Während sich die Donzdorfer im Erfolg ihres zehnten internationalen Theaterfestivals sonnen, stehen die Göppinger Theatertage weiterhin auf der Kippe.

Region: Corinna Meinke (com)

Donzdorf - Auf fünf ebenso gut besuchte wie anregende Theatertage blicken die Veranstalter des zehnten Donzdorfer Theaterfestivals zurück. Zum ersten Mal wurden 3000 Besucher gezählt – ein neuer Rekord. Das internationale Festival, zu dem die Kleinstadt mit rund 11 000 Einwohnern alle drei Jahre einlädt, habe sich als feste Größe im kulturellen Leben etabliert, sagten die Veranstalter. Weniger erfreulich fällt der Blick in die Kreishauptstadt aus: In Göppingen bangen Theaterfreunde um die Zukunft der traditionsreichen Theatertage, die das Kreisjugendamt nicht mehr ausrichten möchte.

 

Die Stadt betrachtet das Festival als wichtigen Teil der Kulturarbeit

Auch bei der zehnten Auflage des Donzdorfer Theatertreffens seien die Schauspielerinnen und Schauspieler vorbehaltlos aufeinander zugegangen, berichten die Vorstandsmitglieder des Aktionstheaters Donzdorf, die das Festival gemeinsam mit dem städtischen Hauptamt und 40 Ehrenamtlichen auf die Beine stellen. Die Gäste seien sich auf Augenhöhe begegnet, hätten sich auch abseits der Bühne kennengelernt, gemeinsam musiziert, Ideen geteilt und gefeiert, heißt es im schriftlichen Fazit des Aktionstheaters.

„Auch von der Internationalität her ist das Festival ganz oben anzusiedeln. Das ist fester Bestandteil unserer Kulturarbeit als Stadt und uns deshalb ordentliches Geld wert,“ sagte der Donzdorfer Bürgermeister Martin Stölzle (parteilos). Das sehe auch der Gemeinderat so, darüber gebe es keine Diskussionen. Die Kosten für das Festival übernehmen die Kommune, die Theaterverbände und Sponsoren zu je einem Drittel. Das bedeute eine Summe von 15 000 bis 20 000 Euro pro Festival, der sich auf drei Jahre verteile, sagte Stölzle.

Die Göppinger Theatertage stehen weiterhin auf der Kippe

In Göppingen haben ähnlich hohe Kosten, die der Kreis als Veranstalter der Göppinger Theatertage 2017 trägt, Diskussionen über die Zukunft des ebenfalls international ausgerichteten Festivals ausgelöst. Der Leiter des Kreisjugendamts, Lothar Hilger, erklärte im Frühjahr, sein Amt wolle nicht mehr Ausrichter sein. Die personellen Anforderungen von zusätzlich 750 Arbeitsstunden und die finanzielle Belastung für dieses freiwillige Angebot stünden im Widerspruch zu den Pflichtaufgaben seines Amtes. Da es im Kreis Göppingen kein Kulturamt, sondern im Hauptamt lediglich die Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und Kultur gibt, die den historischen Teil der Kulturarbeit übernimmt, müsse bis zum Herbst überlegt werden, wo die Theatertage organisatorisch anzusiedeln seien, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung.

Während die Kreisverwaltung also noch prüft, wie es mit den Göppinger Theatertagen weitergehen soll, sonnen sich die Donzdorfer in ihrem Erfolg, der auch auf dem bunten Mix von Teilnehmern mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen und ethnischen Wurzeln gründet. Dazu hatte das Festivalteam Theatergruppen aus dem Iran, Ägypten, der Türkei, Israel, Tschechien, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Polen, Spanien, Südafrika, Chile, Slowenien und Großbritannien eingeladen und 60 Bewerbungen aus aller Welt gesichtet. Es kamen rund 130 Schauspielerinnen und Schauspieler aus 14 Nationen.

Dem Theaterfestival sei es erneut gelungen zu zeigen, wie durch Dialog und Interesse am Leben der jeweils Anderen, ob auf der Bühne dargestellt oder abseits davon kommuniziert, eine Grundlage für friedliches Zusammenleben geschaffen werden könne, erklärten die Veranstalter.