Jan Böhmermann nimmt im „ZDF Magazin Royale“ einen Virologen und die Atompolitik aufs Korn. Und gibt zu, dass auch Spöttern der Spaß vergehen kann.

Stuttgart - Eine Verkehrswarnung für Netzbummler: „Einmal im Internet falsch abgebogen“, mahnt Jan Böhmermann in der neuesten Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ mit sichtlich wenig Reue, „und man rutscht aus Versehen von ’ner harmlosen Luftballonparty mit Hendrik Streeck, meinem Lieblings-Virologen, in die große Weltpolitik.“ Mit Streeck hat sich Böhmermann gerade auch ein Twitter-Duell geliefert. Der Satiriker bezweifelt da nämlich, dass Streeck bei der Risikobeurteilung des Impfstoffs Astrazeneca seine eigenen Verbindungen zu einem konkurrierenden Pharmaunternehmen ausblende. Hendrik Streeck twittert zurück: „Verschwörungstheorie ist doch nicht ihr Niveau?“

 

Via Instagram spürt Böhmermann nun den Bussi-Bussi-Verbindungen im Geschlinge von Berliner Politik, Plapperboulevard, Schwergewichtsmedien, A-Dabeis mit Ambitionen und eben auch Hendrick Streeck nach. Wie so oft beim „ZDF Magazin Royale“, der zur Zeit besten Verbindung von Spott und Aufklärung im deutschen Fernsehen, will man das mit „lohnt“ zügig weiterempfehlen.

Pferdefuß des Billigstroms

Im Hauptteil der Sendung macht Böhmermann dann ein Fass auf – eines voller Atommüll. Er führt noch mal den Pferdefuß des billigen Stroms fassbar vor Augen: „Zwei Generationen haben von der Stromversorgung profitiert, mindestens 40 000 Generationen werden mit dem Müll leben müssen.“ Der Satiriker wechselt zwar wieder virtuos und blitzschnell Blickwinkel und Tonarten. Aber den Eindruck, dass ihm das Ganze nicht bloß als Spaßmaterial vorkommt, muss man nicht aus Andeutungen ableiten.

„Meine Damen und Herren, ich sag Ihnen das ganz ehrlich, manchmal würde ich hier am allerliebsten keine Witze machen“, bekennt Böhmermann in der Mitte der Sendung, und es klingt nicht nach Ironie. „Sondern einfach mal vom Schreibtisch aufstehen und am liebsten einfach mal nur schreien. Einfach mal nur schreien. Es ist wirklich nicht zum Aushalten gerade alles.“ Und gegen Ende tut er dann genau das. Er steht auf vom Schreibtisch, tritt hinter die Kulisse und brüllt. Das geschieht zwar nicht spontan, es ist sauber vorbereiteter Teil des Programms. Aber man hat trotzdem den Eindruck, dass Böhmermann hier Einblick in die Befindlichkeit eines Satirikers im Schraubstock der Realsatire gibt.

Verfügbarkeit. Diese Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ ist hier in der Mediathek des Senders bis zum 20. Juni 20221 abrufbar.