Lange Zeit lag Leo Neugebauer im olympischen Zehnkampf von Paris auf Goldkurs. Doch der Leichtathlet aus Leinfelden-Echterdingen wurde noch abgefangen. Beim VfB Stuttgart darf man sich dennoch über die Medaille freuen.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Er war vorne nach dem ersten Tag, am zweiten patzten dann zwei aussichtsreiche Konkurrenten. Zwei Top-Kontrahenten hatten ohnehin verletzungsbedingt ihren Start absagen müssen, nach acht Disziplinen lag Leo Neugebauer im Zehnkampf der Olympischen Spiele von Paris dann immer noch in Führung – und es schien, als würde der Traum von der Goldmedaille gleich bei seiner ersten Teilnahme an Sommerspielen Wirklichkeit. Doch dann kam die Konkurrenz noch einmal groß auf. Und Leo Neugebauer musste sich am Ende mit der Silbermedaille hinter dem Norweger Markus Rooth begnügen. Was im ersten Moment eine Enttäuschung war.

 

Denn der 24-Jährige, der in Leinfelden-Echterdingen aufgewachsen ist und für die Leichtathletikabteilung des VfB Stuttgart startet, war in fast allen Disziplinen nicht an seine Topleistungen herangekommen. Dabei hatte er noch vor rund zwei Monaten seinen eigenen deutschen Rekord auf 8961 Punkte geschraubt. In Paris erreichte er 8748 Zähler, zu Gold fehlten 48 Punkte.

Im Speerwurf, der neunten Disziplin, war Markus Rooth an Neugebauer vorbeigezogen. 16 Punkte trennten die beiden vor dem abschließenden Lauf über 1500 Meter. Das klang nach nicht viel, aber das Ende des Zehnkampfs gehört nicht zu Neugebauers Stärken. Nun ging es eher darum, den zweiten Platz gegen Lindon Victor (Grenada) zu verteidigen. Das gelang.

Beim VfB Stuttgart darf man sich daher über diese Olympiamedaille freuen. Mit vier Leichtathleten ist der Club in Paris vertreten, neben Neugebauer sind auch noch Alina Rotaru-Kottmann (Weitsprung), Alina Kenzel (Kugelstoßen) und Anjuli Knäsche (Stabhochsprung) in den nächsten Tagen am Start. Abteilungsleiter Dieter Göggel war am Samstag auch im Pariser Stade de France – und hatte im Vorfeld auf den ganz großen Coup des Zehnkämpfers gehofft.

„Sollte Leo Neugebauer sauber durch seinen Wettkampf kommen, ist er aus meiner Sicht ein Kandidat für die Goldmedaille“, sagte er – wusste aber auch: „Im Zehnkampf kann aber alles ganz schnell gehen und unter einer schlechten Disziplin am Ende die ganze Wettkampfleistung leiden.“

Der VfB wird Leo Neugebauer ziemlich sicher trotz der verpassten Gold-Chance feiern. Seit diesem Jahr steht der 24-Jährige bei den Weiß-Roten unter Vertrag, er trainiert allerdings nicht in Stuttgart, sondern an der University of Texas in Austin. Dort studierte er bis zuletzt Wirtschaftswissenschaften. Auch nach seinem Abschluss, das kündigte Neugebauer schon vor dem Wettkampf in Paris an, will er in den USA bleiben, dort weiter trainieren – und wohl die Spiele 2028 ins Visier nehmen.

Die finden in seiner Wahlheimat statt – im US-amerikanischen Los Angeles.