Der Sänger, Social-Media-Star und umtriebige Unternehmer Fynn Kliemann hat stets sein soziales Herz betont. Jan Böhmermann beschuldigt ihn mieser Praktiken – Kliemanns Antwort bleibt vage.

Das sei jetzt nicht mehr lustig – für ihn und viele andere breche gerade eine Welt zusammen, twittert jemand, der sich bis eben wohl noch als Fynn-Fan bezeichnet hätte. Das ist diesmal aber nicht die übliche Überdramatisierung, die in den sozialen Netzwerken jede vom Geburtstagskuchen kullernde Geleekirsche begleitet. Auf Twitter, Instagram und Facebook ist Fynn seit Freitag großes Thema.

 

Zorn und Enttäuschung entzünden sich an der neuesten Ausgabe von Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“. Die ist ausnahmsweise nicht erst ab 20 Uhr am Freitagabend, also wenige Stunden vor der linearen Ausstrahlung, in die Mediathek, sondern schon morgens auf Youtube eingestellt worden. Und Böhmermann rückt Fynn zu Leibe.

Die Sache mit den Urlauben

Der Attackierte war früher mal als netter Kumpel zu Gast bei Böhmermann, was nicht weiter auffällig war. Der 34-jährige Fynn Kliemann ist gut vernetzt mit anderen Stars. Er sprüht vor tapsiger Energie, wirkt von immer neuen Begeisterungen angetrieben und auf freundliche Weise verspult. Fynns Image ist das des freundlichen Kerls, der seine Karriere nicht strategisch angeht, sondern dem Erfolg zufällt, während er einfach das machte, was ihm und anderen Spaß bringt: auch Geschäfte, die sozialen Mehrwert abwerfen. Bei letzterem Punkt schnappt Böhmermann zu. Er suggeriert mit triefendem Sarkasmus, mit den sozialen Projekten von Fynn stimme etwas nicht.

Fynn vermietet etwa Ferienwohnungen, die man überbezahlen kann. Das so eingenommene Geld soll in Form von Gratisurlauben Bedürftigen zukommen. Böhmermann erklärt, dass es solche Urlaube noch nicht gebe, die Verwendung des Geldes unklar bleibe, die von Fynn genannten karitativen Partner gar nicht mit ihm zusammenarbeiteten.

Fragwürdige Maskengeschäfte

Weil die Redaktion des „ZDF Magazin Royale“ Fynn vorab einen Fragenkatalog zu seinen Geschäften zukommen ließ, konnte der schon vorab ein Erklärvideo auf Instagram posten. Alles in Ordnung, dauert nur leider länger, lautet die etwas verhaspelte Botschaft.

Bei der ersten Hälfte von Böhmermanns Sendung kann man tatsächlich noch glauben, der Satiriker liefere eine böse Interpretation von etwas vielleicht Harmlosem. Dann aber hievt Böhmermann Dokumente auf den Tisch, zitiert Unterlagen und Chats. Zu Beginn der Pandemie hat Fynn zusammen mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck Stoffmasken verkauft – angeblich aus fairer europäischer Fertigung. Laut den Recherchen von Böhmermanns Team wurden die Masken in Vietnam und Bangladesch unter unfairen Bedingungen gefertigt. Sie sollen auch nicht, wie von Fynn behauptet, zum Selbstkostenpreis, sondern mit saftigem Gewinn in den Handel gebracht worden sein. Die ersten 10 000 Stück aus Bangladesch seien unbrauchbar gewesen, die habe man dann als Spende an Flüchtlingslager bequem entsorgt.

Auf einer eigenen Website hat Böhmermann die Vorwürfe noch einmal aufgelistet: www.lmaafk.de. Unter Fynns letztem Instagram-Post häufen sich wütende und höhnische Kommentare. Und verbleibende Fans bitten vorerst vergeblich um eine Erklärung, die alles doch noch enttäuschungsfrei zurechtrückt.

Auf Anfrage der deutschen Presse-Agentur antwortete Kliemann am Freitagabend dann doch noch. In einem Statement schreibt Kliemanns: „Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte.“ Weiter hieß es: „Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung.“ Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Kliemann bat zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details in dem Video-Beitrag.