Der Stadtjugendring ehrt acht Jugendliche, die sich ehrenamtlich engagieren. Eine davon ist Philine Pastenaci. Sie ist Sprecherin von Luna, einer Gruppe für junge Lesben.

Stuttgart - Eigentlich bin ich da so reingerutscht“, sagt sie und grinst. Schlank, dunkles Hemd, Siegelring: Philine Pastenaci, 26, lehnt locker auf einem Stuhl in der Weißenburg an der Weißenburgstraße 28 A und erzählt von ihrer ehrenamtlichen Arbeit im schwul-lesbischen Zentrum. Seit drei Jahren ist sie dort Gruppensprecherin von Luna. Luna, das ist eine Gruppe junger Lesben, die sich dort einmal in der Woche trifft und austauscht.

 

Für diese Arbeit wird sie mit sieben anderen jungen Ehrenamtlichen am kommenden Dienstag vom Stadtjugendring und der Stadt Stuttgart geehrt. „Ich wollte zwar schon immer etwas ehrenamtlich machen, aber das Engagement hier ist eher zufällig entstanden“, erzählt Pastenaci. Über die Ehrung freue sie sich sehr. Aber: „Ich frage mich schon, ob ich das verdient habe. Ich mache viel, aber andere eben auch.“

Es gibt Überschneidungen zwischen der Regie-Arbeit und dem Ehrenamt

Schon mit 13 oder 14 Jahren habe sie gewusst, dass sie homosexuell sei. „Aber ich hab es weggeschoben, geleugnet“, sagt sie. Ihr größte Angst sei gewesen, dass jemand etwas herausfindet. Mit Theater und Schauspiel in Berlin aufgewachsen, kam sie vor knapp vier Jahren nach Ludwigsburg für ihr Regie-Studium. Dort habe sie sich dann in eine Kommilitonin verknallt, mit der sie befreundet war. „Das war ein physischer Zustand, der sich einfach nicht mehr leugnen ließ.“ Sie recherchierte online, fand die Initiativgruppe Homosexualität und Luna. Das sei ihr Moment der Erkenntnis gewesen: „Nicht das erste Mal knutschen mit einer Frau, sondern ein Tisch voller Lesben, wo allen klar ist, woran man ist.“ Luna ist eine Gruppe zum Austausch. Pastenaci beschreibt die Gruppe als Schutzraum, der unpolitisch ist und in dem nur Voraussetzung ist, dass man weiblich ist und auf Frauen steht – ob lesbisch, bi oder transsexuell lesbisch.

Schon drei Wochen nach ihrem ersten Besuch wurde Pastenaci zur Gruppensprecherin gewählt. Seitdem habe sie ein offenes Ohr für Sorgen, versuche die Gruppe zusammenzuhalten und zu schauen, dass sich alle wohlfühlen. Aufgaben, die sie so ähnlich von ihrer Arbeit als Regisseurin kenne. In den vergangenen drei Jahren gab es durchaus Probleme zu bewältigen: „Manchmal habe ich schon gedacht, ‚Alter, worauf hast du dich hier eingelassen’“ und erzählt von Suizidgedanken, Drogenproblemen, Klinikaufenthalten. Sie versuche die Dinge nicht zu nah an sich heranzulassen. Deshalb sei sie froh, dass es seit September eine professionelle Anlaufstelle für Lesben beim Frauenberatungs- und Therapiezentrum gebe. Seit einem Jahr ist sie als Bereichsleiterin Bildung und Erziehung auch im Vorstand der Initiativgruppe Homosexualität. Darauf wolle sie sich in Zukunft konzentrieren und auf Polychrom: Junge Homosexuelle haben ältere Homosexuelle zu ihren Erfahrungen befragt. Daraus sind verschiedene Kunstprojekte entstanden. Die Gruppenleitung von Luna wolle sie dann abgeben, da die Gruppe für Frauen bis 27 Jahre gedacht ist und sie bald zu alt sei. Warum sie das alles macht? „Ich glaube, ich habe ein Helfersyndrom“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Aber gerade deswegen habe sie nie das Gefühl, genug Zeit zu haben. Ein Thema, das zu kurz komme, sei die Einbindung von Behinderten. Deshalb ist Pastenaci immer auf der Suche nach Menschen, die sich engagieren wollen. Vor allem im Vorstand mangele es an Frauen, sagt sie.

In Zukunft will sie sich mehr auf die Vorstandsarbeit konzentrieren