Die EU-Kommission hat die Aufteilung der Westdeutschen Landesbank besiegelt. Die Beschäftigten befürchten einen massiven Stellenabbau.

Düsseldorf - Auf den ersten Blick sieht es so aus wie immer. Eilig huschen die Mitarbeiter der WestLB nach ihrer Mittagspause wieder zurück durch die Empfangshalle an die Arbeitsplätze; nur hier und da bleibt jemand stehen. Allenfalls die Betriebsratschefin Doris Ludwig fällt auf, die im lichtdurchfluteten Foyer ein Interview nach dem anderen gibt. Zwischendurch bleibt allerdings immer mal wieder jemand stehen und fragt Ludwig, wie es weitergeht. „Ich weiß es auch noch nicht so genau“, gibt sie dann zurück, bevor sie hinzufügt, „und das alles vier Tage vor Weihnachten.“

 

Die Brüsseler EU-Kommission hat am späten Vormittag bekanntgegeben, dass die WestLB abgewickelt wird und ihre Geschäftstätigkeit zum 30. Juni des kommenden Jahres endgültig einstellen wird. Die einstmals drittgrößte Bank der Republik schließt dann unweigerlich ihre Pforten, die Brüsseler Kommission ist am Ziel. „Die WestLB-Saga muss ein Ende haben“, hatte Wettbewerbskommissarin Nelli Kroes schon vor Jahren nach Düsseldorf gerufen und so keinen Zweifel daran gelassen, wie sie die Auseinandersetzung, die ihr Vorgänger Karel van Miert begonnen hatte, fortzusetzen gedachte. Joaquin Almunia, der neue Wettbewerbskommissar, hatte den seit mehr als einem Jahrzehnt währenden Streit zwischen Brüssel, Berlin und Düsseldorf übernommen und ihn nun mit seinem endgültigen Spruch beendet. „Die europäische Kommission hat die Zerschlagung genehmigt“, formulierte er und bemühte sich dabei, freundlich zu wirken. An gleich mehreren Stellen weist er darauf hin, dass dem Steuerzahler dank dieser Entscheidung künftige Lasten erspart bleiben. Gleichzeitig drängt die Kommission die bayerischen Sparkassen erneut zu einer nachträglichen Beteiligung an der Rettung der BayernLB. Offen sei aus Sicht der EU-Behörde nur noch die Frage der Lastenteilung unter den Eigentümern von Deutschlands zweitgrößter Landesbank, sagte Almunia. Wie schnell eine Entscheidung über die milliardenschweren Beihilfen möglich sei, hänge von der Bank selbst ab.

Klar ist, dass die WestLB jetzt abgewickelt wird. Übrig bleiben viele der zurzeit noch 4300 Mitarbeiter, die keiner rosigen Zukunft entgegengehen. Bis zum Ende des kommenden Jahres kann zwar niemandem gekündigt werden und eine stattliche Zahl an WestLB-Beschäftigten ist mit gut dotierten, beamtenähnlichen Verträgen ausgestattet, aber das beruhigt im Moment niemanden. „Uns ärgert, dass wir auch das aufgeben sollen, wo noch Geld verdient werden könnte“, schimpft etwa Doris Ludwig, die Betriebsratschefin. Sie war tief enttäuscht, als kürzlich der Investor Apollo absprang, der eigentlich die Immobiliengesellschaft West Immo kaufen wollte; bis in die heutigen Tage eine Ertragsperle der WestLB, die in den zurückliegenden Jahren jeweils zwischen 50 und 70 Millionen Euro an Gewinnen abgeliefert hat. Sie ärgert sich darüber, dass völlig unklar ist, wie lange die Mitarbeiter in der „RestLB“ ihren Dienst auch am Markt anbieten können. „Das ist unsere große Hoffnung“, formuliert Ludwig.

Nicht viele werden einen neuen Job finden

Von den 4300 Beschäftigten wird nach gegenwärtiger Lage nur ein kleiner Teil einen zukunftsträchtigen Arbeitgeber finden. Rund 400 Mitarbeiter werden vermutlich die Sparkassenzentralbankfunktion unter dem Dach der Helaba übernehmen, der Rest muss in die Servicegesellschaft, die früher oder später abgewickelt wird. Dort sitzen dann auch die Experten für die vielen Schrottpapiere, die aus der Bankenkrise übrig geblieben sind und die noch vermarktet werden. „Wir können das“, wirbt Doris Ludwig, und an dieser Stelle springt ihr der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter Borjans bei. Er muss die Personalkosten für all jene schultern, die übrig bleiben und hat deshalb ein großes Interesse daran, so viel Geschäft wie möglich zu machen und auch Einnahmen zu generieren. „Es kann nicht sein, dass wir aus Brüssel schlechter gestellt werden, weil wir früher begonnen haben, die Probleme der Bank zu lösen“, sagt der Sozialdemokrat gen Brüssel.

In der Tat hatte Düsseldorf vor anderen Landesbanken begonnen, die schlechten Papiere auszugliedern, und dafür Zweckgesellschaften gegründet. Bis heute hat man die Hoffnung, die Bestände so zu verwalten, dass die Verluste sich am Ende in Grenzen halten und möchte dieses Wissen auch anderen Gesellschaften wie der Krisenbank Hypo Real Estate anbieten.

Unter dem Strich wird freilich stehen bleiben, dass die Geschichte der Westdeutschen Landesbank beendet wird. „Ich glaube, die Zeit der Landesbanken ohne Geschäftsmodell ist vorbei“, urteilt deshalb kühl der Düsseldorfer Finanzminister, der natürlich weiß, dass seine Vorgänger es nicht geschafft haben, den Landesbankensektor in Deutschland rechtzeitig neu zu ordnen; nachdem Brüssel die Haftungsbedingungen auf Betreiben der Privatbanken Mitte des vergangenen Jahrzehnts geändert hatte.