Ein SSB-Bus als Werbevehikel: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft will mit dieser Botschaft auch ein Zeichen gegen den Anti-Israelismus setzen.

Stuttgart - Shalom Israel“: Diesem Gruß kann man in den nächsten drei Monaten in den Straßen von ganz Stuttgart begegnen. Flüchtig vielleicht, kaum mit einem Blick erhascht und schon um die Ecke verschwunden. Aber doch nachhaltig, auch Erinnerungen weckend, Gefühle, Gedanken und Meinungen hervorrufend. Widersprüchlich, aber kaum gleichgültig. Genau das ist die Absicht der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Region Stuttgart e. V., die für ihre Botschaft eine mobile und damit multipräsente Werbefläche ausgewählt hat: einen Bus der Stuttgarter Straßenbahnen AG, den nun die Banner mit der Israel-Flagge und dem Gruß in Deutsch, Ivrit, dem modernen Hebräisch, und Arabisch zieren.

 

„Wir haben dieses Werbebanner entworfen und in Auftrag gegeben, um Israel zu präsentieren“, sagt Bärbel Illi, Vorsitzende der DIG in Stuttgart. Gewissermaßen als Ersatz für den Israel-Tag, den die 200 Mitglieder der Region Stuttgart sonst alljährlich zum Jahrestag der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 nach dem gregorianischen Kalender auf dem Schlossplatz veranstalten und der in diesem Jahr wegen Corona ausfallen müsse. Dafür hat die Gesellschaft „einen Tausender“ investiert, die Werbung auf einer Stadtbahn wäre viel teurer gewesen. Aber Israel brauche Unterstützung. Zwar habe es gerade durch die vorbildliche und erfolgreiche Impfkampagne internationales Ansehen gewonnen, aber der fehlende Tourismus schwäche die Wirtschaft des Landes. Außerdem habe man ein starkes Zeichen gegen den weitverbreiteten Anti-Israelismus setzen wollen.

„Anti-Israelismus, die schlechte Meinung über das Land, kommt oft von der Unwissenheit“

Die Idee, einen Bus als Werbevehikel zu nutzen, stieß anfänglich bei der Agentur, die Werbeflächen der SSB vermarktet, auf Ablehnung. Sie habe sich, so die Auskunft von SSB-Sprecherin Birte Schaper, auf die Vorgaben der SSB berufen, nach denen aufgrund einer freiwilligen Selbstverpflichtung seit 1988 neben sittenwidriger auch religiöse, weltanschauliche oder politische Werbung nicht zulässig seien. Nach Ansicht der SSB war die Absage der Agentur unberechtigt. Die SSB hätten daher, so Birte Schaper, erklärend und entschuldigend eingegriffen und ultimativ grünes Licht gegeben. Bärbel Illi ist schon vorher selbst initiativ geworden: „Ich habe OB Frank Nopper mit einem Mail um Hilfe gebeten.“ Wie und ob Nopper sich eingeschaltet habe, entziehe sich ihrer Kenntnis. Sicher ist jedenfalls, dass die Werbung nun rollt – bei der Premiere auf dem 99er-Bus von Stammheim zum Bahnhof Zuffenhausen und zurück, doch dabei muss es nicht bleiben: „Man kann sich die Linie nicht aussuchen, die Busse werden wechselnd eingesetzt“, weiß Bärbel Illi.

Michael Kashi vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) und vom Vorstand der DIG obendrein freut sich über diese Aktion: „Alles, was man für Israel tut, ist gut“, sagt er. Wie sehr das Land unter dem fehlenden Tourismus leidet, weiß er von seinem Sohn, der dort lebt und im Tourismus tätig ist. Und Kashi selbst konnte seine dortige Familie seit Herbst 2019 nicht mehr besuchen. Der Flughafen Ben Gurion sei zwar wieder geöffnet, aber nur für Staatsangehörige. Nach jüngsten Nachrichten aus Israel sollen die Grenzen für Touristen am 23. Mai wieder geöffnet werden. Aber vorerst nur für Gruppen und mit Tests bei Ankunft und Abflug. Aber auch Kashi ist der zweite Aspekt wichtig: „Je mehr Menschen etwas über Israel erfahren, umso besser. Denn der Anti-Israelismus, die schlechte Meinung über das Land, kommt oft von der Unwissenheit.“