In einem spektakulären Korruptionsprozess sind die beiden Mamic-Brüder zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Der Hauptangeklagte Zdravko entzieht sich seiner Verhaftung durch Flucht.

Osijek - Der ehemalige Leverkusener und Bochumer Bundesliga-Profi Zoran Mamic und sein Bruder Zdravko müssen wegen Korruption ins Gefängnis. Das Landgericht in der kroatischen Stadt Osijek verurteilte den langjährigen Vereinspräsidenten von Dinamo Zagreb, Zdravko Mamic, am Mittwoch zu sechseinhalb Jahren Haft. Sein mitangeklagter Bruder Zoran erhielt vier Jahre und elf Monate. Zwar erließ das Gericht gegen Zdravko Mamic einen Haftbefehl, doch der setzte sich rechtzeitig ins benachbarte Bosnien-Herzegowina ab und will nicht nach Kroatien zurückkehren.

 

Die Gruppe unter Führung des 58-jährigen Zdravko Mamic hatte nach Überzeugung des Gerichts bei zahlreichen Spielertransfers insgesamt 128 Millionen Kuna (gut 17 Millionen Euro) veruntreut. Dadurch seien Dinamo als auch der Staat durch entgangene Steuern zu Schaden gekommen, heißt es in der Urteilsbegründung. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Zur Wiedergutmachung des Schadens ordnete das Gericht eine Vermögenspfändung an. Die Angeklagten blieben der Urteilsverkündung fern. Der Hauptangeklagte hatte den Prozess am Vortag erneut als Intrige verurteilt.

Luka Modric wegen Falschaussage angeklagt

Der kroatische Fußballstar Luka Modric von Real Madrid war wegen seines Auftritts als Zeuge in diesem Prozess wegen Falschaussage angeklagt worden. Der 32-jährige Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft war wegen seines Wechsels im Jahr 2008 von Dinamo Zagreb zu Tottenham Hotspur vom Gericht vernommen worden. Der Fußballstar hatte zunächst behauptet, mit dem damaligen Dinamo-Boss die Teilung des Transfererlöses vereinbart zu haben, später zog Modric diese Darstellung zurück. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu sechs Jahre Haft.

Zdravko Mamic meldete sich nach dem Urteil aus dem Marienwallfahrtsort Medjugorje zu Wort. Die Richter bezeichnete er vor Reportern als „Monster, die da enden werden, wo sie hingehören - ins Gefängnis“. Er werde nicht nach Kroatien zurückkehren und in Bosnien-Herzegowina bleiben.

Die Mamic-Familie stammt aus der im Süden dieses Balkanlandes gelegenen Herzegowina. Zdravko Mamic hat möglicherweise einen zweiten bosnischen Reisepass. Die Justizbehörden des Landes teilten mit, Mamic könne seine Strafe auch im Nachbarland absitzen, sollte sie rechtskräftig werden.