Mit Tacker, Klebeband und viel Geduld haben Kinder und Jugendliche am Sonntag Mode aus Papier geschaffen. Der Anlass war der zahnte Geburtstag der Galerie Stihl Waiblingen, die derzeit eine Ausstellung zum Thema Mode zeigt.

Rems-Murr: Anette Clauß (anc)

Waiblingen - Weißer Tüll und Spitzen, ausladende Hüte, Highheels und rosa Federboas: einfach gnadenlos schick, wie die Damen von der gleichnamigen Showtruppe am Sonntag gekleidet waren. Den ganzen Tag sind sie über den Platz an der Galerie Stihl in Waiblingen stolziert – als einer von vielen Programmpunkten anlässlich des Fests zum zehnjährigen Bestehen des Kunstmuseums, das in direkter Nachbarschaft zur Kunstschule Unteres Remstal und dem Haus der Stadtgeschichte steht. Beide Einrichtungen beteiligten sich am Fest – das Stadtmuseum mit Kurzführungen, die Kunstschule mit mehreren kreativen Workshops, an denen Besucher spontan teilnehmen konnten. Die Musikschule Unteres Remstal sorgte für Musik.

 

„Symbiose“ von Kunstgalerie und Kunstschule

Umringt von den gnadenlos schicken Damen eröffnete der Oberbürgermeister Andreas Hesky die Feier. Dass sich bei dem Jubiläumsfest alles um Mode drehte, hat mit der aktuellen Ausstellung des Kunstmuseums zu tun. Unter dem Titel „Dior, Lacroix, Gaultier: Haute Couture auf Papier“ zeigt die Galerie Stihl noch bis zum 12. August Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Kleider großer Modeschöpfer. Andreas Hesky erinnerte in seiner Rede an die Diskussionen, die es vor dem Bau der Galerie gegeben hatte. Schließlich habe der Gemeinderat aber doch beschlossen, die Spende der Eva Mayr-Stihl Stiftung anzunehmen, die den Bau des Museums überhaupt erst ermöglichte. Damit habe man einen „weiteren Baustein für Kultur in der Stadt und der Region“ geschaffen. Hesky lobte die „grandiose Arbeit“ der Mitarbeiter der Galerie und der Kunstschule. Die Interaktion zwischen den Einrichtungen bezeichnete er als „eine Symbiose“.

Mit dem Tacker zum Traumkleid

Während Festbesucher im Kunstmuseum bei Kurzführungen mit den Werken berühmter Modeschöpfer auf Tuchfühlung gehen konnten, haben sich in der Kunstschule angehende Designer der Modeschule Brigitte Kehrer auf ihren Auftritt warm gelaufen. Im Stockwerk darüber waren die Vorbereitungen für eine weitere Modenschau im Gange: Dort kreierten Kinder ihre Traumklamotten. Und zwar nicht mit Stoff, Nadel und Faden, sondern mit reißfestem Papier, Heftklammern und buntem Klebeband. Entsprechend war die Geräuschkulisse: lautes Rascheln und Knistern, untermalt vom Krachen mehrerer Tackergeräte.

Ein blauer Rock mit pinkfarben umrandeten Recht- und Dreiecken und ein lilafarbenes Trägertop – so sah der Entwurf von Alissa aus, den die Neunjährige in die Tat umgesetzt hat. In Rekordzeit zum Designkleid – die Kunstschul-Dozentin Lilja Baumann, die den Workshop leitete, hatte alle Hände voll zu tun, die jungen Modeschöpfer zu unterstützen. „Da kann man sich vorstellen, welchen Stress ein Modedesigner hat“, sagte Baumann. Pünktlich zur Modenschau um 14 Uhr war aber alles fertig.