Garfield ist fett, faul, gefräßig und Fernseh-süchtig. Jim Davis, der Erfinder des Comic-Katers wird jetzt 75 Jahre alt – und will weitermachen bis zum perfekten Witz.

New York - Eigentlich arbeitete Jim Davis an Comics über eine Mücke, „Gnorm Gnat“, aber niemand zeigte Interesse. „Deine Witze sind super, aber Insekten – damit kann sich doch niemand identifizieren“, habe ihm ein Zeitungsmanager gesagt, erinnerte sich Davis einmal in einem Interview mit dem britischen „Guardian“. „Ich habe mir dann die damals existierenden Comics noch einmal alle ganz genau angeschaut. Ich sah, dass Hunde sich gut machen. Aber ich sah keine Katzen.“ Also erfandet Davis 1978 selbst eine, benannte sie nach seinem Großvater – und Garfield wurde zur berühmtesten Comic-Katze der Welt.

 

Der orangefarbene Kater ist fett, faul, griesgrämig, liebt Lasagne und Fernsehen. Davis, der am 28. Juli 75 Jahre alt wird, schuf ihn nach den dutzenden Katzen, die über den Bauernhof im US-Bundesstaat Indiana streunten, wo er aufwuchs. Weil er als Kind an Asthma litt, verbrachte er viel Zeit im Haus und entdeckte seine Liebe zum Zeichnen. Später studierte er Kunst und arbeitete in einer Werbeagentur, bevor er 1969 einem Comic-Zeichner als Assistent zur Seite stand.

Ein kleines Comic-Imperium

Um Garfield herum erfand Davis weitere Figuren: sein Herrchen Jon, den Hund Odie, die Tierärztin Liz und das Katzenbaby Nermal. Immer mehr Zeitungen druckten die Comics, 1983 waren es schon rund 1000. Inzwischen ist „Garfield“ laut Guinnessbuch der Rekorde der weit verbreiteteste Comic der Welt. Es gibt Bücher, Filme, TV-Serien, Musicals, Tassen, Kleidungsstücke, Spielzeuge und Stofftiere. Der dicke Kater hat seinem Erfinder ein kleines Comic-Imperium beschert.

Davis’ Erfolgsrezept ist simpel: Witz und Humor Garfields bleiben allgemein, damit sich jeder wiedererkennen kann. „In den ersten zwei oder drei Jahren habe ich all die offensichtlichen Katzenwitze aus dem Weg geräumt“, sagt Davis. „Jetzt kann ich davon profitieren, dass die Menschen ihn kennen.“ Soziales oder Politisches kommt dem Philosoph unter den Katzen nicht über die Lippen. „Von allem Politischen halte ich mich bewusst fern, denn das steht ja im Rest der Zeitung. Die können damit besser umgehen“, sagt der Zeichner. „Ich kümmere mich um die grundlegenden Sachen: Essen und Schlafen – und ich sage voraus, dass auch in 40 Jahren jeder noch essen und schlafen wird.“ Seine Garfield-Comics sollten Frohsinn verbreiten und Menschen aufheitern, dessen Kater im Internet-Zeitalter zum King of Cat Content geworden ist.

Der Kater als Alter Ego

Noch immer erschafft Davis alle Comics selbst, unterstützt von einem Team und seit 2011 auf dem Computer. Die „Katze im Menschenfell“ mit der „perfekten Figur für ihr Gewicht“ hat sich über die Jahre verändert, Mund und Augen sind größer geworden, der Körper kleiner. „Wir leben in einer Zeit, in der wir uns schuldig dafür fühlen sollen, dass wir zu viel essen, zu viel schlafen und uns nicht bewegen. Garfield macht das nicht nur alles, sondern er findet es auch gut so. Auf eine Art nimmt er uns die Schuldgefühle. Er ist unser aller Alter Ego.“

Auch nach mehr als 40 Jahren werde ihm das Zeichnen von Garfield nicht langweilig, sagt Davis. „Ich versuche immer noch, es genau richtig hinzubekommen. Wenn man hin und wieder aus irgendeiner Ecke einen albernen Gag herzaubern kann, der die Leser amüsiert, das ist viel wert. Das ist es, worum es mir immer geht. Eines Tages würde ich gerne den Gag schreiben, der die ganze Welt zum Lachen bringt.“

40 Jahre Garfield hätten sich angefühlt „wie ein Schnips mit dem Finger. „Ich möchte es noch so lange machen, wie ich das Gefühl habe, dass ich etwas beizutragen habe. Es gibt keine Ruhestandspläne, bis mir jemand auf die Schulter klopft und sagt: Jim, du bist nicht mehr lustig.“