Die Rettung ist gelungen! Punker Gleen und Hund Goldie haben am Feuersee viele Menschen erfreut. Doch dann wurden die Wollfiguren gestohlen. Ein Webdesigner verfolgte die Diebe, stellte sie und gab die Kerlchen an die Künstlerin zurück.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Den lieben langen Tag haben sie auf den Johanneskirche geschaut, der Punker Gleen mit Goldie, seinem Hund. Die beiden bunten Wollfiguren sind Teil einer kunterbunten Bewegung, die man „Guerilla Knitting“ nennt. Frei übersetzt könnte man „gehäkelte Graffiti“ dazu sagen. Dem Großstadtgrau setzen Street-Art-Künstlerinnen und -Künstler wollene Lebenslust entgegen. Um die Welt ein bisschen schöner und besser zu machen, kommen sie oft bei Nacht und Nebel, um an strategisch ausgesuchten Orten Farbenfreude zu hinterlassen.

 

Am Feuersee sind Gleen und Goldie rasch zu kleinen Stars geworden, die viele Passanten per Selfie in die digitale Welt weit über den Stuttgarter Westen hinaus verschickt haben.

Die Künstlerin will Randgruppen sichtbar machen

Auch der Webdesigner Florian Zeller hat den Punk mit dem blauen Haarstreifen fotografiert, der herzergreifend seinen Hund umarmt. Gut befestigt sind die beiden Wollfiguren. Ein ebenfalls gut gesicherter Zettel informiert über das Anliegen der Künstlerin Elke Hahn. Mit Gleen und Goldie will sie nicht nur das Stadtbild verschönern, sondern auch Randgruppen sichtbar machen. Ausgiebig also hatte Zeller die Lieblinge der Passanten fotografiert, ehe er mit seiner Freundin, am Feuersee entlang, zur Johanneskirche lief.

Als er sich dann umdrehte, sah er, wie sich ein Paar an Gleen und Goldie zu schaffen machte. Mit einem Messer wurden die Schnüre durchtrennt, mit denen die Häkelkerlchen gesichert. Ruck-zuck verschwand das Paar mit seiner Beute.

„Herr Zeller ist der Held meiner Wollhelden“

Florian Zeller rannte los. Er verfolgte die Diebe und konnte sie am Eingang zur S-Bahn-Haltestelle stellen. Die Frau und ihr Mann rückten das Diebesgut heraus, mit dem sie ihr Kind daheim erfreuen wollten. Der Webdesigner informierte die Künstlerin Elke Hahn sodann, um ihr wenig später Gleen und Goldie zu überreichen. „Herr Zeller ist der Held meiner Wollhelden“, freute sich die 58-Jährige, die bereits einen Weltrekord im Häkeln von Pfostenmützen aufgestellt hat. Zurück an den Feuersee sollen die beiden nun wieder kommen. „Sie sollen viele Leute erfreuen, nicht nur einige wenige daheim“, sagt Elke Hahn. Das Paar hat Glück gehabt. Von einer Anzeige will die Künstlerin absehen.