Seit zehn Jahren gibt es in Stuttgart die Diamorphinabgabe. Seither erhält eine wachsende Zahl von Süchtigen das synthetische Heroin. So können viele wieder ein fast normales Leben führen. Einfacher aber wäre, wenn es den Ersatzstoff als Tablette gäbe. Ein Diamorphin-Nutzer der ersten Stunde erzählt.
Jetzt ist Bernd ruhig und entspannt. Vor fünf Minuten hat er sich im Nebenraum an einem der kleinen runden Tische eine Spritze gesetzt und das synthetische Heroin Diamorphin injiziert. In einer Nierenschale hat ihm eine Medizinische Fachangestellte die Utensilien gereicht, durch die Öffnung der dicken Panzerglasscheibe an der Theke, mit Stauschlauch und Pflaster. Nun sitzt der 44-Jährige, der eigentlich anders heißt, in schwarzem Shirt, Jeans und blauen Sneakern im Arztzimmer und blickt auf sein Leben. „Heute falle ich in der S-Bahn nicht mehr auf“, sagt er zufrieden. Das war lange Zeit ganz anders.