Drei bunte Zelte, kühle Getränke, eine täglich wechselnde Speisekarte und jede Menge Kleinkunst: das ist das Ditzinger Zeltcafé. Noch bis zum 27. August steigt die große Party in der Glemsaue.

Ditzingen - Aus den Lautsprecherboxen dröhnt ein bayerischer Marsch, ein Sonnenschirm mit gelben Fransen kommt ins Blickfeld: Auftritt für Thomas Schwinge. Der 34-Jährige aus dem Zeltcafé-Team erscheint in einem altbackenen Sakko, mit gestreifter Krawatte und hält einen Bierkrug in der Hand. „Ein Zuruf genügt, und wir machen alles möglich“, sagt er nach vollendeter, amüsanter Eröffnungsrede, die er sich auf eine Nachfrage hin zurechtgebastelt hatte.

 

Die Lacher hatte er am Freitagabend bei der Eröffnung des 24. Ditzinger Zeltcafés jedenfalls auf seiner Seite. Das ist auch kein Wunder, denn rund um dieses traditionsreiche Event kennt hier jeder jeden. „Wir sind wie eine große Familie und sind alle schon seit Jahren dabei“, erzählt Schwinges Verlobte Birgit Schneider. Zeltcafé auf dem Festplatz in der Glemsaue: das bedeutet zum einen drei Tage Aufbau, zehn Tage Festbetrieb, drei Tage Abbau. Das bedeutet aber auch: eimerweise Kartoffeln schälen, Wurstsalat machen, bergeweise Spätzle kochen, Quark für den Dip abschmecken. Und es bedeutet lange Tage, kurze Nächte mitwenig Schlaf und Ruhe. Gestemmt wird all dies von einem etwa 20 Mann starken Team, das während der gesamten zehn Tage eng zusammenhält und sich gegenseitig aushilft, wo es nur geht. Als „Ruheraum“ dient ein Areal hinter den drei Zelten, auf denen auch das eine oder andere Campingzelt aufgebaut ist. „Diese Familie da hinten schläft mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern in ihrem Zelt“, sagt Birgit Schneider und deutet auf die kleine Behausung aus dunkelblauem Stoff. Jene Familie ist zugegebenermaßen aber auch noch in einem Alter, in dem es dem Rücken nicht so viel ausmacht, wenn er mal ein paar Nächte auf einer harten Isomatte liegt.

Kein Urlaub während des Zeltcafés

Friedrich Hauser hingegen hat nach jahrelanger Mitarbeit im Zeltcafé-Team den Platz für den Nachwuchs geräumt. „Ich war mindestens zehn Mal dabei, aber irgendwann wurde es mir körperlich einfach zu anstrengend“, sagt der 34-jährige Ditzinger. Inzwischen stehe er lieber „auf der anderen Seite der Theke“ und genieße das gastronomische und musikalische Angebot.

Dieter und Gabriele Schwarzinger aus Ditzingen kommen ebenfalls regelmäßig in die Glemsaue. „Wenn Zeltcafé ist, dann fährt man einfach nicht in den Urlaub“, sagt Gabriele Schwarzinger. Egal, welches Wetter herrscht: sie kommen an jedem Abend auf den Platz, um ein Getränk und die Atmosphäre zu genießen. Er habe sogar Urlaub während der Festwoche genommen, erzählt ihr Mann Dieter, der vom Teamgeist innerhalb des Zeltcafé-Vereins schwärmt. „Es ist ein toller Zusammenhalt da, man trifft sich sogar außerhalb des Zeltcafés und geht etwa zu Konzerten.“

Manuel Andrack kommt und liest

Auch Birgit Schneider hat sich extra Urlaub genommen, um täglich ihre Schichten hinter der Theke oder in der Küche zu schieben. Den Löwenanteil der Vorbereitung hingegen macht die Zusammenstellung des Programm aus. Am Dienstag, 23. August, gibt es Spätzle-Variationen. Der Berufswanderer und Buchautor Manuel Andrack liest am Mittwoch, 24. August, aus seinem neuen Buch, am Abend darauf tritt der „traurigste Komiker der Welt“, Nico Semsrott, auf. Die Gruppe Fezzmo ist für den letzten Live-Act am Freitag, 26. August, zuständig. Und am Samstag, 27. August, verabschiedet sich das Zeltcafé mit einer Aloha-Hawaii-Sommerfete.

Einer, der schon zum wiederholten Male vom Verein engagiert wurde, ist Jan Harnisch aus Gerlingen. Der Musiker genießt die familiäre Atmosphäre in der Glemsaue. „Wenn ich hier spiele, ist das wie Familie. Hier sind auch ganz viele Freunde von mir, es macht einfach großen Spaß“, sagt er. Nicht zuletzt wegen des aufblasbaren Pools, der hinter dem Zelt steht und in den er nach seinem Auftritt springen kann.