Waldenbuch macht bei dem Nabu-Projekt „Natur nah dran“ mit. Zunächst wuchs auf der Blühfläche gar nichts, und dieses Jahr ist der Rittersporn so groß, dass er ein Risiko für Fußgänger darstellt.

Waldenbuch - Für die einen sind die blauen Blütenfelder neben den Zebrastreifen auf dem Waldenbucher Kalkofen ein Insektenparadies. Andere sehen in den Pflanzungen ein Sicherheitsrisiko für querende Schul- und Kindergartenkinder. Seit die Kommune damit begonnen hat, die öffentliche Grünflächen in der Liebenau im Rahmen des Kooperationsprojekts „Natur nah dran“ in blühende Landschaften zu verwandeln, sind die Pflanzungen umstritten. Die Kommune will den Bewuchs nun kürzen, doch der Projektleiter des Nabu-Landesverbands, Martin Klatt, warnt vor übereilten Aktionen.

 

Es muss nicht immer Rasen sein. Bei den Haushaltsberatungen für das Jahr 2021 hatten die Waldenbucher Stadträte beschlossen, ausgewählte Gemeindegrundstücke in artenreiche Wildblumenwiesen oder Wildstaudensäume umzuwandeln. Die Stadt bewarb sich um die Teilnahme am Projekt „Natur nah dran“ und sicherte sich als eine von mehr als 60 Kommunen im Land Fördergelder und die fachliche Unterstützung durch kompetente Planer des Nabu Baden-Württemberg.

Der Ärger ging schon bald los

Doch schon kurz nach dem Projektstart ging der Ärger los. Die Beete wurden vorbereitet und präsentierten sich statt mit der ersehnten Artenvielfalt erst einmal als Kiesfläche. Über Facebook meldeten sich die ersten Kritiker zu Wort, und die Stadt musste mehrfach erklären, dass sich die ausgesäte Mischung bald zeigen werde.

Das tat sie auch. Der blühfreudige Acker-Rittersporn war dabei jedoch so aktiv, dass sich beim einen oder anderen Nachbarn erneut Sorgenfalten zeigten. Die Kalkofen-Bewohnerin Heiderose Wedekind meldete sich im Technischen Ausschuss zu Wort und monierte, dass kleinere Kinder vor dem Queren des Zebrastreifens wegen des üppigen Bewuchses für Autofahrer nun schwer zu erkennen seien.

Die Stadtverwaltung nahm den Einwand ernst, und Bürgermeister Michael Lutz sagte zu, die Angelegenheit vor Ort zu prüfen. Das ist inzwischen geschehen, und der Hauptamtsleiter der Kommune, Ralph Hintersehr, kommt zu dem Ergebnis: „Wir müssen sicherstellen, dass alle Verkehrsteilnehmer gut zu sehen sind. Der Bauhof hat den Auftrag bekommen, die Pflanzen auf 20 bis 30 Zentimeter zu kürzen.“

In den Blüten des Rittersporns tummeln sich Insekten

Für die biologische Vielfalt heißt das nichts Gutes. Denn gerade in den blauen Blüten des Rittersporns tummeln sich viele Insekten. „Wenn wir ihn jetzt zurückschneiden, ist der gewünschte Effekt natürlich verfehlt“, räumt Ralph Hintersehr ein. Man habe sich auf die Kompetenz der Fachplaner verlassen und sei davon ausgegangen, dass diese wüssten, welche Pflanzen an viel befahrenen Straßen geeignet seien.

Martin Klatt leitet das Projekt „Natur nah dran“ beim Nabu und wurde ebenfalls vom hohen Wuchs des Acker-Rittersporns überrascht. „Die Pflanzen sind in diesem Jahr wegen der ausgiebigen Regenfälle besonders groß gewachsen“, räumt er ein. Das sei in den vergangenen Jahren mit hoher Trockenheit kein Problem gewesen. Gerade weil er so gut mit heißen Sommern klarkomme, sei der Acker-Rittersporn in den Ansaatmischungen enthalten. Schon im kommenden Jahr könne die Situation wieder ganz anders aussehen.

Experte warnt vor voreiligem Handeln

Vor einem übereilten Rückschnitt der Pflanzen warnt der Experte deshalb. „Am besten wäre es, das Aussamen abzuwarten und erst dann zu mähen, um den weiteren Bestand im nächsten Jahr zu gewährleisten“, empfiehlt er. In Bereichen, in denen die Verkehrssicherheit gefährdet sei, könne der Schnitt vorgezogen werden. Das Mähgut müsse dann allerdings entfernt werden. Aus anderen Kommunen kennt er vergleichbare Probleme nicht. Deshalb ist der Experte optimistisch, dass die Pflanzmischung im kommenden Jahr auch in Waldenbuch nicht als Sicherheitsrisiko wahrgenommen wird.