jung. Der Tochter des früheren Leipziger Oberbürgermeisters Burkhard Jung hat der Aufenthalt in Stuttgart auch neben dem Set viel Spaß bereitet. „Ehrlich gesagt kannte ich die Stadt vorher gar nicht. Total schön fand ich es hier. Von mir aus hätten wir auch noch länger bleiben können“, schwärmt die 37-Jährige vor allem vom Stuttgarter Osten, wo sie in den letzten Wochen eine kleine Wohnung angemietet hatte.

„Die Notärztin“ ist eine Koproduktion der in Stuttgart ansässigen Film GmbH WEST und der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Die MFG-Filmförderung Baden-Württemberg unterstützt die Produktion mit 450 000 Euro, was rund der Hälfte des Etats entspricht.