Traditionsvereine haben oft Nachwuchssorgen. Die Zigeunerinsel und der Cannstatter Volksfestverein planen deshalb künftig gemeinsame Aktionen. Damit soll Nachwuchs geworben werden.

Stuttgart - Viele Brauchtums-Vereine klagen über ein zunehmendes mangelndes Interesse der Jugend. Die Gesellschaft Zigeunerinselund der Cannstatter Volksfestverein beschreiten jetzt einen neuen Weg: Weil sie ihre Nachwuchsarbeit voranbringen und eine breiteres Angebot für Kinder und Jugendliche machen wollen, werden die beiden Traditionsvereine künftig kooperieren und ihre Kräfte bündeln. Entsprechende Papiere haben sie jetzt unterzeichnet.

 

„Wir haben uns gefragt, wie man Kinder und Jugendliche wieder mehr an das Thema Brauchtum bringen kann“, erklärt Jens Rück, Vizepräsident des Gesellschaft Zigeunerinsel, die bereits auf 106 Jahre Vereinsgeschichte zurückblickt und neben Faschingsveranstaltungen etwa auch das Feuerseefest auf die Beine stellt. Es gehe darum, ein Beispiel zu geben, dass Traditionen nicht irgendwelche vergangenen und überholten Werte darstellten, sondern „wertvolle Bausteine“ jeder modernen Gesellschaft seien.

Die Pflege des Brauchtums auf die Fahnen geschrieben

Die Zusammenarbeit habe nahe gelegen, macht Rück deutlich. Ein Grund sei, dass beide Vereine sich auch die Pflege des Brauchtums auf die Fahnen geschrieben haben. „Da ist Geschichte drin“ , sagt Rück. Zudem habe man schon in der Vergangenheit Kontakte und Freundschaften zueinander gepflegt, einige Menschen seien auch gleich in beiden Vereinen Mitglied.

Die Kooperation ermögliche beiden Vereinen, zusammen ein breiteres, vielfältigeres Angebot für Kinder und Jugendliche auf die Beine zu stellen. Wie das konkret aussehen solle, daran arbeite man gerade erst gemeinsam, deshalb lasse sich dazu noch nicht allzu viel sagen, so Rück. Angedacht seien zum Beispiel Kooperationen mit Schulen und Ganztagseinrichtungen. Daneben geht es aber auch um die Außenwirkung generell. So verspreche man sich eine bessere Wahrnehmung bei den Menschen in der Heimatstadt.

Einen konrekten Fall der Zusammenarbeit gab’s schon

Einen konkreten Fall der Zusammenarbeit gab es aber auch schon. Beim diesjährigen Volksfestumzug standen Gardemädchen von der Zigeunerinsel auf dem Wagen des Cannstatter Volksfestvereins an der Spitze des Zuges und warfen Bonbons unters Volk. „Das sieht doch besser aus, als wenn ich da alleine oben stehe“, sagt Raymond Kleinert aus dem Vorstand des Volksfestvereins. Auch der erst 1994 gegründete Verein kümmert sich um die Pflege des Brauchtums und hat uralte Wurzeln in den Cannstatter Volksfestvereinen, die schon Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Städten in den USA gegründet wurden.

Der noch junge Verein mit dem Herzog von Württemberg als Präsident ist zwar prominent aufgestellt, kennt aber auch die Probleme mit dem Nachwuchs. „Man muss mit dem jungen Leuten unheimlich viel unternehmen“, weiß Raymond Kleiner, der in der Zusammenarbeit zunächst einmal auf verstärkte Kontakte und auf gegenseitige Hilfe bei Veranstaltungen setzt. Für den Volksfestverein ist der jährliche Festumzug der Höhepunkt im Vereinsjahr, und da ist Hilfe natürlich immer willkommen. Aber das soll nur ein Anfang sein.

Die Kooperation ist besiegelt, wie es weitergeht, soll in den kommenden Monaten mit Leben gefüllt werden. „Der Anfang ist gemacht, die Kräfte sind gebündelt“, sagt Raymond Kleiner, „und über konkrete Schritte werden wir schon bald reden.“