Im neuen Fall der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ agiert die von Natalia Wörner gespielte Kommissarin Jana Winter gewohnt souverän. Sie muss in „Lügen und Geheimnisse“ den Tod einer jungen Frau aufklären. Die lebte anders, als die Eltern dachten.

Flensburg - An manchen Tagen kommt es einem vor, als seien mehr TV-Mordkommissionen im Dienst als Deutschlands reale Polizei aufzubieten hat. Auch die Frauenquote scheint besser zu sein als in der Realität, umso seltsamer, dass viele fiktionale Ermittlerinnen ihren Status noch immer mit launischer Bissigkeit und barschem Chefinnengehabe betonen.

 

Lauter Grenzüberschreitungen

Natalia Wörners Figur Jana Winter in der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ agiert da wohltuend souverän. Sie macht klar, wer das Sagen hat, aber nicht so, dass sich alle schleunigst bemühen sollten, wegversetzt zu werden. Auch im neuen Fall „Lügen und Geheimnisse“ muss sich Winter keine Launen erlauben, um sich als Chefin abzuheben. Sie ist Chefin, weil sie ihre Launen besser im Griff hat als ihre Kollegen.

In der von Johannes Rotter und Natalie Tielcke geschriebenen, von Judith Kennel in Szene gesetzten Folge geht es um Grenzüberschreitungen. Die mit Stichwunden übersäte Leiche einer 19-jährigen Deutschen wird auf dänischem Gebiet entdeckt. Das erzwingt die Kooperation zweier Polizeibehörden, die schnell heikel wird. Im Umfeld des Opfers ermittelt die Flensburger Polizei mit einer nie gleich alles in Aktenvermerke fassenden Improvisationslust, die von den dänischen Kollegen als übergriffig empfunden wird. Und auch das Opfer, die Abiturientin Nele (Laetitia Adrian), die mit einer Freundin angeblich auf Fahrradtour war, ist nicht in jenen Grenzen geblieben, die ihren Eltern (Birge Schade und Roeland Wiesnekker) als Einfriedung heiler Normalität selbstverständlich schienen.

Teure Korrektur

„Lügen und Geheimnisse“ erzählt von etwas sehr Konstantem, das die Betroffenen doch immer wieder kalt erwischt, von der Abweichung der Jüngeren von den Normen und Gewissheiten der Älteren. Winter und ihr Team, darunter Alwa Sörensen (Lisa Werlinder) und Arne Brauner (Martin Brambach), finden heraus, wie unzufrieden Nele mit sich war, wie teuer sie das korrigieren wollte und wie erfolgreich sie das Geld dafür herangeschafft hat.

Das Erforschen der Leben diverser Figuren in „Lügen und Geheimnisse“ ist allerdings viel spannender als die Überführung eines Täters. Das Schreiben und Inszenieren von Krimis ist schwierig geworden: Die Vielzahl der fiktiven Mordfälle lässt vieles zu Routine gerinnen.