Der Kühlschrank wurde kaputt gemacht – und das zum wiederholten Mal. Die Projektverantwortliche kann nicht mehr und will sich zurückziehen.

Böblingen: Anke Kumbier (ank)

Das Lebensmittelhäuschen des CVJM in der Sindelfinger Seestraße ist Meike Baurs Herzensangelegenheit. 2019 hat sie das ehrenamtliche Projekt ins Leben gerufen. Jetzt fehlt ihr die Kraft als Koordinatorin weiterzumachen. Der Grund: Immer wieder wird der Lebensmittelpunkt offenbar mutwillig zerstört. Aktuell informiert ein Zettel darüber, dass der Kühlkreislauf des Kühlschranks durchtrennt wurde. Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) kann die Waren nicht mehr kühlen, der Verteiler bleibt deshalb vorerst zu.

 

Im Häuschen gibt es vor allem Lebensmittel, die in Supermärkten und Bäckerei im Abfall gelandet wären, aber noch gut sind. „Unsere Intention ist es, die Lebensmittel weiter zu verteilen und auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen“, sagt Baur. Allerdings habe es immer wieder Probleme gegeben. Der Kühlschrank sei jetzt zum dritten Mal kaputt gemacht worden, außerdem verschwänden immer wieder Besen, die da sind, um das Häuschen zu reinigen. In der Anfangszeit hätten Menschen sogar im Häuschen übernachtet. „Wir sind die letzten, die Menschen keine Obhut geben möchten“, sagt die 29-Jährige. Aber allein aus hygienischen Gründen sei der Verteiler als Übernachtungsmöglichkeit völlig ungeeignet.

Kaputte Kühlschränke eine neue Qualität

Der CVJM brachte ein Zeitschaltschloss an. Zwischen 23.30 Uhr und sieben Uhr kam niemand mehr rein. Aber: „Mit dem Schloss hat der Vandalismus zugenommen.“ Immer wieder sei das Schloss demoliert worden. Vergangenes Jahr habe dann erstmals jemand den Kühlkreislauf kaputt gemacht. Für Baur eine neue Qualität: „Denn dafür muss man extra Werkzeug mitbringen.“

Angezeigt habe sie die Vorfälle nicht. Sie glaube nicht, dass die Polizei die Täter finden würde. Eine Kamera möchte sie nicht anbringen. „Das widerspricht unseren Prinzipien“, sagt sie. Bedürftige, die nicht erkannt werden wollen, sollen nicht von einer Kamera abgehalten werden, zu kommen. Für die Zerstörungswut hat Baur keine Erklärung. „Ich kann mir nicht vorstellen, wer so etwas macht.“ Es handle sich um ein ehrenamtliches Projekt aus der Mitte der Gesellschaft für die Mitte der Gesellschaft, das „sehr gut“ angenommen werde. „Es läuft wie eine Eins.“

Die Enttäuschung wiegt schwer

Dauerhaft schließen wolle der CVJM das Häuschen trotz allem nicht. Mithilfe von Spenden einen neuen Kühlschrank zu kaufen, sei das geringere Problem, meint Baur. Viel schwerer wiegt bei ihr die Enttäuschung über die Zerstörung. „Es ist mein Baby“, sagt die 29-Jährige. „Aber ich bin so müde, noch weiterzumachen.“ Um es sinnvoll fortzuführen, wäre ihrer Meinung nach eine Doppelspitze notwendig, um die Verantwortung zu verteilen – oder eine Vergütung, die für den Aufwand, den jeder Vandalismusakt nach sich zieht, entschädigt.

Nur wenige hundert Meter weiter bleibt das Koscht-Nix-Häusle des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ebenfalls vorerst zu. Dort hatten Menschen statt brauchbaren Gegenständen haufenweise Müll abgeladen. Aber auch der BUND will nicht aufgeben. Er lädt am Dienstag, 10. September, um 16 Uhr, zu einem Treffen vor dem Häusle ein. Die Frage: Wie soll es weitergehen?