Die Polizei ermittelt in einem möglichen Fall von krasser Tierquälerei: Eine Katze kam verstümmelt nach Hause, dem kompletten Schwanz fehlten Haut und Haare. Die Besitzer vermuten eine grausame Tat und haben eine Belohnung ausgesetzt.

Leinfelden - Der Schock sitzt tief. Zwei Tage lang haben Tina Martusciello und Luca Bertoneri ihren zweijährigen Kater Neve vermisst. Am vergangenen Freitag ist er schwer verwundet wieder aufgetaucht. „Das Fell am Schwanz ist vom Ansatz her sauber abgezogen worden. Da war keine ausgefranste Haut zu sehen, und es lagen auch sonst keine Verletzungen vor“, erzählt die 44-Jährige aus Leinfelden. Deshalb ist sie davon überzeugt: „Das war kein Unfall. Wir gehen davon aus, dass er von Menschen misshandelt worden ist.“

 

Um andere Katzenbesitzer zu warnen, hat sie den Vorgang jetzt öffentlich gemacht und das Foto vom weißen Kater mit dem blutroten Schwanz ins Internet gestellt. „Ich habe mir das lange überlegt, und es ist mir nicht leicht gefallen. Aber wir hoffen auf Informationen, die eine Erklärung dafür liefern, was hier geschehen ist“, sagt sie. Ihre Familie unterstützt sie und hat eine Belohnung von 500 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen.

Der Kater war Freigang gewöhnt und bevorzugt im Bereich zwischen der Stöckwiesenstraße und der Musberger Straße am Ortsausgang von Leinfelden unterwegs. Verschwunden war Neve vergangene Woche von Donnerstagmittag bis Freitagabend um 20.30 Uhr. Dann hörten die Besitzer das verängstigte Tier in einem Gebüsch am Haus miauen. „Wir konnten es nicht fassen. Der Anblick hat mir in der Seele wehgetan“, sagt Luca Bertoneri.

Sie leiden, weil sie ihre Kater nicht beschützen konnten

Das schmerzliche Gefühl, dass sie ihren Kater nicht beschützen konnten, sitzt tief. Tina Martusciello geht die möglichen Szenarien immer wieder durch: „Mein schlimmster Gedanke ist: Was ist in den beiden Tagen passiert, als wir nicht helfen konnten“. Sollte dem Tier tatsächlich gezielt das Fell vom Schwanz gezogen worden sein, offenbart der Vorgang eine Grausamkeit, die nicht nur seine Besitzer fassungslos macht.

Auch die Beamten im Leinfeldener Polizeiposten und Polizeihauptkommissar Christian Wörner vom Polizeipräsidium in Reutlingen mussten schlucken, als die Anzeige der Besitzer auf ihrem Tisch landete. „Dieser Fall ist sehr ungewöhnlich. Es ist das erste Mal, dass wir so etwas haben“, sagt der Pressesprecher. Wörner hat selbst eine Katze. Deshalb weiß er, dass die Ermittlungen schwierig werden. „Die Tiere haben einen großen Aktionsradius. Mich würde es wundern, wenn wir einen Täter ermitteln könnten“, sagt er. Trotzdem werde der Sache natürlich nachgegangen.

Die Polizei tappt im Dunkeln

Eine Nachbarschaftsbefragung wurde bereits durchgeführt. Und obwohl laut Polizei tatsächlich der Verdacht besteht, dass es sich um einen Fall von Tierquälerei handelt, bleiben Fragen offen. „Wir müssen auch in Betracht ziehen, dass der Schwanz irgendwo eingeklemmt gewesen sei könnte“, stellt Wörner klar. Würden ein Täter oder eine Täterin ermittelt, müssten sie mit einem Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, Tierquälerei und Sachbeschädigung rechnen. Das Strafmaß reicht von einer Geldstrafe bis zur Haft von drei Jahren.

An den Einschränkungen, mit denen Kater Neve künftig leben muss, wird das nichts ändern. „Sein Schwanz musste bei einer Notoperation in der Tierklinik in Reutlingen sofort amputiert werden“, berichtet Tina Martusciello. Die Gleichgewichtsprobleme seien zwar nicht gravierend, aber doch deutlich sichtbar. Und auch mit dem unbeschwerten Streunen in freier Natur ist es vorbei. Sie halten ihre Katzen künftig im Haus und gehen nur noch mit Geschirr und Leine auf die Straße, hat das Paar beschlossen.

Der Polizeiposten Leinfelden bittet um Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Klärung der offenen Fragen um das Verschwinden und die Verletzung von Kater Neve beitragen können unter Telefon 0711/90 37 70.