Die frühere Freundin von Florian H. und Zeugin im NSU-Ausschuss ist am Samstagabend in ihrer Wohnung in Kraichtal an einem Krampfanfall gestorben. Am Montagvormittag sollen die Obduktionsergebnisse bekannt gegeben werden.

Stuttgart - Nach dem überraschenden Tod einer Zeugin im NSU-Untersuchungsausschuss werden zum Wochenbeginn erste Obduktionsergebnisse erwartet. Die 20 Jahre alte Frau war am Samstagabend in ihrer Wohnung in Kraichtal (Landkreis Karlsruhe) mit einem Krampfanfall gefunden worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Karlsruhe am Sonntag mitteilten. Die Ärzte konnten das Leben der jungen Frau nicht mehr retten. Für den Sonntagabend war eine Obduktion der Leiche geplant, am Montagvormittag sollen die Ergbnisse der Untersuchung bekannt gegeben werden.

 

Bei der Toten handelt es sich um eine Ex-Freundin von Florian H., einem ehemaligen Neonazi, der im Herbst 2013 in einem Wagen in Stuttgart verbrannt war. Florian H. soll gewusst haben, wer die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn getötet hatte.

20-Jährige fühlte sich bedroht

Die 20-Jährige hatte im NSU-Ausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung ausgesagt, weil sie erklärt hatte, sie fühle sich bedroht. Ein Sprecher der Polizei Karlsruhe sagte am Sonntagabend, bislang gebe es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden am Tod der Frau. Der Vorsitzende des NSU-Ausschusses, Wolfgang Drexler (SPD), sagte der Deutschen Presse-Agentur, es wäre fahrlässig, nun über die Todesursache zu spekulieren. „Wir warten das Ergebnis ab.“

Der Ausschuss soll die Verbindungen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in den Südwesten und mögliches Behördenversagen genauer betrachten. Den Rechtsterroristen des NSU wird der Mord an neun Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und an der Polizistin Kiesewetter zugeschrieben. In den vergangenen Ausschusssitzungen hatten sich die Abgeordneten mit Florian H. beschäftigt, dessen Tod die Polizei für einen Suizid hält. Die Familie glaubt aber nicht daran, dass Florian sich selbst getötet hat. Die Polizei steht in dem Fall unter Druck, weil sie hier schlampig ermittelt und auch Gegenstände in dem ausgebrannten Wagen übersehen haben soll.