Nach dem plötzlichen Tod einer 20-Jährigen, die vor dem NSU-Ausschuss ausgesagt hatte, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit, die 20-Jährige sei an einer Lungenembolie verstorben. Anzeichen für eine Fremdeinwirkung gebe es nicht.

Karlsruhe/Stuttgart - Nach dem überraschenden Tod einer Zeugin im Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss hat die Obduktion nach Angaben der Polizei keine Hinweise auf ein Fremdverschulden ergeben. Die 20 Jahre alte Frau aus Kraichtal (Kreis Karlsruhe) sei an den Folgen einer Lungenembolie gestorben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Karlsruhe mit. Das sei das vorläufige Ergebnis der Leichenschau in der Universität Heidelberg.

 

Bei der Toten handelt es sich um eine Ex-Freundin von Florian H., einem ehemaligen Neonazi, der im Herbst 2013 in einem Wagen in Stuttgart verbrannt war. Florian H. soll gewusst haben, wer die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn getötet hatte.

Die Behörden teilten weiter mit, die junge Frau habe am vergangenen Dienstag einen leichten Motorradunfall gehabt und sich eine Prellung im Knie zugezogen. Zwar sei die Frau mehrfach ärztlich behandelt worden, trotzdem habe diese Verletzung letztlich eine Verstopfung eines Blutgefäßes der Lunge ausgelöst. „Anzeichen für eine wie auch immer geartete Fremdeinwirkung haben sich bei der Obduktion nicht ergeben“, hieß es in der Mitteilung. Die 20-Jährige hatte im NSU-Ausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung ausgesagt, weil sie erklärt hatte, sie fühle sich bedroht.

Unfall beim Training auf Vereinsgelände eines Motocross-Vereins

Nach den Ermittlungen hatte die junge Frau am vergangenen Dienstag einen Sportunfall. Sie habe sich die Verletzung beim Training auf dem Vereinsgelände eines Motocross-Vereins in Odenheim zugezogen. Sie sei wohl nach einem Fahrfehler bei geringem Tempo mit dem Geländemotorrad ihres Lebensgefährten gefallen und habe sich eine Prellung im Knie zugezogen. Am Abend sei sie ins Krankenhaus gegangen und habe sich ambulant versorgen lassen. Am Donnerstag habe sie sich ihrem Hausarzt vorgestellt. Beide Male hätten die Ärzte eine Thrombosevorsorge gemacht. „Dennoch dürfte sich aus dem unfallbedingten Hämatom im Knie ein Thrombus gelöst und letztlich die Embolie verursacht haben.“

Eine Lungenembolie wird manchmal auch als Lungeninfarkt bezeichnet. Auslöser sind zumeist Blutgerinnsel (Thrombus). Eine Lungenembolie gehört zu den häufigsten nicht oder falsch diagnostizierten Krankheiten.

Drexler: Tragischer und bedauerlicher Fall

Aus Sicht des Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses im Landtag, Wolfgang Drexler (SPD), gibt es keinen Zweifel an den Schilderungen der Behörden. Er sehe keinen Ansatz für weitere Ermittlungen. „Es ist ein sehr tragischer und bedauerlicher Fall.“ Die Polizei habe umfassend und rasch ermittelt und ihre Ergebnisse ausführlich dargelegt.

Der U-Ausschuss soll die Verbindungen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in den Südwesten und mögliches Behördenversagen genauer betrachten. Den Rechtsterroristen des NSU wird der Mord an neun Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und an der Polizistin Kiesewetter zugeschrieben. In den vergangenen Ausschusssitzungen hatten sich die Abgeordneten mit Florian H. beschäftigt, dessen Tod die Polizei für einen Suizid hält. Die Familie glaubt aber nicht daran, dass Florian sich selbst getötet hat. Die Polizei steht in dem Fall unter Druck, weil sie hier schlampig ermittelt und auch Gegenstände in dem ausgebrannten Wagen übersehen haben soll.