Am 1. Januar wechselt die Verantwortung für die Autobahnen vom Land zur bundeseigenen Autobahn GmbH. Davon sollen die Autofahrer nichts mitbekommen, sagt die Chefin der Niederlassung Südwest. Die schaut dafür jetzt schon, wann welche Klotür an Rastplätzen benutzt wird.

Stuttgart - Weniger Staus auf Autobahnen, effektivere Arbeit auf den Baustellen und sauberere Toiletten an den Rastplätzen sind die Ziele der neuen Autobahn GmbH. Zum Jahreswechsel übernimmt sie die Verantwortung für die Autobahnen im Land. „Ich glaube nicht, dass die Autofahrerinnen und Autofahrer davon etwas merken“, sagte die Leiterin der Niederlassung Südwest, Christine Baur-Fewson, der Deutschen Presse-Agentur. Die Autobahnmeistereien, die etwa im Winter fürs Räumen und Salzstreuen zuständig sind, machten ihre Arbeit wie gewohnt für ihre jeweiligen Streckenabschnitte weiter.

 

Im Zuge der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen hatten sich Bund und Länder 2017 geeinigt, dass eine neu gegründete Autobahn GmbH des Bundes ab 1. Januar 2021 Finanzierung und Verwaltung für das Autobahnnetz übernehmen soll. Bis dato hatte der Bund diese Arbeiten finanziert und beauftragt, die Organisation lag bei den Ländern.

Die GmbH hat zehn Niederlassungen. Jene für den Südwesten mit Hauptsitz in Stuttgart ist für fast alle Autobahnen in Baden-Württemberg zuständig. Nur die Autobahnmeistereien Heidenheim (A7) und Wangen/Allgäu (A96) fallen in den Zuständigkeitsbereich Bayern Süd. Dafür zählen zum Südwesten die A65 und Teile der A6 in Rheinland-Pfalz mit den Autobahnmeistereien in Ludwigshafen und Kandel sowie kurze Strecken rund um das hessische Viernheim.

Offenbar Schwerpunkt im Bereich Innovation

Baur-Fewson verspricht sich von der neuen Struktur unter anderem Verbesserungen beim Thema Staus, wenn Autobahnbauten künftig aus einer Hand und nicht von Land zu Land geplant würden. „Dann kann man längere Baumaßnahmen am Stück über Ländergrenzen hinweg planen und hat nicht einmal hier fünf Kilometer und einmal da“, sagte sie. „Das schafft Synergien, die baubedingte Einschränkungen für Autofahrerinnen und Autofahrer reduzieren können.“ Dabei soll es vor allem um den Ausbau bestehender Strecken gehen, weniger um kompletten Neubau. Auch das Thema intelligente Verkehrsführung will sie angehen.

Ferner möchte Baur-Fewson das Konzept der digitalen Baustellen für Autobahnen übernehmen, welches das baden-württembergische Verkehrsministerium auf Landesstraßen erfolgreich getestet habe. Dabei gehe es zum Beispiel darum, dass der Fahrer eines Asphaltfertigers genau wisse, wann die nächste Asphaltlieferung komme, erklärte die Niederlassungsleiterin. Durch die digital gesteuerte, rechtzeitige Anlieferung der benötigten Menge in der richtigen Temperatur könne der Asphalt ohne ungewollte Stopps nahtlos verbaut werden. So entstünden weniger Nahtstellen. „Das verbessert die Qualität und damit die Lebensdauer der Autobahn.“ Durch digitale Steuerung der Walzen werde außerdem gewährleistet, dass neu eingebauter Asphalt gleichmäßig verdichtet wird. Dieses Projekt könnte Vorbildfunktion auch für andere Niederlassungen haben.

Schon angefangen hat die Autobahn GmbH, die einen Schwerpunkt im Bereich Innovation haben soll, beim Thema Hygiene in Sanitäranlagen an Rastplätzen. An mehreren Standorten sei in diesem Jahr Technik angebracht worden, die die Nutzungsfrequenz der Toilettentüren erhebt, erklärte Baur-Fewson. „Wir wollen unsere Reinigungsintervalle anpassen.“ Schon jetzt könne man sehen, dass es erhebliche Unterschiede je nach Wochentag und Tageszeit gebe. Auch spiele es beispielsweise eine Rolle, ob man nach Stuttgart fährt oder von Stuttgart weg. Für Details solle aber die Auswertung über einen längeren Zeitraum abgewartet werden.

Autobahn GmbH übernimmt Projekte vom Land

Die Niederlassung Südwest mit fünf Außenstellen und etwa 1000 Beschäftigten betreut mehr als 1050 Kilometer Fahrbahn mit rund 1800 Brücken, darunter die Kochertalbrücke bei Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) als höchste Talbrücke Deutschlands. „Wir haben im Südwesten in der Region Stuttgart die höchstbelasteten Autobahnen“, sagte Baur-Fewson. Rund 163 000 Fahrzeuge pro Tag seien beispielsweise auf der A8 bei Leonberg (Kreis Böblingen) unterwegs.

Projekte wie den sechsstreifigen Ausbau der A6 im Norden Baden-Württembergs oder den neuen Albaufstieg übernimmt die Autobahn GmbH vom Land. Auch künftige Projekte würden mit den für die sogenannte Planfeststellung zuständigen Regierungspräsidien abgesprochen. Dabei geht es unter anderem um Fragen zum Umweltschutz. Selbstredend gelten EU-Recht und etwa das Bundesnaturschutzgesetz auch für die Autobahn GmbH, betonte Baur-Fewson. Auch strebe sie für Planungsprojekte eine „intensive Bürgerbeteiligung“ an.