Daimler hat sich im Stammwerk in Untertürkheim von fast 700 Zeitarbeitern getrennt. Viele haben sich bei Porsche beworben. Doch wegen der Bewerberflut haben nur Arbeiter mit Abschluss und Berufserfahrung eine Chance. Zudem wird der Besetzungsprozess noch dauern.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche kann noch nicht sagen, wie viele Daimler-Zeitarbeiter möglicherweise bei Porsche unterkommen: „Wir haben schon Bewerbungen von Daimler-Zeitarbeitern erhalten, sind aber noch im Auswahlprozess“, sagte ein Porsche-Sprecher unserer Zeitung. Der Besetzungsprozess werde sich noch bis Mitte 2020 erstrecken. „Insgesamt haben wir eine riesige Resonanz - daher priorisieren wir generell Kandidaten, die über eine entsprechende Ausbildung und mehr als drei Jahre Berufserfahrung verfügen.“

 

Viele Verleihfirmen bieten vor allem Jobs zum Mindestlohn

Im Daimler-Stammwerk haben fast 700 Zeitarbeiter ihren Einsatzort verloren. Da sich die Konjunktur insgesamt eintrübt, haben viele Verleihfirmen derzeit nur Jobs zum Mindestlohn im Angebot. Darum hatte sich der Betriebsrat von Untertürkheim an Porsche gewandt, um auszuloten, ob Daimler-Zeitarbeiter bei der Produktion des E-Sportwagen Taycan zum Einsatz kommen können. Ende März hatte Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner unserer Zeitung gesagt: „Von den 1500 Arbeitsplätzen, die rund um den Taycan entstehen, haben wir etwa die Hälfte besetzt. Die Marke Porsche habe zwar unverändert eine sehr hohe Anziehungskraft bei Fachkräften mit eher klassischen Produktionsfähigkeiten.“

Porsche sucht vor allem hoch spezialisierte Fachkräfte

Darüber hinaus spüre aber auch Porsche, dass nicht nur der Wettbewerb um Ingenieure und IT-Spezialisten zugenommen hat, sondern es auch zunehmend schwieriger wird, hoch spezialisierte Fachkräfte zu gewinnen – etwa in der Instandhaltung im Bereich Elektrik/Elektronik. „Insofern begrüßen wir prinzipiell die Initiative des Betriebsrats von Daimler und freuen uns gegebenenfalls über Bewerbungen von Daimler-Zeitarbeitern“, sagte Haffner und betonte: „Klar ist aber auch, dass die Zugangsvoraussetzungen für alle Bewerber gleich sind.“