Seit dem Start der Gigabitregion Stuttgart nimmt der Anteil der Glasfaseranschlüsse in Stuttgart und den Kreisen zu. Doch wenn es in dem Tempo weitergeht, wird das Ziel nicht erreicht. Was sind die Gründe, und wie ist der Stand des Ausbaus?

Stuttgart - Im Mai 2019 ist die Gigabitregion Stuttgart mit ihrem ambitionierten Glasfaserausbauprogramm an den Start gegangen. In enger Kooperation mit der Telekom und den in den Kreisen und der Stadt Stuttgart etablierten Zweckverbänden sollen bis 2025 alle Schulen und Gewerbegebiete und fünf Jahre später 90 Prozent der Haushalte einen Glaserfaseranschluss bekommen. Die Telekom will dafür 1,1 Milliarden Euro investieren, die Kommunen sollen 500 Millionen Euro beisteuern. Doch jetzt ist das Ziel in Gefahr. „Wir sind zwar im Plan“, sagt Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabitregion-GmbH, „doch bei dieser Ausbaugeschwindigkeit gehen wir von einem realistisch erreichbaren Zielwert zwischen 66 und 80 Prozent aus.“ Das heißt: Von den heute rund 1,33 Millionen Haushalten in der Region Stuttgart wären auch in zehn Jahren noch zwischen 120 000 und 320 000 ohne Glasfaseranschluss. Wie reagiert die Regionalpolitik? Alle Fraktionen von AfD bis Linke/Pirat stehen zur Entscheidung, die Gigabitregion zu gründen. Lob gab es auch für den Start und die gute Zusammenarbeit mit den Kommunen. Der große Rückstand sei nicht in kurzer Zeit aufzuholen. Aber die Regionalpolitiker forderten, dass die Ausbaugeschwindigkeit erhöht werden müsse. Wie ging es los? Nach Angaben von Bahde sind seit dem Projektstart bis Ende 2020 in mehr als 70 Kommunen fast 2000 Kilometer Glasfaserleitungen verlegt worden, dadurch hätten 100 000 Haushalte und Betriebe mehr die schnelle Verbindung. Der Anteil der Glasfaserversorgung stieg von 2,3 auf sechs Prozent. Damit liegt die Region Stuttgart über dem Landesschnitt (fünf Prozent), aber noch immer weit hinter dem deutschlandweiten Wert von 11,8 Prozent. Wie ist die Verteilung in der Region? Aufgrund des Engagements der Energieversorgung Filstal (EVF) ist der Ausbau im Kreis Göppingen am weitesten gediehen. Spitzenreiter ist aber Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg), wo 93 Prozent der Haushalte und Unternehmen einen derartigen Anschluss haben, vor Bempflingen (Kreis Esslingen) mit 74 Prozent, Aichelberg und Albershausen (beide Kreis Göppingen) und Weil der Stadt (Kreis Böblingen) mit mehr als 50 Prozent. Zu den überdurchschnittlich versorgten Kommunen in der Region zählen auch Göppingen (37 Prozent) und weitere sieben Gemeinden in diesem Kreis mit Anschlusswerten zwischen 36 und 18 Prozent. Mithalten können nur Allmersbach (Rems-Murr-Kreis), Grafenau (Kreis Böblingen), Wolfschlugen (Kreis Esslingen), Gemmrigheim (Kreis Ludwigsburg) und als zweite Kreishauptstadt Ludwigsburg (14 Prozent).