An diesem Sonntag steht in Zell unter Aichelberg der erste Bürgerentscheid der Ortsgeschichte an. Es geht darum, ob das Sportgelände Zeller Berg erweitert wird – oder eben nicht.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Zell unter Aichelberg - Die Positionen sind abgesteckt. Es gibt die Maximallösung oder gar nichts. An diesem Sonntag erlebt Zell unter Aichelberg den ersten Bürgerentscheid seiner mehr als 900-jährigen Geschichte. Die Fragestellung lautet dabei: „Sind Sie für die Erweiterung des Sportgeländes Zeller Berg mit einem Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlagen?“ – Was sich für Außenstehende lapidar anhören mag, löst in der 3100-Seelen-Gemeinde für gehörigen Druck im Kessel aus.

 

Dass die Bürgerschaft in dieser Angelegenheit das letzte Wort haben würde, ist vor gut einem halben Jahr noch nicht abzusehen gewesen. Die Straßenbaufirma Strabag hatte der Kommune einen verlockenden Deal vorgeschlagen. Das Unternehmen würde gerne rund 150 000 Kubikmeter Erdaushub, der auf seinen Baustellen in der Umgebung anfällt, am Zeller Berg ablagern und im Gegenzug für gut 1,5 Millionen Euro eine Kunstrasenplatz mit 400-Meter-Laufbahn auf der Abraumhalde anlegen. Zudem erhielte die Kommune von der Strabag 250 000 Euro zusätzlich für den Unterhalt und die Pflege der Anlage.

Heftige Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern

Die Mehrheit des Gemeinderats wollte den „geschenkten Gaul“ allerdings nicht annehmen und aus finanziellen Gründen auch keinen Solo-Kunstrasenplatz auf eigene Rechnung anlegen lassen. Die Absage rief wiederum den örtlichen Turn-, Sport und Gesangsverein auf den Plan. Der TSG strengte ein Bürgerbegehren an und sammelte 1146 gültige Unterschriften für einen Bürgerentscheid, der nun am Sonntag die Ratsentscheidung kippen soll. Rund 2600 Wahlberechtigte sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Votieren von diesen mindestens 20 Prozent mit Ja und übertreffen sie zudem die Zahl der Nein-Stimmen, ist der Strabag-Vorschlag wieder im Rennen.

Im Vorfeld gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern, die teils direkt, aber auch über verteilte Flugblätter und Leserbriefe in der Lokalzeitung ausgetragen wurden. Angeführt von Gemeinderäten des Bürgerforums und der Freien Wählervereinigung wurden von den Gegnern der Landschaftsverbrauch und die überdimensionierte Ausführung des „Stadions“ beklagt sowie ein drohender Leerstand beschworen, da der TSG keine Leichtathletikabteilung habe. Der Verein indes sieht den Gewinn für die Zeller Infrastruktur und die Entwicklungschancen, die sich durch eine „Sportgelände-Erweiterung“ bieten könnten, nicht zuletzt in einer Kooperation mit anderen Clubs aus dem Voralbgebiet.

Allein die unterschiedlichen Begrifflichkeiten machen schon deutlich, wie weit die Ansichten auseinander liegen.