Sie gehörten zum Weltkulturerbe - jetzt hat eine Gruppe Fundamentalisten drei jahrhundertealte Mausoleen in Mali zerstört. Die Regierung des Landes sucht nach einer Lösung. 

Bamako - Islamistische Rebellen sollen dafür belangt werden, dass sie in Timbuktu Stätten des Weltkulturerbes zerstört haben. Die Verwüstung historischer Heiligengräber komme Kriegsverbrechen gleich, erklärte am Sonntag die Regierung von Mali. Sie kündigte an, sich an den Internationalen Strafgerichtshof zu wenden. 

 

Nach UNESCO-Angaben, hatte die Extremistengruppe Ansar Dine am Wochenende die jahrhundertealten Mausoleen von Sidi Mahmud, Sidi Moctar und Alpha Moya zerstört: „Wir werden alles zerstören und dann die Scharia (islamisches Recht) in dieser Stadt anwenden“, so ein Sprecher der fundamentalistischen Gruppe.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rügte die Angriffe auf die Mausoleen als vollkommen ungerechtfertigt. Er rief zu Gesprächen über die Lösung der Krise auf und versicherte - nach Angaben eines Sprechers -, die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, die Afrikanische Union, die Länder der Region, die Regierung und Bevölkerung Malis dabei zu unterstützen. Ban appellierte an alle Beteiligten, das Kulturerbe Malis zu bewahren.

Islamisten nehmen Anstoß an Heiligenverehrung

Timbuktu war lange Zeit ein Zentrum der islamischen Lehre und Forschung. In der Stadt gibt es mehr als 300 Heiligengräber, 16 von ihnen werden von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt. Die Islamisten missbilligten die Verehrung der Heiligen und argwöhnten, dass die Bevölkerung sie so anbete wie Gott, sagte ein Einwohner. Ein anderer hielt dem Verdacht jedoch entgegen, dass Timbuktu lange zurückreichende muslimische Wurzeln habe. „Timbuktu war seit dem 12. Jahrhundert eine islamische Stadt, und wir wissen, was die Religion über Heiligengräber sagt“, erklärte Bouya Ould Sidi Mohamed. „Im Gegensatz zu dem, was die Islamisten oder Wahabiten von Ansar Dine sagen: Hier in Timbuktu beten die Menschen die Heiligen nicht an wie Gott, sondern erbitten nur ihren Segen, weil sie unsere spirituellen Leitfiguren sind.“

Die Gruppe Ansar Dine (Verteidiger des Islams) steht mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) in Verbindung und will in dem von ihr beherrschten, Asawad genannten Gebiet strenges islamisches Recht durchsetzen. Sie hatte nach einem Putsch im März das Chaos ausgenutzt und gemeinsam mit säkularen Kämpfern der Volksgruppe der Tuareg weite Teile des Nordens erobert. Dann kam es aber zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Rebellengruppen, und die Islamisten gewannen die Oberhand.

Islamistische Bilderstürmer hatten bereits 2001 weltweit für Empörung gesorgt: In Afghanistan zerstörten strenggläubige Taliban die berühmten Buddha-Statuen von Bamian, die ebenfalls zum Weltkulturerbe zählten.