Der ZDF-Satiriker ist aus der Sommerpause zurück – gerade noch rechtzeitig, um in seinem ZDF Neo Magazin Royale jede Menge böser Scherze mit der SPD zu treiben. Bei der AfD aber ist er ganz vorsichtig – und lässt die Quellen einfach für sich sprechen. Genial!

Kultur: Tim Schleider (schl)

Köln - Mit einem Paukenschlag hat sich Jan Böhmermann im ZDF Neo Magazin Royale aus der Sommerpause zurückgemeldet: Er will für den SPD-Parteivorsitz kandidieren! In der jüngsten Ausgabe seines Satiremagazins hat er aus Sorge um die Zukunft des Landes („Was soll nur aus meiner SPD werden?“) bei Twitter unter #Neustart19 die entsprechende Wahl-Kampagne gestartet. Als Kind „aus einfachsten Verhältnissen“, aufgewachsen im „SPD-Graswurzelland Bremen“, fühle er sich verpflichtet, die Zukunft dieser Partei und damit die Zukunft Deutschlands zu sichern. „Ich habe es bis zum ZDF geschafft! Das ist eine Gerhard-Schröder-Biografie!“. Gern trete er mit einer Frau als Doppelspitze an; mit wem, sei ihm letztlich egal. Ihre wichtigste Aufgabe sei es, seiner Kandidatur die nötige Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken oder einem SPD-Landesverband zu liefern. Schwierig sei natürlich auch, dass er selbst noch gar nicht Mitglied der SPD sei, „aber egal, Jesus war schließlich auch nicht Mitglied der Kirche“.

 

Die Offenbarung der AfD-Kampagne

Zuvor hatte Böhmermann die anderen Kandidaten für den SPD-Parteivorsitz einzeln durch den Kakao gezogen. Herrlich war besonders sein Kommentar zu Olaf Scholz, dem er schließlich die Sentenz widmete: „Unter den Einäugigen ist der Blinde Vizekanzler“. Das ist zweifellos große Literatur.

Spätestens bei dieser Aktion werden alle Böhmermann-Fans tief durchgeatmet haben: Gott sei Dank, er ist wieder da! Die Böhmermann-Sendepause (und damit auch die unsägliche Vertretung auf dem schönen Sendeplatz durch die Laberistin Laura Karasek) ist endlich vorbei – gerade noch rechtzeitig vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen am 1. September. Natürlich hat „Böhmi“ sich dieses Thema nicht entgehen lassen – mit der vielleicht stärksten Form, die im Satire-TV überhaupt jemals in der Beschäftigung mit den neuen Rechten in Deutschland entwickelt wurde: die Plattform „Was die sehr gute Partei AfD schon alles für unser Deutschland geleistet hat“, nunmehr: „Teil 2“. Man kann es einfach nicht besser machen: Böhmermann präsentiert nichts weiter als Wahlplakate, Redebeiträge, Facebookeinträge, kleine Anfragen von AfD-Politikern – und neben ihm sitzt ein „ZDF-Polemikbeauftragter“, der aufpasst, dass auch wirklich in der Sache nichts hinzugefügt oder gar böse kommentiert wird. Jetzt wissen wir endlich auch im Südwesten, dass die AfD Sachsen eine „Wolfsbeauftragte“ namens „Frau Grimm“ (kein Joke!!!) hat, die sich darum kümmern will, dass kleine Sachsenkinder nicht vom Wolf gerissen werden. Unfassbar. Die rechte AfD-Kampagne steht für sich, spricht für sich, desavouiert sich aus sich selbst heraus: Niemand macht das besser als Jan Böhmermann. Hut ab!

Jung-Comedian aus Stuttgart zu Gast

Nett schließlich auch sein Studiogast Aurel Mertz, ein ARD/ZDF-Jung-Comedian vom Jugendportal Funk, der bei Instagram eine Sitcom anbietet und übrigens aus Stuttgart stammt, bevor er erst nach Wien zum Studieren und dann nach Berlin gezogen ist. Viel zu schnell sind schon wieder 45 Minuten vorbei. Aber wir haben ihn endlich wieder im Fernsehen, unseren bundesdeutschen Chefsatiriker Jan Böhmermann. Und es ist wohl leider so: Es wird ihm der Stoff auch in diesem Herbst nicht ausgehen.