Das ZDF produziert derzeit den Dreiteiler „Das Adlon“ – und wagt einen ambitionierten Blick in die bewegte Geschichte des Berliner Hauses.

Stuttgart - Hotels sind in der Filmgeschichte beliebte Handlungsorte: Hier treffen große Leute auf kleine Leute. Mit dem Dreiteiler „Das Adlon“ erzählen Oliver Berben und das ZDF 90 Jahre deutscher Geschichte. Das Projekt ist nicht die teuerste Produktion in der an bemerkenswerten Mehrteilern wahrlich nicht armen Unternehmensgeschichte von Berbens Firma Moovie – the art of entertainment. „Afrika, mon amour“ (2007) zum Beispiel war mit einem Etat von rund 11 Millionen Euro noch ein bisschen kostspieliger. Trotzdem bezeichnet er den dreiteiligen Fernsehfilm „Das Adlon: Ein Hotel. Zwei Familien. Drei Schicksale“ als größte Herausforderung seiner Produzentenlaufbahn. Dabei spielt der Film anders als die gleichfalls dreiteiligen ZDF-Events „Afrika, mon amour“, „Die Patriarchin“ (2004) oder „Krupp“ – Eine deutsche Familie“ (2009) nicht einmal im Ausland. Tatsächlich stellt diesmal nicht der Raum, sondern die Zeit die größte Hürde dar: Anhand des weltberühmten Berliner Hotels wird nicht nur Familien-, sondern auch Zeitgeschichte erzählt. Die Herausforderung, von der Berben spricht, sei vor allem kreativer Art gewesen: „Wie erzählt man ein Jahrhundert in 270 Minuten?“ Die Chronik reicht vom Jahr 1904, als die ersten Pläne für den Bau des Hotels entworfen werden, über die Zerstörung 1945 bis zur Neueröffnung 1997. Im Zentrum steht zwar eine fiktionale Familie, aber natürlich werden immer wieder authentische Ereignisse in die Handlung geflochten.

 

Die Historie bildet die Bühne für die Figuren

Historische Themen haben auch schon frühere Moovie-Produktionen geprägt. Im Unterschied zu vergleichbaren Projekten wird die Handlung laut Berben jedoch „nicht aus historischer Sicht ‚von oben herab‘ erzählt, sie entwickelt sich vielmehr komplett aus den Figuren heraus. Die Entstehung der DDR zum Beispiel erlebt man nicht aus Sicht der Politik, sondern aus Sicht der kleinen Leute. Die Historie bildet nicht das Zentrum, sie ist die Bühne, auf der wir unsere Geschichten erzählen.“

Der Name Moovie steht neben „Rosa Roth“ sowie den diversen „Event“-Filmen auch für ausgezeichnetes kammerspielartiges Schauspielerfernsehen („Silberhochzeit“, „Liebesjahre“), ein Genre, das Berben besonders liebt. Im Rahmen des „Adlon“-Projekts lassen sich diese beiden Spielarten vereinigen: „Natürlich zeigen wir große historische Ereignisse und entsprechend große Bilder. Aber das Besondere werden die Figuren sein.“ Von entsprechender Bedeutung ist die Besetzung. Zum Ensemble gehören etwa Heino Ferch, Josefine Preuß, Marie Bäumer, Anja Kling, Christiane Paul, Jürgen Vogel, Katharina Wackernagel, Wotan Wilke Möhring, Ken Duken und Thomas Thieme. Über hundert Rollen mussten besetzt werden.